Hermann Winkelmann
Winkelmann Hermann, * 8. März 1847 Braunschweig, † 18. Jänner 1912 Mauer bei Wien (Privatvilla, damals Waldgasse 9 [ 23, Maurer Lange Gasse 139 [Gedenktafel]); Maurer Friedhof), Opernsänger (Heldentenor).
Biographie
Hermann Winkelmann sollte wie sein Vater Klavierbauer werden und ging zur Ausbildung nach Paris. Dort wurde im deutschen Männergesangverein "Teutonia“ seine außergewöhnliche Stimme entdeckt, worauf er ein Gesangstudium in Paris begann, das er dann in Hannover fortsetzte. Er debütierte 1875 am Hoftheater von Sondershausen gleich in einer der anspruchsvollsten Partien des Tenorrepertoires, mit dem Manrico in Verdis "Troubadour“. Seine weitere Karriere führte ihn über Altenburg in Thüringen nach Hamburg, wo er u.a. 1879 die Titelpartie in der Uraufführung der Oper "Nero“ von Anton Rubinstein oder 1883 in der deutschsprachigen Erstaufführung von Massenets "Hérodiade“ den Johannes sang.
Richard Wagner lernte Winkelmanns Stimme kennen und schätzen und so übertrug er ihm die Partie des Parsifal in der Uraufführung seiner gleichnamigen Oper bei den Bayreuther Festspielen 1882, die er dort bis zum Jahr 1888 sang. Er verblieb fünf Jahre im Ensemble des Stadttheaters Hamburgs bevor er 1883 an die Wiener Hofoper wechselte, an der er erstmals 1882 gastierte (Debüt "Prophet").
In Wien wurde Winkelmann zum gefeierten Sänger vor allem des Wagner-Fachs. Er kreierte die Partien von Wagners Tristan (1883), Verdis Othello (1888) und Smetanas Dalibor (1892) für die jeweiligen Wiener Erstaufführungen. Er wirkte 1886 in der Uraufführung von Carl Goldmarks Oper "Merlin“ mit und sang 1896 den ersten Wiener Matthias im "Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl.
Daneben betätigte er sich auch als Lied- und Oratoriensänger im In- und im Ausland.
1903 wurde er Ehrenmitglied der Hofoper. Nach seiner letzten Wiener Vorstellung 1906 als Tannhäuser blieb er weiterhin als Gesangspädagoge tätig.
Wohnhaft 1, Stadiongasse 4 (Eisenberg), 6, Linke Wienzeile 44, dann Stumpergasse 2 beziehungsweise Gumpendorfer Straße 12.
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Band 1 Wien: Daberkow 1889 ff.
- Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
- Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 82
- Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, S. 53 ff. und Register
- Robert Messner: Mariahilf im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der westlichen Vorstädte Wiens (südliche Hälfte) auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 6), S. 144
- Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 39
- Karl J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 5. München: Saur 1997