Otto Soyka

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Soyka, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  37787
GNDGemeindsame Normdatei 11912162X
Wikidata Q113867
GeburtsdatumDatum der Geburt 9. Mai 1881
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 2. Dezember 1955
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Journalist, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal), Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 15.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 4., Favoritenstraße 1/32 (Wohnadresse)
  • 7., Neustiftgasse 31 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Otto Soyka, * 9. Mai 1881 Wien, † 2. Dezember 1955 Wien, Erzähler, Dramatiker, Feuilletonist, Journalist.

Biografie

Otto Soyka war das einzige Kind des Wiener Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Heinrich Soyka und dessen Ehefrau Marie, geborene Porges. Die Eltern stammten aus Böhmen und waren jüdischer Konfession. Der Nachname bedeutet auf tschechisch/russisch "Elster" oder "Häher". Bereits im Jahr 1888 verstarb Soykas Vater, die Mutter heiratete 1895 zum zweiten Mal, und zwar den Arzt Jakob Ehrenstein, der bereits mehrere Kinder hatte. Otto Soyka wurde so über seinen Halbbruder Siegbert zum "Stiefvetter" von Albert Ehrenstein. 1896 erschien im Sommer die erste Publikation des erst 15-Jährigen im Ischler Wochenblatt, die bisher nicht aufgefunden wurde. Über den bereits genannten Halbbruder gelangte Soyka in Kontakt zu Karl Kraus, für den er auch einen ersten, unveröffentlichten Essay verfasste.

Nach dem Abschluss der Realschule im Jahr 1899, dem Gründungsjahr von Kraus’ Fackel, belegte Soyka an der Technischen Hochschule in Wien das Fach Maschinenbau und wohnte derweil in der Favoritenstraße. Der Kontakt zu Kraus verstärkte sich in diesen Jahren, vom 19. Dezember 1903 stammt der erste datierbare Brief von Soyka an den Satiriker. Im Zeitraum von 1905 bis 1909 erschienen mehrfach Texte Soykas in der Fackel (insgesamt knapp zwei Dutzend), er war zu dieser Zeit – vergleichbar mit Peter Altenberg – bereits Teil mehrerer Kreise: der Jung-Wiener um Hermann Bahr, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal, dem Kraus-Kreis mit den Mitgliedern Otto Stoessl, Adolf Loos und Berthold Viertel sowie den Expressionisten um Albert Ehrenstein, Robert Müller und Karl Adler. 1906 lernte Soyka im Café Central auch den jungen Ludwig Ullmann kennen, der in der Folge sein Protegée wurde. Er verschaffte ihm Publikationsmöglichkeiten und riet ihm – selbstverständlich im Gegensatz zu Kraus – dazu, den Journalistenberuf zu ergreifen.

Soyka blieb auch jenseits der Fackel schriftstellerisch produktiv, 1906 wurde das Buch "Jenseits der Sittlichkeits-Grenze" veröffentlicht, in gewissem Sinne eine Antwort auf bzw. Weiterführung von Kraus’ "Sittlichkeit und Criminalität"; zudem verfasste er seinen ersten Roman "Die Söhne der Macht", der allerdings erst 1911 im Hyperion-Verlag veröffentlicht werden konnte. Dass Soyka zum Ende des ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts bereits arriviert war, lässt sich auch an der Tatsache ablesen, dass er in Schnitzlers Tagebuch (im Zusammenhang mit Albert Ehrenstein) erwähnt wird.

1910 erschienen die zwei Romane "Der Herr im Spiel" und "Der Fremdling", im gleichen Jahr übernahm er in Herwarth Waldens Zeitschrift "Der Sturm" zusätzlich die Schriftleitung für Österreich-Ungarn. Im Folgejahr veröffentlichte er zwei weitere Romane ("Das Herbarium der Ehre", "Die Söhne der Macht") und sein erstes Theaterstück, "Revanche", wurde uraufgeführt. 1913 erschien Soykas Roman "Das Glück der Edith Hilge" als Fortsetzung in der Münchener illustrierten Zeitschrift "Zeit im Bild", verknüpft an ein großes Preisausschreiben. Kraus reagierte auf diese Form der Vermarktung von Literatur mit Spott in der Fackel (Nr. 374/375) ("Wer ist der Mörder"). Nachdem seit der Bewerbung von "Das Herbarium der Ehre" in der "Fackel" Nr. 326 keine Beiträge von Soyka mehr in diesem Medium erschienen waren, kann dieses Ereignis als Beleg der professionellen und freundschaftlichen Trennung beider Schriftsteller gelten.

Neben dem Theater interessierte sich Soyka auch für den Film als relativ junges Medium. 1914 wurde "Die Söhne der Macht" privat verfilmt, diese und weitere Verfilmungen sind allerdings verschollen. Die Hauptdarstellerin war Dora Angel, mit der Soyka eine Beziehung einging. Die gemeinsame Tochter Hedwig (Hedy) Angel wurde noch im selben Jahr am 21. August geboren. Sie blieb Soykas einziges Kind, emigrierte später in die USA und soll ihm – laut Ehrenstein – später die Bürgschaft für ein Affidavit verweigert haben. Otto Soyka und Dora Angel heirateten am 16. Mai 1915 nach jüdischem Ritus, bereits im September 1917 wollten sie sich wieder scheiden lassen. Komplikationen vor Gericht führen dazu, dass die Scheidung erst 1931 legitimiert wurde. Bereits Ende 1914, also kurz nach Geburt seiner Tochter, begann Soyka eine Affäre mit der Schriftstellerin Gina Kaus.

In den Jahren der Ersten Republik erschienen regelmäßig neue Romane, 1921 bildet wohl den Höhepunkt seines Erfolgs mit der Erscheinung und vielfachen Neuauflage des Science-fiction-Romans "Die Traumpeitsche". Dieser war ebenso wie "Das Glück der Edith Hilge" zunächst in Fortsetzungen erschienen, im Neuen Wiener Abendblatt. Diese Form der parallelen Publikation sollte Soyka durch sein restliches professionelles Leben beibehalten. So auch im Jahr 1925, als in der Neuen Freien Presse "Der Herr der Welle" in Fortsetzungen erschien. Bis Februar 1935 blieb Soyka regelmäßiger Beiträger von Rezensionen und Romanen für das deutschliberale Blatt. Neben dieser Praxis gab er öfters aber auch seinen Texten später neue Namen und publizierte sie erneut im jeweils anderen Publikationsmodus (Fortsetzungs- versus Buchpublikation).

Ende der 1920er-Jahre versuchte Soyka über Erhard Buschbeck, einen einstigen guten Freund Georg Trakls, der damals erster Dramaturg am Burgtheater war, Stücke dort unterzubringen – doch blieb abermals sein dramatisches Schaffen ohne den gewünschten Erfolg. Generell ist in dieser Zeit davon auszugehen, dass der Autor von erhöhter Geldnot geplagt war, er wechselte häufig im 14-Tage-Rhythmus die Wohnung und bemühte sich vermehrt um Rezensionsaufträge, die 1930 und in den Folgejahren immer wieder auch von der Arbeiter-Zeitung erteilt wurden. Ab 1932 ist nachweisbar, dass Soyka Mitglied beim Deutschen Schriftsteller-Bund, dem Verband Deutscher Erzähler und beim PEN-Club Österreich war.

Nach wechselhaften Jahren flüchtete Soyka im Juli 1939 über Italien nach Frankreich, wo er sich nach Stationen in Cannes, Nizza, Paris und Marseille in bzw. in der Nähe von Aurillac (Cantal/Auvergne) bis 1944 durchschlug. Nach dem Krieg versuchte er für einen Schweizer Vertrieb seine Exil-Erlebnisse unter dem Titel "Einer floh vor Hitler" zu publizieren, was aber scheiterte. Er lebte bis 1949 im 13. Pariser Arondissement, Rue de la Reine Blanche 22.

Bereits 1947 hatte er sich allerdings an den österreichischen PEN-Club gewandt, da er den Wunsch hatte, aus dem Exil nach Österreich zurückzukehren. Alexander Sacher-Masoch, mit dem er regelmäßig Kontakt hatte, half ihm, warnte ihn aber gleichzeitig auch vor der Rückkehr. Soyka hatte weiterhin Probleme, seine Manuskripte zu bewerben und zu publizieren. Spätestens im Februar 1949 war Soyka wieder zurück in Wien, durch Erika Hanel vom PEN-Club erhielt er zahlreiche Empfehlungen. Der Einsatz für Soyka ging sogar soweit, dass eine Dichterlesung im April im Haus der Begegnung im 5. Bezirk organisiert wurde, allerdings hatten die Bemühungen keinen langfristigen Erfolg. Unter anderem litt Soyka auch darunter, dass er im Krieg seine wenigen auf die Flucht mitgenommenen Bücher entweder verkaufen musste oder verloren hatte und weitere Exemplare nicht problemlos auffindbar waren. Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern in seinen letzten Lebensjahren gehörten neben Erika Hanel und Sacher-Masoch besonders Franz Theodor Csokor und Oskar Maurus Fontana. 1953 erschienen seine Erinnerungen an Karl Kraus in der Zeitschrift "Schau" und eine letzte Rezension in der Neuen Freien Presse.

Am 2. Dezember 1955 erlitt Soyka 74-jährig eine Herzattacke in der Straßenbahn (Ecke Babenbergerstraße – Ring) und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Laut Werner Garstenauer hieß es in der Grabrede: "ein gebrochener Mann kehrte nach Wien zurück, arm und gottverlassen. […] Aber da war nach der Rettung des nackten Lebens die Gefahr durch den versagenden Körper an dieses Leben selbst herangerückt …"

Wirkung

Von vielen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen wurde Soyka wegen seiner Fähigkeit, die psychischen Feinheiten der Figuren seiner Texte in einer sachlichen Manier darzustellen, gelobt. Dazu gehörten neben Albert Ehrenstein – von dem die Bezeichnung Soykas als "Psychosoph" stammt – Berthold Viertel, Kurt Aram und Alfred Polgar. Immer wieder wurde auch hervorgehoben, dass neben der Darstellung von realistischen Sachverhalten auch die Utopie oder zumindest das phantastisch-Zukünftige von Soyka in ein sprachlich angemessenes Gewand gekleidet wurde. Zwischen der positiven Reaktion der Zeitgenossen, mit denen der Autor selber bekannt war und seiner Relevanz in der Literaturgeschichtsschreibung klafft allerdings ein riesiger Spalt. Soyka fehlt in fast allen Literaturgeschichten der Zwischenkriegszeit. Ausnahmen sind Paul Wieglers "Geschichte der deutschen Literatur" (Band 2, Berlin 1930), in der er im Kapitel "Deutsche Phantasten" als Erneuerer des Abenteuerromans beschrieben wird sowie Guido K. Brands "Werden und Wandlung. Eine Geschichte der deutschen Literatur von 1880 bis heute" (Berlin 1933). In den Lexika nach 1945 wird er meist nur beiläufig erwähnt, in vielen Einträgen sind Fehlinformationen enthalten. Als positives Gegenbeispiel seien der Eintrag im "Lexikon der utopisch phantastischen Literatur" (56. Erg. Lfg. 1999, 1–9) und die Darstellung im "Lexikon der österreichischen Exilliteratur" von Siglinde Bolbecher und Konstantin Kaiser (Wien 2000) erwähnt.

Quellen

Literatur

  • Werner Garstenauer: "Der andere, das war ich." Magnetiseur- und innovative Heldenfiguren in Otto Soykas Romanen Das Glück der Edith Hilge und Der Mann in der Kulisse nebst Rezeptionsübersicht und tabellarischer Biographie des Autors. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2001
  • Hans Heinz Hahnl: Vergessene Literaten. Wien 2000, S. 139–142
  • Wilhelm Kühlmann: Killy Literaturlexikon. Band 11 Si–Vi. Berlin und New York 2011, S. 70 f.
  • Austria-Forum: Otto Soyka


Otto Soyka im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.