Hilde Zadek
Hilde Zadek, * 15. Dezember 1917 Bromberg, Provinz Posen (heute Bydgoszcz, Polen), † 21. Februar 2019 Karlsruhe, Opernsängerin, Gesangspädagogin.
Biografie
Hilde Zadek wurde als Tochter eines Kaufmanns geboren. Bald darauf übersiedelte die Familie nach Stettin (heute Szczecin), wo Hilde aufwuchs und die Schule besuchte.
1935 musste sie als Jüdin Deutschland verlassen, wandte sich zunächst in die Schweiz und später nach Jerusalem, wo sie zeitweilig als Krankenschwester in einer Kinderklinik und als Schuhverkäuferin arbeitete, um ihre Gesangsausbildung bei Rose Pauly zu finanzieren. Ein Stipendium brachte sie 1945 nach Zürich, wo sie am Konservatorium bei Ria Ginster ihr Gesangsstudium fortsetzte.
Als Opernsängerin debütierte Hilde Zadek am 3. Februar 1947 an der Wiener Staatsoper – damals im Theater an der Wien – in der Titelrolle von Verdis "Aida" und feierte einen sensationellen Erfolg, besonders da sie die Partie in fünf Tagen lernen und ohne Probe singen musste. Der damalige Staatsoperndirektor Franz Salmhofer hatte sie entdeckt. Dieses großartige Debüt führte zu einer längeren vertraglichen Verpflichtung, während der sie zunächst noch Privatunterricht bei Elisabeth Höngen nahm. Seither ist die Künstlerin bis 1971 Mitglied der Wiener Staatsoper geblieben.
Für Hilde Zadek begann eine Traumkarriere als lyrisch-dramatische Sopranistin im Mozart-, Verdi-, Wagner- und Richard-Strauss-Fach. Nicht nur in Wien, auch in Düsseldorf, Berlin, London und New York war sie ebenso zu Hause wie an den anderen großen Opernhäusern und Konzertsälen der Welt.
Sie wirkte bei den Festspielen in Salzburg und Edinburgh und beim Holland Festival mit. In Salzburg sang sie 1848 die Brangäne im "Le Vin herbé" von Frank Martin, 1949 das Sopransolo im Verdi-Requiem unter Karajan, im selben Jahr noch die Vitellia in "La clemenza di Tito" von Mozart, wirkte am 6. August 1949 in der Uraufführung von Carl Orffs "Antigonae" mit und sang 1950 die Titelpartie in "Ariadne auf Naxos".
Hilde Zadek erwarb sich den Ruf einer kultivierten Sängerin, deren künstlerisches Einfühlungsvermögen und Stilsicherheit es ihr gestatteten, die Standardrollen des klassischen und romantischen Opernrepertoires ebenso überzeugend zu interpretieren wie die Schwierigkeiten zeitgenössischer Bühnenwerke zu meistern. Unter Letzteren muss insbesondere an ihre ausgezeichnete Darstellung der Magda Sorell in Menottis "Konsul" bei der Wiener Premiere oder an Christine in Richard Strauss' "Intermezzo" erinnert werden.
Zahlreiche Einspielungen dokumentieren Hilde Zadeks ausdrucksstarke und klangschöne Sopranstimme, ihre bedeutendsten Leistungen im dramatischen Fach – nicht nur in der Oper sondern auch in der Operette ("Der Zigeunerbaron", "Der Vogelhändler") – aber auch im Konzertfach (Solo in Mahlers 8. Sinfonie).
1971 gab die Zadek ihre Bühnenkarriere auf und widmete sich vermehrt ihrem zweiten Traumberuf, der Gesangspädagogik, nachdem sie schon neben ihrer Bühnentätigkeit seit 1964 eine Gesangsklasse am Konservatorium der Stadt Wien übernommen hatte und seit 1967 als eine der profiliertesten Gesangslehrerinnen Österreichs an der Wiener Musikakademie unterrichtete. Seit 1990 gab sie Meisterkurse in Riva del Garda (Italien). Zadek-SchülerInnen - zum Beispiel Martina Serafin und Alfred Šramek - singen an vielen Opernhäusern oder unterrichten von New York bis Tokio. Zadek betreut auch in hohem Alter ihre Schüler, gibt Meisterkurse und sammelt Bilder.
Internationaler Hilde-Zadek-Gesangswettbewerb (seit 1998); Hildegard Zadek Stiftung (1997)
Literatur
- Karl J. Kutsch / Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 5. München: Saur 1997
- Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon (OeML). Band 5: Schwechat - Zyklus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2006
- Hilde Zadek: Mein Leben. "Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“. [Hg. Volkmar Parschalk]. Wien: Böhlau 2001