Helga Feldner-Busztin
Helga Feldner-Busztin, * 14. Februar 1929 Wien, † 19. Oktober 2024 Wien, Ärztin, Zeitzeugin.
Biografie
Helga Feldner-Busztin war die Tochter von Hertha und Paul Pollak. Ihr aus Brünn gebürtiger, jüdischstämmiger Vater hatte im Ersten Weltkrieg gekämpft und in Wien Medizin studiert, wo er danach als Lungenfacharzt und Amtsarzt tätig war. Ihre Mutter, eine geborene Pronay, stammte aus einer angesehenen Offiziersfamilie mit einem christlichen Vater und einer jüdischen Mutter, was sie nach jüdischen Gesetzen zur Jüdin machte. Hertha Pollak war allerdings als Kind evangelisch getauft worden und bekannte sich 1931 im Rahmen einer Konversion offiziell zum Judentum. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer 7 Jahre jüngeren Schwester Elisabeth wuchs Helga Feldner-Busztin in der Margaretenstraße auf.
Nachdem ihr Vater im Oktober 1938 in GESTAPO-Haft kam und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde, waren auch seine Frau und die beiden Töchter Repressalien ausgesetzt. Zwar setzte sich Hertha Pollaks Vater bei SS-Führer Ernst Kaltenbrunner persönlich für seine Tochter und Enkelinnen ein, nichtsdestotrotz konnte Feldner-Busztin irgendwann aufgrund der Verfolgung durch das Nazi-Regime nicht mehr zur Schule gehen. Zudem mussten die Frauen mehrfach umziehen und schließlich, an ihrem 14. Geburtstag, kam die Vorladung zur Deportation. Hertha Pollak schloss sich gemeinsam mit der sechsjährigen Elisabeth ihrer ältesten Tochter an. Eine geplante Flucht der Familie nach Shanghai scheiterte.
Am 1. April 1943 wurde Helga Feldner-Busztin gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Elisabeth ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Während ihre jüngere Schwester zeitweise im sogenannten Kinderheim untergebracht war, mussten sie und ihre Mutter Arbeitsdienst leisten. Einmal durch Zufall, einmal durch das Handeln ihrer Mutter entging sie der Deportation in ein Vernichtungslager. Ihr Vater war zwischenzeitlich in mehreren Lagern inhaftiert gewesen, zuletzt in Auschwitz, konnte allerdings ebenso überleben. Nach der Befreiung der Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz traf sich 1945 die Familie in Wien wieder.
Nach dem Krieg nahm Feldner-Busztin ein Medizinstudium auf und praktizierte bis ins hohe Alter als Internistin. Sie heiratete Hans Feldner-Busztin, der die NS-Zeit durch die Hilfe von Josef Feldner als sogenanntes "U-Boot" in Wien überlebt hatte. Das Paar hatte vier Kinder und zahlreiche Enkelkinder.
Ab den 1990er Jahren sprach Helga Feldner-Busztin als Zeitzeugin an Schulen, leistete Aufklärungsarbeit in Vorträgen und Dokumentationen. 2018 veröffentlichte ihre Enkelin Anna Goldenberg das Buch "Versteckte Jahre", in dem sie über die Geschichte des Ehepaars Feldner-Busztin berichtet. Im selben Jahr wurde Feldner-Busztin mit dem Ute-Bock-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.
Sie verstarb im Oktober 2024 im Alter von 95 Jahren.
Literatur
- Kulturstadträtin Kaup-Hasler zum Tod von Helga Feldner-Busztin. In: Presseservice Rathauskorrespondenz, 22.10.2024 [Stand: 22.10.2024]
- „Ich werde doch nicht mehr ein Pogrom erleben“. In: orf.at, 09.11.2023 [Stand: 22.10.2024]
- „Ich war sehr aufmüpfig“: Ärztin und Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin verstorben. In: Die Presse, 22.10.2024 [Stand: 22.10.2024]
- Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin verstorben. In: orf.at, 21.10.2024 [Stand: 22.10.2024]
- weitererzählen: Interview mit Helga Feldner-Busztin, 2019 [Stand: 22.10.2024]
- Anna Goldenberg: Versteckte Jahre. Der Mann, der meinen Großvater rettete. Wien: Zsolnay 2018
- orf.at: Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin verstorben [Stand: 22.10.2024]