Hermann Sallmayer

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Daten zur Person

Hermann Sallmayer, * 29. März 1823 Wien, † 3. Mai 1886 Wien-Dornbach, Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor, Schriftsteller.

Biografie

Der Sohn des Buchhändlers Leopold Sallmayer schloss sich einer wandernden Schauspielertruppe an und trat am Theater in Lemberg (Lwiw/Ukraine) auf, wo sein dramatisches Gedicht "Ein Künsterherz" erstaufgeführt wurde und in dem er die Hauptrolle spielte. Weitere Auftrittsorte waren unter anderem Bremen, Augsburg und Ödenburg (Sopron/Ungarn), vornehmlich in Charakter- und Heldenrollen.

Am 1. Oktober 1856 trat Sallmayer zum ersten Mal am Nationaltheater in Innsbruck als Sekretär Wurm in Schillers "Kabale und Liebe" auf und wurde von der Kritik lobend hervorgehoben. Am 26. November 1856 wohnte Karl Ludwig von Österreich mit seiner Gemahlin Margarete von Sachsen der Aufführung des Festspiels "Ein Tag der Freude für Tirol" bei, das der Künstler eigens für diesen Anlass geschrieben hatte. 1857 wirkte er als Schauspieler und Regisseur am Ständischen Theater in Klagenfurt, dessen Direktor er von 1859 bis 1862 war. Er bemühte sich um gute Klassikeraufführungen, doch fand dies beim Publikum wenig Anklang. Anschließend leitete er 1859/1860 das Stadttheater in Marburg an der Drau (Maribor/Slowenien) und zeitweise – gleichzeitig mit Klagenfurt – von 1861 bis 1863 die Arena in Raab (Győr/Ungarn) und das Theater in Laibach. 1864 kehrte er nach Innsbruck zurück und führte das Theater bis 1866. 1866/1867 war er Direktor des Landschaftlichen Theaters in Linz, wo er wie an den zuvor genannten Orten auch als Regisseur und Schauspieler wirkte, unter anderem mit großem Erfolg als Wallenstein in Friedrich Schillers gleichnamigem Drama.

Am 1. Oktober 1867 übernahm Sallmayer die Direktion des Theaters in der Josefstadt und eröffnete es mit einer Festouvertüre von Anton Storch und dem Original Zeitbild "Neu-Jerusalem" von Friedrich Anton Kaiser), mit Musik ebenfalls von Storch. Am 27. Juni 1868 eröffnete er im Garten von Elterleins Casino "Sallmayer's Sommertheater in Hernals" mit der Posse von Karl Haffner "Das Königreich der Weiber", Musik von Storch, doch bereits 1870 wurde das Theater wieder demoliert. Am 6. Jänner 1869 legte Sallmayer aus finanziellen Gründen die Leitung des Theaters in der Josefstadt zurück.

Sallmayer ging nach Königsberg/Ostpreußen (Kaliningrad/Russland), wo er 1870/1871 als Regisseur und Schauspieler am Vereinigten Theater tätig war und 1870 ein Sommertheater begründete. Ebenfalls 1870 (von Februar bis Dezember) gab er unter dem Pseudonym H. Starke "Die psychologische Posaune. Humoristisch-satyrische Blätter zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib" (Königsberg: Braun & Weber) heraus. 1873 leitete er in Abwesenheit des Direktors Friedrich Strampfer das Deutsche Theater in Budapest. 1874 zog sich Sallmayer von der Bühne zurück und lebte als Schriftsteller und Journalist in Wien, wo er die satirische Zeitschrift "Die Bombe" ab dem 9. Jahrgang, Nr. 29 (20. Juli 1879) bis zum 15. Jahrgang, Nr. 49 (5. Dezember 1885) herausgab. Außer den Bühnenstücken schrieb er Gedichte, satirische Abhandlungen und Skizzen.

Sallmayer war zweimal verheiratet, nach dem "Biographischen Lexikon des Kaiserthums Österreich" war seine erste Ehefrau die Witwe des Schauspielers Georg Schierling, Franziska Schierling. Hermann Sallmayers Bruder Adolf (1817–1885) war als Nachfolger des Vaters ebenfalls Buchhändler

Aufgeführte Bühnenstücke (Auswahl)

  • Ein Künstlerherz. Dramatisches Gedicht, Sommer 1852 Lemberg
  • Philippine Welser. Originalschauspiel, 20.11.1854 Stadttheater Augsburg / 6.8.1858 Carltheater
  • Zwei Frauenherzen. Drama, 1853 oder 1854 Nationaltheater Augsburg / 21.11.1856 Stadttheater Innsbruck
  • Ein Tag der Freude in Tirol. Festspiel, 26.11.1856 Nationaltheater Innsbruck
  • Überraschungen. Scherz, Jänner 1874 Deutsches Theater Pest

Gedruckte Werke

  • Regieheft und Rollenhefte zu "Die beiden Grafen".: Genrebild mit Gesang. ohne Ort und Jahr (Anmerkungen: Mit einem Zensurvermerk der k.k. Statthalterei in Graz)
  • Zwei Frauenherzen oder Ein Dichterjahr. Original-Drama. Augsburg: Volkhart 1853
  • Sängers-Walten. Gewidmet der Augsburger Liedertafel. Regensburg: Fr. Heinr. Neubauer 1854
  • Spiegelbilder 1 und 2. Gedichte. Wien: Hügel 1856 (2., durchgesehene Auflage Wien: Hügel 1857)
  • Drei Gedichte. Das Leben, die Liebe und der Tod, des Künstlers Prüfung,; Friedhofsreunion. Wien: Hügel ²1856
  • Verschneiter Frühling. Lieder. Neue Folge zu den Liedern und Gedichten eines wandernden Poeten. Ödenburg: Romwalter 1856
  • Lieder am Meere. Triest und Venedig. Wien: Pichler 1858
  • Neueste Gedichte. Augsburg [u.a.]: Neubauer 1854 (2. veränderte Auflage. Wien: Pichler 1858; 4., vermehrte Auflage Wien: Pichler 1862)
  • Die Lebenden an die Todten. Sammlung der auf dem Friedhofe zu Klagenfurt errichteten Denkstein-Inschriften. Nebst einem Anhange neuer Grabschriften. Klagenfurt: Leon 1860
  • Schutt und Kitt aus den Mauern von Wien. Bilder aus der Geschichte Wiens. Wien: Pichler 1861
  • Kunstinstitut oder Vergnügungsort? Skizzen über deutsche Theaterzustände, mit besonderem Hinblick auf die Schaubühne in Oesterreich und die kleineren Theaterunternehmungen daselbst. Innsbruck: Wagner 1865
  • Lieder und Gedichte eines fahrenden Poeten. Wien: Pichler 1865
  • Neuester Deklamationssaal für ernste und heitere Vorträge. Gesammelte Gedichte, nebst einem Anhange bis jetzt ungedruckter Original-Beiträge von mehreren Verfassern. Wien: Pichler 1870
  • Das Märchen vom König von Zerudal. Wien: Selbstverlag ohne Jahr [ca. 1870]
  • Der Sieg des Geistes oder Krieg dem Kriege. Dramatisches Märchen in einem Prologe, Vorspiel und drei Akten. Königsberg in Preußen: Braun & Weber 1870
  • Erbauliches Sträusslein päpstlicher Unfehlbarkeit. Königsberg 1871
  • Die Frauen und die Mode. Königsberg, ²1871
  • Der Mensch stammt vom Thiere ab. Ganz unumstößliche Beweisführungen. Thierfreundliche Humoreske Königsberg in Preußen (15. Auflage) 1871
  • Der Mensch stammt nicht vom Thiere ab. Ganz unwiderlegbare Beweise gegen Dr. H. Starke's Schrift: "Der Mensch stammt vom Thiere ab!". Satyrische Humoreske. Königsberg in Preußen: Meyer (12. Auflage) 1872
  • Epistel an die Hagestolzen. Berlin: Grosser 1873
  • Der Mensch und das Thier.: Ein thierfreundlicher Beitrag für die menschliche Behandlung der Thiere. Pilsen: Schiebl 1876
  • Gleiches Recht. Original-Lustspiel. Berlin: Dreyer 1878
  • Der kleine Darwin. Burleske. Berlin 1878
  • Der Brand von Rummelsdorf. Schwank. Berlin: Levin & Co. 1878
  • Gleiches Recht. Original-Lustspiel. Berlin: Dreyer 1878
  • Gräfliche Irrungen. Genrebild mit Gesang. Berlin: Dreyer 1878
  • Das französische Weib auf der Bühne. Den französischen Ehebruch- und Prostitutions-Dramatikern gewidmet. Königsberg in Preußen: R. Leupold 21878
  • Gedichte. Wien: Genossenschafts-Buchdruckerei 1884

Quellen

Literatur

  • Anton Bauer, Gustav Kropatschek: 200 Jahre Theater in der Josefstadt 1788–1988. Wien / München: Schroll 1988
  • Franz Hadamowsky. Wien. Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien: Jugend und Volk 1988
  • Heinrich Wimmer: Das Linzer Landestheater 1803–1958. Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1958
  • Deutsches Theaterjahrbuch: ein bibliographisches und biographisches Handbuch [...]. Herausgegeben von Karl Biesendahl, Berlin: Cassirer und Danziger 1892
  • Todesfälle: Hermann Sallmayer. In: Wiener Allgemeine Zeitung (Mittagsblatt), 5.5.1886, Nr. 2221, Seite 15 (S. 3)
  • Die Presse, 29.10.1868, 21. Jahrgang, Nr. 298, Seite 11 (zu "Philippine Welser" im Theater in der Josefstadt)
  • Preis-Ausschreibung der Direktion des ständischen Theaters in Klagenfurt für ein vaterländisches Volksstück. In: Klagenfurter Zeitung, 7. 4.1860, Nr. 81, Seite 5
  • Wiener Theater-Zeitung (Bäuerles Theaterzeitung), 13.8.1851, Nr. 187, Seite 4 (S. 750; zur Aufführung von "Ein Künstlerherz" 1852 in Lemberg)


Hermann Sallmayer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks