Looshaus

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Looshaus
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1909
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Adolf Loos
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  18489
GNDGemeindsame Normdatei 4138429-5
WikidataIDID von Wikidata Q694760
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Looshaus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Looshaus
  • 1., Michaelerplatz 3

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Verkaufsräume im Obergeschoß, Blickrichtung Michaelerplatz, um 1930
Das Looshaus um 1930
Parteienstiege zu den Stockwerken 1-4, um 1930
Detail des Stiegenaufgangs, um 1930
Portal, um 1930
Das ehemalige Geschäftshaus nach der Adaptierung für Opel zur Zeit der Werbung für die NS-Volksabstimmung im April 1938
Stiegenaufgang um 1930
Stiegenaufgang im Bereich des Mezzanin, um 1930

Looshaus (1., Michaelerplatz 3; vorher stand hier das Haus "Zu den drei Laufern" [auch „Dreilauferhaus"), Geschäfts- und Wohnhaus, erbaut 1909-1911 von Adolf Loos für die damalige Herrenmodenfirma Goldman & Salatsch. Hauptwerk von Loos (Ausführung Ernst Epstein).

Looshaus Treppe (Juni 2017)

Nachdem Leopold Goldmann keiner der Entwürfe, die aus dem Architekturwettbewerb hervgegangen waren, überzeugen konnte, erteilte er Adolf Loos, der eine Teilnahme an der Konkurrenz trotz Einladung Goldmanns abgelehnt hatte, den Auftrag zur Planverfassung. In gestalterischer Hinsicht hatte Loos freie Hand, Goldmann brachte sich lediglich in die Frage der Grundrissgestaltung ein. Die Unterzone prägt gegen den Michaelerplatz ein über Erdgeschoß und Mezzanin gezogener Sockel, der mit Cipollino-Marmor aus Euböa verkleidet ist. Vier Säulen aus dem gleichen Material bilden einen offenen Portikus, der motivisch an den Portikus der Michaelerkirche angelehnt ist und das Gebäude in die historischen Bauten auf dem Platz eingliedert. Für die bewußt schmucklose Oberzone, die sich über vier Stockwerke erstreckt, hatte sich Loos laut eigenen Aussagen ebenfalls an einem bestehenden Bau in der Nähe orientiert, nämlich am Haus Herrengasse Nr. 15/Landhausgasse Nr. 2 von Leopold Mayer. Das Mezzanin prägen bay-windows. Die Innenraumgestaltung setzt den Raumplan um und weist den unterschiedlich genutzten Bereichen die jweils optimale und ausreichende Geschoßhöhe zu. Für die Ausstattung gelang es Loos, entgegen den Wünschen der Auftraggeber, englische Vitrinen zu importieren und die Ladenmöbel von englischen Tischlern anfertigen zu lassen. Sämtliche Geschäfsbereiche sind im Sockel (Erdgeschoß-Mezzanin) untergebracht, die Stockwerke 1-4 der Oberzone dienten Wohnzwecken.

Auf den Pfeilern der Unterzone sind Embleme angebracht, die unmissverständlich über den exklusiven Kundenkreis des Herrenausstatters informieren sollten: Zur Führung des Reichswappens berechtigte der Titel eines Hoflieferanten, das erzherzogliche Wappen fand seinen Grund im Titel "Kammer-Lieferant", zudem findet sich das königlich-bayerische Wappen (Bayerischer Hoflieferant), das Logo des Automobilclubs sowie des Yachtklubs (Lieferant der k. u. k. Marine und des Yachtgeschwaders)

Der exponierte Bauplatz gegenüber der Hofburg trug zusätzlich dazu bei, dass die glatte Oberflächengestaltung der Obergeschoßzone als schockierend empfunden wurde. Loos hatte mit den Behörden wegen der völlig glatten Putzfläche und wegen der Fenster ohne Umrahmungen (Franz Joseph I. sprach vom "Haus ohne Augenbrauen") sogar so große Schwierigkeiten, dass es zeitweise zur Unterbrechung der Bautätigkeit und zu einer Ausschreibung zwecks Erlangung von Vorschlägen für eine Fassadendekoration kam. Am 11. Dezember 1911 sprach Loos in den Sophiensälen öffentlich über das Bauprojekt und versuchte die Aufregung durch eine Kontextualisierung des Bauwerkes vor dem Hintergrund traditioneller Wiener Bauwerke zu glätten. Schließlich konnte der Bau 1912 abgeschlossen werden, als sich Loos widerwillig bereit fand, kupferne Blumentröge zur Ausschmückung der strengen Fassade anbringen zu lassen.

Das Gebäude wurde bis zum Konkurs (1931) und dem darauffolgenden Besitzerwechsel unverändert genutzt. Nachfolgende Nutzungsänderungen in den 1930er und 1940er Jahren zerstörten nach und nach den Parterre- und Mezzaninbereich. Das Loos-Haus wurde 1934 von der Baufirma Universale, 1968 von der Genossenschaftlichen Zentralbank und 1987 von der Raiffeisenbank Wien erworben. Diese ließ das (seit 1947 denkmalgeschützte) Loos-Haus generalsanieren, wobei die Fassade und das Innere in einen dem Originalbau weitgehend angeglichenen Zustand gebracht wurden (Rekonstruktion der 1938 für die Firma Opel durch den Architekten Karl Wilhelm Schmidt stark umgebauten Erdgeschoßhalle mit der Haupttreppe in den Mezzanin). 2002 erfolgte unter der gestalterischen Leitung des italienischen Architekten Paolo Piva eine Sanierung im Souterrainbereich, wobei die "Designzone Looshaus" geschaffen wurde. Hier werden die preisgekrönten Modelle des Adolf Loos Staatspreises Design ausgestellt.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 46 ff.
  • Herrmann Czech / Wolfgang Mistelbauer: Das Looshaus. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien 19 (1964), S. 172 ff.
  • Herrmann Czech / Wolfgang Mistelbauer: Das Looshaus. Wien: Löcker & Wögenstein 1976
  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 100 f.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 113
  • Markus Kristan/Sylvia Mattl-Wurm/Gerhard Murauer [Hg.]: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Wien: Metroverlag 2018, S. 228
  • Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Architekturführer. Hrsg. von Felix Czeike. Wien: J & V, Ed. Wien ²1990, S. 25 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 54
  • Ludwig Münz / Gustav Künstler: Der Architekt Adolf Loos. Darstellung seines Schaffens nach Werkgruppen. Chronologisches Werkverzeichnis. Wien [u.a.]: Schroll 1964, S. 92 ff.
  • Burkhardt Rukschcio: Adolf Loos und das Haus am Michaelerplatz. In: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870-1930. [Kataloggest. u. Plakatserie: Tino Erben]. Wien: Eigenverl. d. Museen d. Stadt Wien 1985 (Historisches Museum der Stadt Wien: Sonderausstellung, 93 ), S. 422 ff.
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 460 ff.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 86
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, Reg.
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966. S. 113