Hilde Zimmermann
Hilde Zimmermann, * 12. September 1920 Wien, † 25. März 2002 Wien, Bildhauerin, Designerin, Widerstandskämpferin, politische Aktivistin, Zeitzeugin.
Biografie
Hilde Zimmermann wurde 1920 als Hildegard Wundsam, Tochter von Anna Wundsam, geboren und hatte einen zwei Jahre jüngeren Bruder, Othmar (1922–2014). Sie wuchs in Kagran in einem sozialdemokratischen Umfeld auf. Beide Eltern waren in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) aktiv, sie selbst nahm an den Aktivitäten der Kinderfreunde und der Roten Falken teil. Nach der Niederschlagung der Februarkämpfe 1934 wurde nicht nur der Großteil der sozialdemokratischen Organisationen verboten, Zimmermanns Eltern waren aufgrund ihres aktiven Engagements während der Kämpfe zeitweise inhaftiert. Die 14-jährige und ihr 12-jähriger Bruder erhielten in dieser Zeit Unterstützung, etwa von der illegalen Roten Hilfe.
Beruflich arbeitete Zimmermann als Putzfrau und absolvierte einen Kurs als Haushaltshilfe. 1936 ging sie als Kindermädchen nach Ungarn, kam 1938 in das nun nationalsozialistisch regierte Wien zurück und arbeitete als Bürokraft. Von 1941 bis zu ihrer Verhaftung 1944 studierte sie Bildhauerei an der Wiener Frauenakademie.
Widerstandstätigkeit und Konzentrationslager
Bereits während des Austrofaschismus engagierte sich Zimmermann im Widerstand. Sie war Teil der Junguranier, wie sich die Roten Falken nach dem Verbot nannten, sympathisierte mit der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), deren Parteimitglied sie später wurde, und stellte Flugblätter her, weshalb sie 1936 verhaftet und einige Tage inhaftiert wurde. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1938 blieb Zimmermann weiterhin im Widerstand aktiv und wurde 1939 nach einer Hausdurchsuchung aufgrund eines gefunden Flugblattes erneut festgenommen. Da ihr Bruder die Verantwortung übernahm, kam sie nach wenigen Tagen frei. Anfang 1944 versteckten Hilde Zimmermann und ihre Mutter Anna Wundsam den für die Sowjetunion arbeitenden Fallschirmagenten Josef "Sepp" Zettler (1904–1974) in ihrer Wohnung. Durch einen Hinweis des Spitzels Robert Weidinger nahm die Gestapo am 30. März 1944 Zettler und alle anderen, in der Wohnung anwesenden Personen fest. Neben Zimmermann und ihrer Mutter war auch Othmar Wundsam zuhause. Hilde Zimmermann wurde wegen "Feindbegünstigung" festgehalten und schließlich gemeinsam mit ihrer Mutter in das KZ Ravensbrück deportiert.
Dort kam sie am 22. August 1944 an und wurde einer Büro-Arbeitsstelle zugeteilt. Bei Vorrücken der Front auf einen Todesmarsch geschickt, gelang ihr am 28. April 1945 mit anderen die Flucht. Sie kehrte gemeinsam mit ihrer Mutter in das befreite Lager zurück, half dort in der Krankenversorgung und konnte schließlich mit dem von Rosa Jochmann und Friederike "Friedl" Sinclair organisierten Transport im August 1945 nach Wien zurückkehren.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit engagierte sich Zimmermann – bis zur Distanzierung 1968 – in der KPÖ, besonders in der Jugendarbeit. Außerdem war sie Mitglied des KZ-Verbandes und 1947 Mitbegründerin sowie aktives Mitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück (ÖLGR). In dieser Funktion war sie in den 1950er Jahren in die Gestaltung des österreichischen Gedenkraums in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück involviert. Bei dessen Neugestaltung 1985 leitete Zimmermann die Arbeitsgruppe der ÖLGR. Federführend arbeitete sie auch an der Wanderausstellung "Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung", die am 6. September 1960 in den Räumlichkeiten des Wiener Stadtschulrates eröffnet wurde, mit und begleitete die Ausstellung durch Österreich. Daraus entwickelte sich Zimmermanns Engagement als Zeitzeugin.
Hilde Zimmermann heiratete in den 1950er Jahren Harry Zimmermann. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Für kurze Zeit studierte sie an der Akademie für angewandte Kunst und arbeitete den Rest ihres Lebens nebenbei als Bildhauerin. Hauptberuflich war Zimmermann als Brillendesignerin, etwa für Dior und Carrera, tätig. Sie verstarb mit 81 Jahren und wurde am Stammersdorfer Zentralfriedhof im Grab ihrer Mutter und vermutlich ihrer Großeltern – Theresia († 1949) und Heinrich Kudernatsch († 1950) – beigesetzt.
2009 feierte der Dokumentarfilm " Dagegen muss ich etwas tun. Portrait der Widerstandskämpferin Hilde Zimmermann" (Regie: Tina Leisch) Premiere, der auf dem 1999 geführten Oral History-Interview mit Zimmermann beruht und um Interviews mit ihrem Ehemann, ihrem Bruder und ihrer besten Freundin ergänzt wurde.
Quellen
Literatur
- Brigitte Halbmayr: "Das war eine Selbstverständlichkeit, dass wir da geholfen haben." Die Fallschirmagenten Albert Huttary und Josef Zettler und ihre UnterstützerInnen – ein Fallbeispiel. In: Jahrbuch des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes (2009), S. 176–204
- Hilde Zimmermann (geborene Wundsam): "Die erste Prägung war also: Kein Krieg!" In: Helga Amesberger / Brigitte Halbmayr [Hg.]: Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung. Band 2 – Lebensgeschichten. Wien: Promedia 2001, S. 257–263
- Hilde Zimmermann: Wie auf Eis gelegt. In: Karin Berger / Elisabeth Holzinger / Lotto Podgornik / Lisbeth N. Trallori [Hg.]: Ich geb Dir einen Mantel, daß Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. Wien: Promedia 1987, S. 15–22