Friedrich Funder
Friedrich Funder, * 1. November 1872 in Graz, † 19. Mai 1959 in Wien, Publizist und Journalist.
Biografie
Funder war der Sohn eines Bäckermeisters. Er studierte Theologie, dann Rechtswissenschaften (Dr. jur.), wandte sich jedoch bereits 1896 (noch als Student) Journalistischem zu (zunächst bei der ab 1. Jänner 1894 erscheinenden Reichspost, bei der ihm aufgrund seiner Journalistischen Begabung neben dem Feuilleton das Parlamentsreferat zugewiesen wurde [Chefredakteur 1902, Herausgeber 1904]). Funder gelang es, der Redaktion eine sachdienliche Einrichtung zu geben und die wirtschaftliche Basis der Reichspost zu verbessern. Er trug wesentlich zu ihrer größeren Verbreitung und Bedeutung bei. In den übrigen dreieinhalb Jahrzehnten, in denen er (bis 1938) das Blatt leitete, übte er starken Einfluss auf die österreichische Politik aus. Unter Funders Leitung polemisierte die Reichspost gegen Liberale, Sozialdemokraten (die sie jedoch in ihrem Kampf für das allgemeine Wahlrecht unterstützte) und Deutschnationale (Ablehnung des Rassenantisemitismus Schönerers, jedoch Zustimmung zum Wirtschaftsantisemitismus Luegers), setzte sich für eine Großmachtstellung der Monarchie ein, unterstützte die Politik des Thronfolgers Franz Ferdinand (weshalb sie nach dessen Ermordung auch an der Spitze der anti-serbischen Propaganda stand und sich den Vorwurf der Kriegshetze einhandelte) und hielt bis zuletzt an der Forderung nach Fortsetzung des Kriegs fest. Funders Name stand deswegen nach dem Ersten Weltkrieg auf der Auslieferungsliste der Alliierten. Funder begrüßte das Manifest Kaiser Karls und hielt eine föderalistische Lösung der Staatsform Österreich-Ungarn für möglich. Er blieb bis an sein Lebensende überzeugter Monarchist.
In der Zeit der Ersten Republik verfolgte die Reichspost die Ereignisse im Donauraum aus groß-österreichischer Perspektive und setzte sich in den 30er Jahren für den Legitimismus ein. Die Sozialdemokraten und insbesondere das „Rote Wien" waren Ziele schärfster Angriffe. 1930 wurde Funder zum Präsidenten des „Bureau International des Journalistes Catholiques" gewählt. Ab 1933 verfocht er zwar die Grundsätze des Ständestaats, äußerte jedoch Bedenken gegen die Einschränkung der Pressefreiheit. Aktive Politik hat Funder nicht betrieben. Wohl hatte ihn Lueger als Mitglied des christlichsozialen Reichsratsklubs berufen, doch besaß Funder kein Abgeordnetenmandat. Später war er einer der vertrautesten Mitarbeiter Seipels. 1934 bis 1938 war er Mitglied des Staatsrats und begründete diesen Entschluss damit, dass ihm Österreich und die katholische Kirche über alles gingen. Seine konsequente Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus brachte ihn in die KZ Dachau und Flossenbürg. 1945 begründete Funder das kulturpolitisch wertvolle Wochenblatt „Die Furche", das er vom 1. Dezember 1945 bis zu seinem Tod herausgab. Funder veröffentlichte die Lebenserinnerungen „Vom Gestern ins Heute" (1952), „Aufbruch zur christl. Sozialreform" (1953) sowie „Als Österreich den Sturm bestand" (1957). Er erhielt 1953 den Preis der Stadt Wien für Publizistik. Friedrich-Funder-Hof, Fundergasse.
Quellen
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien 1992.
- Willy Lorenz: Dr. Friedrich Funder. Mythos und Wirklichkeit. In: Friedrich Funder. Vom Gestern ins Heute. Wien: Herder 1971, 5 ff.
- Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963.
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951.
- Lilly Reiss: Dr. Friedrich Funders Persönlichkeit und sein Wirken bis zum Ende der Monarchie, Diss. Univ. Wien. Wien 1950.
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935, Band 17.
- Neue illustrierte Zeitung, 05.03.1933.
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929.
Friedrich Funder im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.