Gänsehäufel
48° 13' 41.66" N, 16° 25' 41.69" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gänsehäufel (22., ursprünglich zum Teil 2., Kaisermühlen; Moissigasse 21), eine bewaldete Sandinsel in dem im Zuge der Donauregulierung abgedämmten und seither als Alte Donau bezeichneten, strömungslosen Teil des Flusses nächst Kaisermühlen. Bis zur Eingemeindung des damaligen 21. Bezirks (1905) verlief diese Insel entlang die Grenze zwischen Wien und den Gemeinden Kagran und Stadlau.
Privatstrand
Der eigentliche "Entdecker" des Gänsehäufels ist der "Naturapostel" Florian Berndl, der die Insel von der Donauregulierungskommission pachtete, um sie mit primitiven Mitteln zu einem Sonnen- und Strombad zu gestalten, das er dann gegen geringes Entgelt öffentlich zugänglich machte; später errichtete er auch auf dem Bisamberg Sonnenbäder. Der Name des Bads geht auf die vielen Haufen (im alten Flussbett angeschwemmte Inseln) zurück. Das Bad entstand auf einer dem bewaldeten Mittelhaufen vorgelagerten Schotterbank.
Öffentliches Strandbad
Die Gemeinde Wien errichtete hier unter bedeutenden Kosten (500.000 Kronen) ein großstädtisch angelegtes, mit Gastwirtschaft, weitläufigen Baulichkeiten, elektrischem Licht und Hochquellenwasser versehenes Strandbad (Eröffnung 5. August 1907). Bei einer Erweiterung nach dem Ersten Weltkrieg entstanden neue Umkleidekabinen, der landschaftliche Charakter wurde durch gärtnerische Gestaltung verschönert. 1926 errichte man anstelle des alten Pontonstegs eine Eisenbetonbrücke (Gänsehäufelbrücke) von der Straßenbahnendstation zum Badeeingang. Nach totaler Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Strandbad Gänsehäufel von Max Fellerer, Carl Appel und Eugen Wörle 1948-1950 wiederhergestellt und am 21. Juni 1950 eröffnet (Baukosten 32 Millionen Schilling). Es bietet 33.000 Personen auf 330.000 m2 Platz (3.574 Kabinen, 10.368 Kästchen, 260 Brausen), hat 1.000 m Strand und ein Wellenbecken; bemerkenswert ist der 27 m hohe Uhrturm.
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Literatur
- Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien 8 (1951), 281-293
- Neue Architektur in Österreich [Who's who in architecture]. 1945-1970. Schriften von Friedrich Achleitner [u.a.] [Red. Bearb.: Johannes M. Treytl]. Wien: Bohmann 1969, 72 f.
- Hans-Christian Heintschel: An der Alten Donau. Eine Freizeitgeschichte. In: Karl Brunner / Petra Schneider [Hg.]: Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wien: Böhlau 2005, S. 522-528
Wiener Gesundheitsarchitekturen:
- V. Udoutsch: Das Strandbad "Gänsehäufel". In: Zeitschrift für Balneologie, Klimatologie und Kurort-Hygiene. Hg. von Gräffner, Kaminer. Berlin-Wien: 1912, S. 268-272
- Kindererholungsstätte der Gemeinde Wien am Gänsehäufel. In: Bericht des Wiener Stadtphysikates über seine Amtsthätigkeit und den Gesundheitsverhältnissen der Stadt Wien in den Jahren 1907-1910. Hg. vom Wiener Stadtphysikat. Wien: 1913, S. 491-513