Handbuch Reichsgau Wien

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Handbuch des Reichsgaues Wien (1941)
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Datum vonDatum (oder Jahr) von 1941
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1944
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Unter dem Titel „Handbuch Reichsgau Wien“ erschienen in der Zeit des Nationalsozialismus zwei Ausgaben des behördenzentrierten Nachschlagewerkes zur Stadt Wien. Der direkte Vorläufer war das in der Zeit des Austrofaschismus publizierte „Handbuch der bundesunmittelbaren Stadt Wien“. Damit reiht sich das „Handbuch Reichsgau Wien“ in die Nachfolgewerke des Handbuchs „Wiener Kommunal-Kalender und Städtisches Jahrbuch“ ein, das in der Zweiten Republik unter dem Namen „Handbuch der Stadt Wien“ erschien.

Umfang und Erscheinungsbild

Im Vergleich zu den kompakten Handbüchern in der Zweiten Republik handelte es sich bei den Ausgaben unter dem Titel „Handbuch Reichsgau Wien“ um sehr voluminöse Werke. So umfasste die im Jahr 1941 publizierte Ausgabe rund 1.700 Seiten und jene von 1944 insgesamt rund 1.150 Seiten, wobei im letzteren Fall eine physische Trennung des amtlichen und nichtamtlichen Teiles durch die Publikation in zwei Teilbänden vorgenommen wurde. Der nationalsozialistischen Politik folgend wurde das Handbuch von 1944 – im Gegensatz zu jenem von 1941 – nicht mehr in Fraktur, sondern in Antiqua gedruckt. Illustrationen finden sich im Vergleich zu den in der Zwischenkriegszeit erschienen Ausgaben im geringeren Umfang. So weist nur das Handbuch von 1941 eine Abbildung von Adolf Hitler sowie eine von Baldur von Schirach am Beginn der Ausgabe auf. Hinsichtlich von Kartenmaterial sind beide Ausgaben mit einer skizzenhaften Darstellung der neuen Bezirkseinteilung der Stadt Wien (Groß-Wien) sowie einer zur historischen Stadtentwicklung ausgestattet.

Entstehungskontext und Ziel

Das „Handbuch Reichsgau Wien“ wurde nicht direkt von offizieller Seite herausgegeben, jedoch unter Mithilfe von staatlichen und städtischen Behörden. So dankte die Schriftleitung des Verlags im Vorwort der Ausgabe von 1944 „dem freundlichen Entgegenkommen aller maßgebenden Behörden, Ämter, Anstalten, Unternehmungen und ihrer Amtswalter, die durch wohlwollende Beistellung aller erbetenen Angaben […] wesentlich beigetragen haben.“[1] Hervorgehoben wurde auch die Überprüfung des Handbuchs durch die „zuständigen Behörden“, wobei es die Bestrebung sei „allen behördlichen, geschäftlichen und privaten Organisationen wie jedem am Gemeinwohl interessierten Volksgenossen als ausführliches und zuverlässiges Nachschlagewerk zu gelten“.[2] Die Betonung der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ als Zielpublikum spiegelte sich auch in der Auswahl der im „Handbuch Reichsgau Wien“ aufgenommenen Inhalte wieder.

Aufbau und Struktur

Grundsätzlich bestanden die Handbücher aus einem amtlichen und nicht-amtlichen Teil. Der Aufbau, die Struktur und die Inhalte des „Handbuchs Reichsgau Wien“ waren nicht nur von den in der Zeit des Nationalsozialismus konzipierten Handbüchern der Städte Berlin und Hamburg beeinflusst, sondern auch von seinen Vorläufern.[3] So finden sich etwa im nicht-amtlichen Teil des Handbuchs die Namenserklärungen der Straßen und Plätze, welche erstmals im „Handbuch der bundesunmittelbaren Stadt Wien“ von 1935 inkludiert waren. Dagegen wurde die im „Wiener Kommunal-Kalender und Städtisches Jahrbuch“ gepflegte Usance der Publikation von Artikeln zur Stadtgeschichte nicht fortgeführt – eine Tradition, an die erst wieder im „Handbuch der Stadt Wien“ in der Zweiten Republik angeknüpft wurde.

Die Aufnahme der Gaustruktur der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in das "Handbuch Reichsgau Wien" entsprach dem Anspruch ein Nachschlagewerk für die „Volksgemeinschaft“ zu sein. Der Aufbau des amtlichen Teiles – beginnend mit der NSDAP, gefolgt von der staatlichen Verwaltung des Reichsgau Wien und erst anschließend die kommunale Verwaltung – spiegelte nicht nur die Hierarchie der Verwaltung wieder, sondern betonte auch den Anspruch der politischen Vorrangstellung der NSDAP gegenüber regionalen Behörden. Durch die zusätzliche Aufnahme von Informationen zur Reichsverwaltung am Beginn des Handbuchs von 1944 wurde dieser Eindruck noch verstärkt.

Im Allgemeinen war das Handbuch von 1944 gegenüber der Ausgabe von 1941 durch eine Reduktion der Informationsdichte charakterisiert, jedoch in der Darstellung der Verwaltungsstrukturen präziser. Die Erschließung der Nachschlagewerke erfolgte durch ein Inhaltsverzeichnis sowie einem alphabetischen Sachverzeichnis.

Inhalte

Die Darstellung der weitverzweigten Behördenstruktur gibt einen Einblick in den Wirkungskreis der Verwaltungsstellen. Entsprechend dem Zweck eines Nachschlagewerkes enthalten die Eintragungen Informationen über den Sitz der Behörde bzw. der Abteilung, die Rufnummer sowie den Namen des Leiters. Zumeist sind ebenso die jeweiligen Parteizeiten und im geringeren Umfang auch eine Auflistung der Referenten vermerkt. Daneben finden sich in den Handbüchern ebenso Informationen den Alltag der Stadtbevölkerung betreffend, wie etwa die Öffnungszeiten der Wiener Märkte, die Standorte von öffentlichen Telefonzellen oder die Erstaufführungen und Neuinszenierungen an den Wiener Theatern, Opern und Musikhäusern bzw. Filmerstaufführung in den Kinos während des Zweiten Weltkrieges.

Der amtliche Teil des Handbuchs Reichsgau Wien umfasste folgende Inhalte:

Das Handbuch von 1944 wurde im amtlichen Teil dahingehend ergänzt, dass eine Aufschlüsselung der Verwaltung auf Reichsebene vorangestellt wurde. Dies umschloss die Informationen zu folgenden Institutionen: Reichstag und Reichsregierung, Wehrmacht, Oberste Reichsbehörden und Reichsministerien.

Der nicht-amtliche Teil des Handbuchs Reichsgau Wien enthielt unter anderem folgende Inhalte:

  • Verzeichnis aller Bürgermeister seit 1282;
  • Stadtchronik für die Jahre von 1938 bis 1940 (Handbuch von 1941) bzw. von 1940 bis 1941 (Handbuch von 1944), welche sich in Tagesereignisse, Krieg, Feierlichkeiten, Tagungen, Ausstellungen, Sport, Todesfälle und Bühne/Film gliederte;
  • Topographische Daten Groß-Wiens; eine Karte über die historische Entwicklung der Stadt und die Darstellung der neuen Bezirkseinteilung Groß-Wiens, wobei die neuen Gebietsgrenzen jedes Bezirks getrennt erläutert wurden;
  • Verzeichnis der Denkmäler und Denkmalbrunnen, der städtischen Straßenbrücken und Stege sowie der öffentlichen Uhren;
  • Verzeichnis der städtischen Realitäten;
  • Verzeichnis der Steuern in der Ostmark sowie der städtischen Steuern und Abgaben im Reichsgau Wien;
  • Verzeichnis über die aktiven Angestellten des Magistrats, der städtischen Unternehmungen, der Versicherungsanstalt und der Zentralsparkasse;
  • Verzeichnis der städtischen Lehrpersonen;
  • Verzeichnis der Straßen Groß-Wiens und der eingemeindeten Orte;
  • Verzeichnis der Polizeiämter und Einteilung der Schutzpolizei;
  • Verzeichnis der öffentlichen Telefone und Postämter, sowie der Linienführung und Fahrtdauer der öffentlichen Verkehrsmittel.

Der nicht-amtliche Teil des Handbuchs von 1944 beinhaltete ebenso ein Verzeichnis der Sehenswürdigkeiten geordnet nach den Bezirken und die Sitzplatzverteilung und Kartenpreise der Theater, Konzertsäle und Unterhaltungsstätten. Das Verzeichnis der Bürgermeister seit 1282, der städtischen Steuern und Abgaben sowie der Denkmäler und Brunnen (ergänzt um die Ehrengräber und ehrenhalber gewidmeter Gräber auf Wiener Stadtfriedhöfen), wie auch die topographischen Daten und die Übersicht über das Stadtgebiet Groß-Wiens inkl. eines Verzeichnisses der eingemeindeten Orte befand sich im Handbuch von 1944 im amtlichen Teil.

Quellen

Literatur

Einzelnachweise