Helene Migerka, * 13. September 1867 Brünn (Mähren), † 26. März 1928 Graz, Schriftstellerin.
Biografie
Helene Migerka war die Tochter des Gewerbefachmanns Franz Migerka und seiner Frau Katharina, geborene Kämpffat. Ihr Vater war Beamter im Handelsministerium, Präsident des Wiener Kaufmännischen Vereins und Gründer des Gewerbehygienischen Museums (1890). Ihre Mutter war Sozialarbeiterin, Frauenrechtsaktivistin und Schriftstellerin. Beide Elternteile waren auf vielfältige Weise mit Fragen der Volksbildung und Frauenbewegung beschäftigt.
Helene Migerka wurde in Brünn geboren, übersiedelte aber bereits 1872 mit ihrer Familie nach Wien. Sie war wie ihre Mutter und ihre Schwester Else Migerka als Schriftstellerin tätig und sozial engagiert. Gemeinsam gründeten die drei Frauen 1894 den "Hilfsverein für Lehrmädchen und jugendliche Arbeiterinnen Wien" und setzten sich für Frauenbildung ein. Helene Migerka war führend in der Wiener Frauenbewegung aktiv. Sie gehörte von 1894 bis zu ihrem Tod dem "Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien" an. Von 1900 bis zu ihrem Umzug nach Graz 1915 war sie dessen Vizepräsidentin. Besonders mit der Schriftstellerin Emilie Mataja verband sie eine enge Freundschaft. Beide Frauen waren auch im Umkreis deutsch-katholischer Literaturverbände, wie beispielsweise Iduna, aktiv. In Graz war Helene Migerka an der Entwicklung des Vereins "Wit" der Bundesbeamtenwitwen und -waisen beteiligt.
Ihr schriftstellerisches Oeuvre umfasste heiter-satirische Skizzen aus dem Gesellschaftsleben, Gedichte, Zeitsatiren und Humoresken. Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus hält einzelne von ihr verfasste Briefe und Gedichte.
Nach dem Tod des Vaters 1915 lebte sie mit ihrer Mutter und Schwester in Graz. Kurze Zeit nachdem ihre Mutter (1922) und Schwester verstorben waren, nahm sie sich im Alter von 60 Jahren das Leben.
Werke (Auswahl)
- Helene Migerka: Gedichte. Wien: Szelinski 1889
- Helene Migerka: Neue Gedichte. Leipzig: Wiegand 1895
- Helene Migerka: Das Glück der Häßlichen und andere Skizzen und Satiren. Leipzig: Reclam 1913
- Helene Migerka: Der neue Besen. Leipzig: Reclam 1920
Quellen
- ANNO: Olga Rudel-Zeynek: In Memoriam Helene Migerka. In: Die Österreicherin, (1928), Heft 5, S. 8
- ANNO: Dora Stockert-Meynert: Nachruf auf Helene Migerka. In: Neue Freie Presse, 31.03.1928
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2249 f.
- Marianne Baumgartner: Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938). Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2015
- Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 156
- Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 1. Wien: Daberkow 1889 ff.
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Migerka, Helene (1867−1928), Schriftstellerin [Stand: 18.12.2017]
- Austria-Forum: Migerka, Helene [Stand: 18.12.2017]
- Frauen in Bewegung: 1848−1938: Migerka, Helene [Stand: 18.12.2017]
- Transdifferenz. Deutschsprachige Literatur von Migrantinnen aus Österreich-Ungarn 1867−1918: Helene Migerka [Stand: 18.12.2017]
Helene Migerka im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.