Heinrich Glücksmann
Heinrich Glücksmann, * 7. Juli 1863 Rakschitz (Mähren), † 1. März 1943 Buenos Aires, Journalist, Schriftsteller, Dramaturg, Lyriker, Übersetzer.
Biografie
Heinrich Glücksmann wurde als Heinrich Blum im mährischen Rakschitz geboren. Der Sohn eines Kaufmanns und Landwirts und einer Lehrerstochter maturierte an der Mittelschule in Brünn und übersiedelte Ende der 1870er Jahre nach Wien, wo er von 1880 bis 1882 Schauspielunterricht nahm. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wurde er journalistisch tätig. Ab 1880 publizierte er beispielsweise unter dem Pseudonym Henriette Namskilg in der "Wiener Hausfrauen Zeitung". Es folgte eine längere berufliche Tätigkeit in Ungarn, wo er als Redakteur für das "Neue Pester Journal" und das "Politische Volksblatt Budapest“ arbeitete. In den 1890er Jahren schrieb Glücksmann für zahlreiche große österreichische Tageszeitungen, unter anderen für die "Neue Freie Presse", die "Wiener Allgemeine Zeitung" und das "Neue Wiener Tagblatt". Glücksmann war in Kulturkreisen bestens vernetzt und pflegte den Umgang mit zahlreichen namhaften Kulturschaffenden seiner Zeit. Bei vielen der von ihm veröffentlichten Feuilletons handelt es sich um biografische Skizzen bekannter Größen aus dem Kulturleben. Außerdem hielt er öffentliche Vorträge und war ein gerne gesehener Festredner. Glücksmann war Mitglied der Freimaurer-Loge "Humanitas" und gab die Freimaurer Zeitung "Der Zirkel" heraus.
Als Schriftsteller verfasste Glücksmann Dramen ("Therese", 1888; "Der blanke Hans", 1908) und Lyrik. Die Gedichtsammlung "Fährten und Narben" erschien 1913. Zudem war er als Übersetzer tätig und übertrug beispielsweise Werke von Desider Szomory und Ilka Kinsky-Pálmay aus dem Ungarischen ins Deutsche.
Glücksmann gehörte dem P.E.N.-Klub und dem Journalisten- und Schriftstellerverein Concordia an.
Ab 1889 war Heinrich Glücksmann am Deutschen Volkstheater als Lektor und ab 1910 als Dramaturg tätig. Zu den Autoren, deren Stücke er umsetzte, zählten unter anderen Stefan Zweig, Arthur Schnitzler und Robert Musil. 1933 wurde Glücksmann zum Bürger der Stadt Wien ernannt.
Nach dem so genannten Anschluss blieb Glücksmann noch bis 1941 in Wien, wo er als Jude im Sinne der "Nürnberger Gesetze" den Repressionen der Nationalsozialisten ausgesetzt war. Erst 1941 ging der greise Schriftsteller ins Exil nach Argentinien, wo bereits sein Sohn Hans mit seiner Familie lebte. Dort verstarb er wenige Monate vor seinem 80. Geburtstag.
Das Theatermuseum und die Österreichische Nationalbibliothek besitzen Teilnachlässe des Schriftstellers und Dramaturgen beziehungsweise entsprechende Sammelschwerpunkte. Zahlreiche Korrespondenzstücke des Schriftstellers finden sich aber auch in der Wienbibliothek im Rathaus, beispielsweise in der Sammlung Alexander Strakosch oder im Nachlass von Marie Eugenie Delle Grazie.
Quellen
- Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Glücksmann, Heinrich [Signatur: TP 015556]
- ANNO: Heinrich Glücksmann: Wie ich zum Theater kam. In: Neues Wiener Journal, 06.07.1924, S. 10
Literatur
- Birgit Friedrich: Publizist/inn/en und Journalist/inn/en aus Österreich im argentinischen Exil (1934 bis 1949). Biografien, Publizistik und Lebensbedingungen. Dipl.-Arb. Universität Wien. Wien 1990
- Wikipedia: Heinrich Glücksmann