Heddi Hirsch
Heddi Hirsch, * 9. April 1895 Wien, † 24. Juni 1947 Cambridge (Großbritannien), Textilkünstlerin, Gebrauchsgrafikerin, Modezeichnerin.
Biografie
Hedwig Hirsch wurde als jüngste Tochter von Hermine, geb. Ebstein, und Bernhard Hirsch, dem Inhaber einer Agentur für Garne und Zwirne, in Wien geboren. Von 1910 bis 1913 besuchte sie die Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien und 1913/14 Kurse an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt. 1914 begann sie ihr Studium an der Kunstgewerbeschule Wien, wo sie u. a. vom Bildhauer Franz Barwig d. Ä., dem Maler und Designer Franz Čižek, Adolf Boehm, Rudolf von Larisch, Anton von Kenner sowie dem Architekten und Designer Josef Hoffmann unterrichtet wurde.
Heddi Hirsch spezialisierte sich auf das Entwerfen von Stoffmustern und die Illustration von Modeentwürfen. 1917 fertigte sie für die Zeitschrift "Die Damenwelt" und in den frühen 1920er Jahren "Moderne Welt" Illustrationen an. Ebenfalls ab 1917 entwarf sie als freiberufliche, später als festangestellte Mitarbeiterin der Modeabteilung für die Wiener Werkstätte Stoffe, Kleider und Accessoires, u. a. Hüte und gestaltete die grafischen Entwürfe für Kataloge, Anzeigen und Plakate der Wiener Werkstätte. Zudem beteiligte sich mit ihren Entwürfen an zahlreichen Wiener Modeausstellungen. Darüber hinaus illustrierte sie u. a. die Modeentwürfe von Gertrud Brandt, Dagobert Peche, Maximilian Snischek, Eduard Joseph Wimmer-Wisgrill und Marianne Zels.
1919 heiratete sie den aus Ústí nad Labem stammenden Felix Landesmann, der nach dem Tod von Bernhard Hirsch 1931 die Geschäftsleitung dessen Unternehmens übernahm. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde Hedwigs Schwager, Paul Kaufmann, verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt, woraufhin die Familie Hirsch-Landesmann schnellstmöglich versuchte, das Land zu verlassen. Die Familie von Heddis Schwester Bertha emigrierte in die Vereinigten Staaten, Heddi mit ihrem Ehemann und ihrer Mutter Hermine kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 nach England. In getrennten Unterkünften in Cambridge verbrachten sie unter einfachen Verhältnissen den Krieg. Gegen Ende des Krieges war Heddi Hirsch dann nicht nur für die Versorgung und Unterbringung ihrer betagten und kranken Mutter verantwortlich, sondern auch für die Pflege ihres psychisch erkrankten Ehemanns. Aus Verzweiflung über die unheilbare Erkrankung ihres Ehemanns nahm sie sich an ihrem 52. Geburtstag ihr Leben und wurde am Cambridge City Cemetery beerdigt.
Ihre Stoffentwürfe für die Wiener Werkstätten sind heute in renommierten Kunst- und Designmuseen im In- und Ausland zu finden, u. a. im Museum für angewandte Kunst Wien, im Rijksmuseum Amsterdam und im Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum.
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hrsg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 226f.
- Wikipedia: Heddi Hirsch