Griechen (in Wien)

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Griechischer Kaufmann, Kupferstich 1775
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Griechischer Kaufmann, Kupferstich 1775

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Theodora und die Beziehung zu Byzanz

Die Geschichte der Griechen ist mit der Geschichte der Politik der Donaumonarchie gegenüber den Orthodoxen Kirchen eng verknüpft. Die Anfänge der Beziehungen reichen in die Babenbergerzeit zurück (Tätigkeit griechischer Kaufleute in Wien schon vor dem Ersten Kreuzzug [1096-99]; Heirat Herzog Heinrichs II. Jasomirgott mit der griechischen Prinzessin Theodora [1148 nach byzantinischen Ritus in der Hagia Sophia] während des 2. Kreuzzugs [1147-1149]; Heirat Herzog Leopolds VI. mit einer anderen byzantinischen Prinzessin Theodora; Heirat Herzog Friedrichs II. mit Sophie Laskaris von Byzanz). Durch Heinrichs Theodora entstand am Wiener Hof eine österreichisch-griechische Glanzzeit, die durch die Übernahme griechischer Lieder in die Spielmannspoesie gekennzeichnet ist (beispielsweise Wiegenlied „heia popeia"); der „Wiener Hofton" (auch Walthers von der Vogelweide) verfügte (nach Egon Wellesz) über einen melodischen und rhythmischen Aufbau, der es erleichterte, den Zusammenhang mit dem byzantinischen Liederschatz herzustellen. Der kulturell hochstehende byzantinische Einfluss wirkte sich auf Wien und seine Entwicklung, aber auch auf die internationale Bedeutung Wiens äußerst positiv aus.

Griechische Flüchtlinge nach dem Fall von Konstantinopel

Bis ins 15. Jahrhundert zogen griechisch-makedonische Handelsleute in Karawanenart nach dem Norden (Handel mit Spezereien, Tabak, Fellen, Häuten und Wolle), nach 1430 (Eroberung von Thessaloniki durch die Türken), als der Handel mit Venedig beeinträchtigt wurde, überwiegend flussaufwärts auf der Donau. Das Bestreben zur Gemeinschaftsbildung und zu Niederlassungen förderte die Entwicklung maßgeblich; der Zug zur Gemeinschaft forderte die Erhaltung der griechischen Substanz. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) verursachte eine Flüchtlings- und Emigrationswelle, die sich allerdings nur zu einem geringen Teil nach Wien ergoss. In der Habsburgerzeit ließ der Zustrom deshalb nach, weil sich Österreich in einen Konfrontationskurs gegenüber der Türkei begab und Wien als Vorort des Reichs in die Kampfzone der osmanischen Reichspolitik gerückt wurde.

Griechen im Kaffeehaus auf der Rotenturmbastei (1817).
Griechen in einem Wiener Kaffeehaus (1824).

Auswirkung der Zweiten Türkenbelagerung

Die Zweite Türkenbelagerung (1683) bildete schließlich den entscheidenden Wendepunkt, auch in der habsburgischen Politik gegenüber den Christen der Ostkirchen; davon profitierten auch die Griechen, die schon 1685 in Wien sesshaft wurden. Hatte die Proklamation Leopolds I. von 1690 den in der Donaumonarchie lebenden oder zuwandernden Serben die weitgehende kirchliche Autonomie zugesichert, so öffnete der Friede von Passarowitz (1718) den griechisch-orthodoxen Untertanen den Weg in den Donauraum und damit nach Wien; die Griechen waren von Anfang an bestrebt, durch kaiserliche Privilegien ihre Selbständigkeit gegenüber der serbischen Kirche zu bewahren beziehungsweise auszubauen. Dadurch konnten sich die beiden Wiener griechisch-orthodoxen Gemeinden „Zum heiligen Georg“ und „Zur heiligen Dreifaltigkeit" entwickeln; die Griechen bedurften nicht des Toleranzpatents Josephs II. (1781), wurden von ihm aber in sein System der Pfarrregulierung eingebaut, womit die Umwandlung der Bruderschaften in Pfarrgemeinden ermöglicht wurde. An das Toleranzpatent erinnert heute eine Inschrift an der Fassade es Toleranzhauses oder Nakoschen Hauses am Fleischmarkt 18 gegenüber der Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit und der Griechischen Schule.

1804 wurde eine Griechische Schule eröffnet, außerdem wurden Periodika und andere Druckwerke herausgegeben. Auf die Druckerei von Markides Puliu verweist heute eine Gedenktafel des griechischen Freiheitskämpfers Rigas Feraios, die an der Rotenturmstraße 21 angebracht wurde.

Reiche Handelsfamilien

Für die orthodoxen Griechen, die sich insbesondere im Gebiet des Fleischmarkts und um die Griechengasse niederließen, wurde Wien zur attraktiven Metropole und zum Zentrum des Handelslebens. Ein Großteil der Griechen gehörten dem Handelsstand an.

Sie konzentrierten ihre wirtschaftliche Tätigkeit auf den Handel mit der Levante und waren darin äußerst erfolgreich. Rechtlich unterschied man (auch in den einschlägigen urkundlichen Überlieferungen) zwischen ottomanischen Untertanen und Untertanen der habsburgischen Donaumonarchie. Die kulturellen Leistungen der Griechen und ihr ausgeprägtes Stiftungswesen und Mäzenatentum sind hervorstechende Merkmale des ausgehenden 17. sowie des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei die Familien Dumba, Karajan, Sina und Darvar eine besondere Rolle spielten; da die Griechen ihre Handelstätigkeit bis in die zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weitgehend mobil ausübten, blieben ihre Familien im griechischen Makedonien, wobei sich zunehmend auch Familien in Wien niederließen. 1820 erhielten die Griechisch-orthodoxen die Erlaubnis ihre Toten im St. Marxer Friedhof zu beerdigen. 1837 wurde der Ankauf eines Grundstücks für die Mitglieder ihrer Gemeinde genehmigt. Nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs (1884) wurden noch bis 1886 Personen auf dem griechisch-orthodoxen Teil des Friedhofs St. Marx beerdigt.

Kulturelle Leistungen

Die kulturellen Leistungen der Wiener Griechen wirkten sich zweifelsohne auch auf den Ausbau und die Weiterentwicklung des griechischen Nationalstaats aus. Maria Theresias Anordnung, dass sich die ansässig gewordenen Griechen durch einen Treueid zu binden hatten, änderte die Rechtslage, forderte die Eingliederung von Griechen in die Monarchie und vermehrte die Zahl der österreichisch-griechischen Untertanen erheblich. Dies förderte auch die erwähnte Aufgliederung der Wiener Griechen in zwei Bruderschaften. Die Hochblüte der griechischen Gemeinden in Wien wurde etwa um die Zeit des Wiener Kongress (1814/1815) erreicht.

Abwanderung

Nach der Errichtung des griechischen Königreichs (1830) ging die Zahl der Griechen in Wien stark zurück. Eine enge geistige Verbindung zu Griechenland hatte auch Kaiserin Elisabeth (Sisi) (Refugium „Achilleon" auf Korfu).

Denkmäler

Nach Griechen benannte Straßen und Plätze

Griechisch-orthodoxe Kirchen

Quellen

Literatur

  • Willibald M. Plöchl: Die Wiener orthodoxen Griechen. Eine Studie zur Rechts- und Kulturgeschichte der Kirchengemeinden zum Hl. Georg und zur Hl. Dreifaltigkeit und zur Errichtung der Metropolis von Austria. Wien: Verlag des Verbandes der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1983 (Kirche und Recht, 16)
  • Anna Ransmayr: Untertanen des Sultans oder des Kaisers. Struktur und Organisationsformen der beiden Wiener griechischen Gemeinden von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis 1918. Dissertation, Universität Wien 2016.
  • Anna Ransmayr, Andrea Ruscher: „Ein Grieche konnte ein Türke sein“. Osmanische Händler in Wien (Wien Museum Magazin, 2024)
  • Anna Maria Seibel: Die Bedeutung der Griechen für das kulturelle Leben in Wien. Diplomarbeit, Universität Wien 2008.
  • Vaso Seirinidou: Έλληνες στη Βιέννη (18ος – μέσο 19ου αιωνα) (Griechen in Wien, 18.-Mitte des 19. Jh.), Αθήνα: Ηρόδοτος 2011.

Weblinks