Grigorij Solomonovič Galibov
Grigori Galibov, * 15. Oktober 1930 Taschkent (UdSSR), † 20. September 2020, Arzt, Gründer des Vereins Bucharischer Juden.
Biografie
Grigori Galibov wurde in Taschkent, in der damaligen UdSSR, geboren, absolvierte ein Medizinstudium und arbeitete zunächst in seiner Heimatstadt. 1973 wanderte er mit seinen Eltern, seiner Ehefrau und den gemeinsamen Kindern sowie seiner Schwester nach Israel aus. Da allerdings seinem Schwager die Ausreise aus der Sowjetunion verwehrt blieb, beschloss die Familie, gemeinsame in die Heimat zurückzukehren. Die Familie Galibov gelangte im September 1974 nach Wien, um hier auf die Rückwandererlaubnis zu warten. Als ihr diese von den sowjetischen Behörden nicht erteilt wurde, ließ sie sich in Wien nieder.
Um in Österreich als Arzt praktizieren zu können, musste Galibov sein Diplom nostrifizieren lassen. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt fand er eine Anstellung als Sekundararzt. 22 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung, sollte er in diesem Spital als Urologe und auf unterschiedlichen Führungsebenen tätig sein, daneben führte er auch eine eigene Praxis.
Unmittelbar nach seiner Ankunft in Wien, im Herbst 1974, begann Grigori Galibov die bucharische Gemeinde zu organisieren. Bei bucharischen Juden handelt es sich um eine ursprünglich aus Zentralasien stammende ethnisch-religiöse Gruppe des Judentums, die in der Wiener jüdischen Gemeinde lange Zeit als "die Russen" bezeichnet wurde. Seiner Initiative ist die Gründung des Vereins Bucharischer Juden in Wien zur Pflege sefardisch-jüdischer Traditionen zu verdanken. Noch im selben Jahr wurde die Gemeinde registriert und erhielt unter der Ägide der Israelitischen Kultusgemeinde ihren offiziellen Status Er selbst stand dem Verein bis 1992 als Präsident vor. Grigori Galibov setzte sich mit viel Engagement für die Errichtung eines sefardischen Zentrums ein, das 1992 in der Tempelgasse 7 eröffnet werden konnte.
Von 1997 bis 2014 lebten Grigori Galibov und seine Ehefrau Zina Galibov in Tel Aviv, pflegten aber auch während dieser Zeit den Kontakt zur Wiener bucharischen Gemeinde. In seiner Pension verfasste Galibov ein Buch über die Geschichte der bucharischen Juden in Wien (Übersetzung aus dem Russischen: Irmgard Soukup-Unterweger), das 2001 im Österreichischen Kunst- und Kulturverlag erschien. Er war Mitglied des Verbands russischsprachiger Schriftsteller Israels (Sektion der bucharischen Juden).
Werk
- Grigori Galibov: Die Geschichte der bucharischen Juden in Wien (Übersetzung aus dem Russischen: Irmgard Soukup-Unterweger). Wien: Österreichischer Kunst- und Kulturverlag 2001
Literatur
- Nachruf auf Dr. Grigori Galibov. In: DAVID. Jüdische Kulturzeitschrift, Ausgabe 127 [Stand: 01.02.2022]
- Nachruf auf Dr. Grigori Galibov auf der Facebook-Seite von ESRA, 21.09.2022 [Stand: 01.02.2022]
- Website des Vereins Bucharischer Juden [Stand: 01.02.2022]
- Nachruf auf Grigori Galibov. In: Sefardinews. Zeitschrift des Vereins bucharischer Juden Österreichs, Ausgabe 35, S. 68 f. [Stand: 01.02.2022]
- Dr. Med. Grigori Solomonovich Galibov. Ehrenpräsident der bucharischen Gemeinde in Wien. In: Sefardinews. Zeitschrift des Vereins bucharischer Juden Österreichs, Ausgabe 37, S. 36 f. [Stand: 01.02.2022]
- Thomas Loy und Ingeborg Baldauf: Erinnerungen Bucharischer Juden zwischen Mittelasien, Israel und Europa. In: Humboldt-Spektrum 3/2006, S. 3 f. [Stand: 02.02.2022]