Guido Mayer
Guido Mayer, * 26. Februar 1891 Wien (zuständig nach Kaltenleutgeben), † 1945 (?) vermutlich im ehemaligen Jugoslawien, Fabrikant, Bergsteiger.
Biografie
Guido Mayer kam als Sohn von Bernard Mayer und Mathilde Wiener (verehelicht am 15. April 1890 im jüdischen Stadttempel Wien) zur Welt.
Er studierte von 1908 bis 1912 Chemie an der Technischen Hochschule Wien und schloss sein Studium mit dem akademischen Grad Dipl. Ing., Dr. techn. ab. Am 29. Dezember 1915 trat er aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus. Für seine Verdienste im Ersten Weltkrieg erhielt er die Goldene Tapferkeitsmedaille. Nach Kriegsende leitete er in Wien die Fabrik "King-Rasierseife". Am 7. Januar 1922 heiratete er Anna Matousch (geboren am 25. Februar 1898 in Wien, Tochter des Matthias Matousch und der Josefa Trněný).
1923 meldete sich Guido Mayer aus seiner Wohnung (1, Krugerstraße 8/1/6) mit unbekanntem Ziel ab. Ein später ausgestellter Meldezettel besagt, dass "Guido Mayer, Ing., ... mit seiner Gattin Anna, geborene Matousch, geboren 25. Jänner (sic!) 1898 in Wien" und seinem minderjährigen Sohn Guido (* 3. Juni 1924 Zagreb) in Zagreb, Bosanska 36, wohnhaft war. Auf diesem Meldezettel ist auch die Ausbürgerung mit 4. Mai 1938 vermerkt. 1923 bis 1938 kam Mayer mehrfach nach Wien. Es finden sich mehrere Meldungen im Hotel Ambassador. Auf einer derselben ist im Gegensatz zu allen anderen als Geburtsort Kaltenleutgeben vermerkt, was sich jedoch auf das Heimatrecht bezieht.
Ab 1908 ging Mayer oft in die Berge, meist in Begleitung seines Bruders Max. Er galt als typischer "Führerbergsteiger" und wurde deshalb von vielen seiner Zeitgenossen angefeindet: Die Zeit des Führeralpinismus war längst vorbei. Dennoch galt Mayer als ausgezeichneter Kletterer, dem − vor allem mit den Führern Angelo Dibona und Luigi Rizzi − zahlreiche Erstbegehungen gelangen. Als die jüdischen Mitglieder die Sektion Austria des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) verlassen mussten, wurde Mayer Mitbegründer der Sektion Donauland des DÖAV. Diese bestand, als sie 1924 aus dem DÖAV ausgeschlossen wurde, als selbständiger Verein weiter.
Wichtige Erstbegehungen
- Innerkoflerturm-Südwand (1908; Südtiroler Dolomiten)
- Daint di Mesdi-Ostwand (1910; Südtiroler Dolomiten)
- Grohmannspitze-Südwestwand (1911; Südtiroler Dolomiten)
- Zinödl-Nordwand (1909)
- Großer Ödstein, Nordwestkante (1910; beide Ennstaler Alpen)
- Lalidererwand-Nordwand (1911; Karwendel),
- Gran Pic de la Meije, Südwand und Ostgrat (1912)
- Barre des Ecrins-Nordwestwand (1913; beide Dauphine)
- Horrender Riss in den Kahlmäuern (1920; Raxalpe)
- Johannisberg-Westwand (1921; Glocknergruppe)
Quelle
- Trauungsbuch Reformierte Stadtkirche Wien, Tom. XIII., Fol. 2
Literatur
- Eduard Pichl: Wiens Bergsteigertum. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1927
- Österreichisches biographisches Lexikon: Guido Mayer [Stand: 28.09.2018]