Glöckner-Verlag
48° 14' 7.66" N, 16° 22' 14.17" E zur Karte im Wien Kulturgut
Glöckner-Verlag. Der "Glöckner-Verlag" wurde 1929 von Andreas Glöckner gegründet. Am 10. Mai 1929 erfolgte der Eintrag ins Wiener Handelsregister. Die Konzession umfasste den Buchhandel und war auf den Vertrieb von literarischen und musikalischen Werken jeder Art mit Ausschluss des offenen Ladengeschäfts beschränkt. Neben dem Buchverlag betrieb Andreas Glöckner auch eine Buchdruckerei in 20., Stromstraße 82.
Bereits wenige Monate später traten erste finanzielle Schwierigkeiten auf, sodass am 14. Jänner 1930 beim Handelsgericht der Ausgleich über den Buchverlag eröffnet werden musste. Danach konnte Glöckner sein Unternehmen zunächst weiterführen. Am 1. März 1932 wurde jedoch erneut der Ausgleich eröffnet und das Verlagsgeschäft endgültig eingestellt.
Schließlich entzog man Glöckner – er war mittlerweile mit unbekanntem Aufenthaltsort verzogen – im April 1934 auch die Gewerbeberechtigung. Mehr als acht Jahre später erfolgte die Löschung des Unternehmens "Glöckner-Verlag Andreas Glöckner" aus dem Wiener Handelsregister.
Produktion
Die Produktion des Glöckner-Verlags gliederte sich in die "Glöckner-Bücher", die "Glöckner-Bücher. Roman-Wochenschrift", "Die großen Glöckner-Bücher" und das "Glöckner-Magazin". Erste Titel der umfangreichen Verlagsproduktion erschienen 1929.
Ein Schwerpunkt lag auf den "Glöckner-Büchern", die von 1929 bis 1931 auf den Markt kamen. Zunächst sollte jede Woche ein Band veröffentlicht werden, ab 1931 reduzierte man die Produktion auf eine 14-tägige Erscheinungsweise. Neben einem Mindestumfang von 256 Seiten und der reichen Illustrierung zeichneten sich die Bände vor allem durch ihren attraktiven Preis von anfangs 70 Groschen pro Stück aus. Die "Glöckner-Bücher" lagen damit preislich unter vergleichbaren Angeboten, etwa der "Roman-Rundschau" des Strom-Verlags mit 1,80 Schillingen pro Heft. Es gab allerdings auch billigere Angebote wie die Hefte der Tagblatt-Bibliothek mit rund 50 Groschen pro Exemplar. Der günstige Preis und das handliche Format der "Glöckner-Bücher" fand durchaus Anklang beim Publikum, wie die Absatzzahlen zeigen. Im Herbst 1929 verkaufte Andreas Glöckner beispielsweise rund 3.000 Stück pro Band und Woche.
In der Reihe der "Glöckner Bücher" erschienen insgesamt rund 90 Bände. 44 Titel kamen 1929 heraus, 1930 wurden 36 Bände veröffentlicht und im letzten Jahr ihres Bestehens, 1931, publizierte man zehn Bände. Thematisch setzte man auf moderne Gesellschafts-, Abenteuer- und Kriminalliteratur. Neben Übersetzungen aus dem Ungarischen, Spanischen, Englischen, Amerikanischen, Französischen, Kroatischen und Italienischen waren auch zeitgenössische Autoren vertreten. Dazu zählten beispielsweise Karl Hans Strobl, Paul Frank, Theodor Brun, Robert Lohan, Otto Soyka und Erwin Stranik.
Am 10. Juli 1929 legte die Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler gegen Andreas Glöckner Beschwerde wegen des Straßenverkaufs ein. Mit einem Bescheid vom 12. August 1929 erklärte die Polizeidirektion Wien daraufhin, dass den "Glöckner-Büchern" der Charakter einer Zeitschrift und in weiterer Folge die Eignung für den Straßenverkauf im Sinne des Preßgesetzes aberkannt werde. Die "Glöckner-Bücher" durften nun nur noch von konzessionierten Buchhändlern am jeweiligen Standort ihrer Konzession verkauft werden. Seinen Einspruch gegen den Bescheid verlor Andreas Glöckler in sämtlichen Berufungsinstanzen.
1929 kam für kurze Zeit die "Glöckner-Bücher. Roman-Wochenschrift" heraus. Die Druckschrift wurde allerdings – möglicherweise wegen des genannten Kolportageverbots – noch im selben Jahr eingestellt. Nur ein Jahr später, 1930, startete die Reihe "Die großen Glöckner-Bücher". Insgesamt erschienen sechs Folgen, dann endete auch dieses verlegerische Projekt wieder.
Ebenfalls im Jahr 1930 wurde unter der Schriftleitung von Theodor Brun das "Glöckner-Magazin" herausgegeben. Zunächst wöchentlich auf den Markt gebracht, kündigte man bereits nach fünf Ausgaben eine monatliche Erscheinungsweise an. Diese wurde allerdings nie realisiert und das Magazin eingestellt. In jeder Nummer, so hieß es in der ersten Ausgabe, sollte ein komplettes Theaterstück zum Abdruck kommen, dessen Uraufführung entweder mit Interesse erwartet wurde oder bereits große Erfolge gefeiert hatte.