Johannes Fabri

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Fabri, Johann
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Heigerlein, Johannes
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. iur., Dr. theol.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  10940
GNDGemeindsame Normdatei 118682946
Wikidata Q64159
GeburtsdatumDatum der Geburt 1478 JL
GeburtsortOrt der Geburt Leutkirch im Allgäu
SterbedatumSterbedatum 21. Mai 1541 JL
SterbeortSterbeort Baden bei Wien
BerufBeruf Bischof, Humanist, Diplomat, Theologe
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzdiözese Wien, Erzbistum
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 15.09.2022 durch WIEN1.lanm08trj
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Stephansdom
Grabstelle Grabmal im nördlichen Seitenschiff

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johannes Fabri (eigentlich Johann Heigerlein), * 1478 Leutkirch im Allgäu, † 21. Mai 1541 in Baden bei Wien (St. Stephan, Renaissance-Epitaph an der Wand des nördlichen Seitenschiffs [Halbfigur in vollem Ornat unter kassettierter Rundbogenumrahmung]), Bischof, Humanist, Diplomat, Theologe.

Biografie

Werdegang

Johann Fabri wird als Johann Heigerlein im Jahr 1478 als Sohn eins Schmiedes (Lateinisch: faber, daher die humanistische Namensableitung vom lateinischen Genetiv Fabri = „Sohn des Schmiedes“) zu Leutkirchen im Allgäu geboren. Im Jahr 1490 begann er seine Studien in den „Artes liberales“ in Konstanz und studierte von 1505 bis 1510/1511 Theologie und Rechte in Ulm, Tübingen und Freiburg / Breisgau. In Freiburg / Breisgau promovierte er zum Doktor beider Rechte (Dr. iur. und Dr. theol.).

Nachdem er im Jahr 1508 die Priesterweihe empfangen und Hilfspriesterstelle in Lindau am Bodensee erlangt hatte, wurde Fabri 1513 zum Offizial in Basel und 1514 zum Pfarrer von Leutkirch beziehungsweise 1516 von Lindau bestellt. Von 1518 bis 1523 war er Generalvikar der Diözese Konstanz und zum Apostolischer Protonotar. 1521 wurde ihm durch Papst Leo X. das Domkanonikat in Konstanz verliehen.

Theologe und Diplomat

Während Fabri den reformatorischen Reformwünschen anfänglich positiv begegnete, änderten Martin Luthers radikale Angriffe gegen den päpstlichen Primat sukzessive seine Haltung und Fabri nahm auch öffentlich gegen ihn Stellung. Er entwickelte sich zu einem der führenden Kontroverstheologen seiner Zeit. Seine literarischen Kämpfe und Disputationen mit Martin Luther und Huldrych Zwingli gaben ihm in den Augen Ferdinands I. solches Ansehen, dass dieser ihn als Beichtvater und Berater an sich zog.

Ab 1. August 1523 bestellte ihn König Ferdinand I. zu seinem Berater. Fabri begleitete ihn zu diversen Reichstagen, (unter anderem 1524 zum Regensburger Fürstenkonvent) und führte heikle politisch-diplomatische Missionen aus (zur Abwehr der Osmanen und zur Unterdrückung der Bauernaufstände).

Fabri stellte für Ferdinand I. eine Übersicht über häretische Schriften zusammen, welche als Grundlage für ein Dekret Ferdinands I. vom 20. August 1527 diente, in dem er alle bisherigen, gegen Luther, Zwingli und die Wiedertäufer erlassenen Gesetze sowie deren Übertretungen und daraus resultierenden Strafen zusammenfasste.

Ebenso wurde die Arbeit Fabris zum Ausgangspunkt einer im Jahre 1528 in Klöstern und Pfarren durchgeführten Visitation, die von einer aus Geistlichen und Laien zusammengesetzten Kommission durchgeführt wurde. Als Ergebnis wurden ein starker Glaubensabfall des Klerus, eine Vernachlässigung der Sakramentenspendung, finanzielle Ungereimtheiten bei Stolgebühren und Zehentabgaben und illegitime Aneignung von Kirchengut festgehalten.

Bischof von Wien

1522 kam Fabri nach Wien, wo er in Wort und Schrift gegen jede Glaubenserneuerung zu Felde zog. Nach der Erlangung von etlichen Pfründen zur Verbesserung seines Einkommens wurde Fabri am 10. August 1524 zum Bischof-Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge für Bischof Kammerer von Wiener Neustadt ernannt. Noch bevor das Nachfolgerecht für das Bischofsamt in Wiener Neustadt wirksam werden konnte, ernannte ihn Ferdinand I. am 7. Juli 1530 zum Bischof von Wien. Fabri verwaltete fortan Wiener Neustadt von Wien aus.

Er nahm an allen wichtigen Tagungen in Deutschland und in der Schweiz teil (1523 Zürich, 1524 Regensburg [Sonderkonvent], 1526 und 1529 Speyer [Reichstage]); zur Belohnung erhielt er 1529 die Propstei Ofen (Ungarisch: Buda). 1540 nahm er auch am Religionsgespräch in Hagenau teil.

Am Augsburger Reichstag im Jahr 1530 wurde er von Karl V. zum Vorsitzenden der Theologischen Kommission zur Widerlegung der Augsburger Konfession ernannt. Am 3. Juli 1530 präsentierte ihn Ferdinand I. dem Papst Clemens VII. als Wiener Bischof, nachdem Fabri ab 1524 das Amt eines Koadjutors mit Sukzessionsrecht (cum iure successionis) von Wiener Neustadt bekleidet hatte. 1531 erhielt er die Bischofsweihe in Aachen. Seine Rechte auf Wiener Neustadt übertrug Fabri dem Brixener und Wiener Domherren Gregor Angerer (1531-1548). Ab 1538 stellte ihm Papst Paul III. Friedrich Nausea als Koadjutor in Wien zur Seite.

Bischof Fabri war mit der schlechten materiellen Lage des Wiener Bistums sowie mit den Auswirkungen der Belagerung durch die Osmanen im Jahr 1529 konfrontiert (zerstörte Gebäude, verwaiste Pfarren). Hinzu kamen Kompetenzstreitigkeiten mit dem Wiener Domkapitel, den Orden, der Wiener Stadtverwaltung und der Universität Wien.

Konfessionalisierung, Reformation und Gegenreformation

Bischof Fabri suchte die seelsorgliche Versorgung kranker und bedürftiger Priester zu gewährleisten. Er förderte den Priesternachwuchs, indem er 1539 das Konvikt St. Nikolaus in der Singerstraße (“Collegium Trilingue zu St. Nikolaus”, 1, Singerstraße) für bedürftige Studenten stiftete, die den Priesterberuf anstrebten. Aufgrund der geringen Dotierung bestand die Stiftung nach Fabris Tod nicht allzu lange.

Ebenso suchte Johann Fabri durch seine Predigttätigkeit und Förderung der Pfarrseelsorge die katholische Konfession in Wien gegen die Reformation zu stärken. Im Lauf der 1530er Jahre schwand zusehends sein Einfluss auf Ferdinand I.

Johann Fabri verfasste für das im Jahr 1536 von Paul III. angekündigte Konzil ausführliche schriftliche Vorarbeiten und drängte immer wieder auf dessen Einberufung.

Tod

Am 21. Mai 1541 starb Johann Fabri während eines Kuraufenthaltes in Baden bei Wien. Dem Collegium Trilingue vermachte er seine umfangreiche, an humanistischen Werken reiche Privatbibliothek (rund 4.000 Bände, heute Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek). Fabri wurde im Stephansdom beigesetzt, sein Grabmal im nördlichen Seitenschiff zeigt ihn mit Buch und Stab in den Händen.

Bischof-Faber-Platz, Heigerleinstraße.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973-1975
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 142, S. 381
  • Leo Helbling: Dr. Johann Fabri. Generalvikar von Konstanz und Bischof von Wien 1478 - 1541. Beiträge zu seiner Lebensgeschichte. Münster, Westfalen: Aschendorff 1941
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-90 (1527-1540), 91-104
  • Alphons Lhotsky: Die Bibliothek des Bischofs von Wien. Dr. Johannes Fabri (1530-1541). In: Festschrift Karl Eder zum siebzigsten Geburtstag. Hg. im Auftrag eines Redaktionsausschusses am Historischen Institut der Universität Graz von Helmut J. Mezler-Andelberg. Innsbruck: Wagner 1959
  • Alphons Lhotsky: Aufsätze und Vorträge. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Wagner und Heinrich Koller. Band 3. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1972, S. 228 ff
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 38 f., S. 43-46
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 32-34.
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd. Band 1,1953
  • Christian Radey: Dr. Johannes Faber, Bischof von Wien. Diss. Univ. Wien. Wien 1976
  • Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 5), S. 171 ff., (Epitaph)
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach [Isartal]: Verlag Dokumentation 1972
  • Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 242-248
  • Johann Weißensteiner: Johann von Revellis. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, Ein biographisches Lexikon, Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Gatz Erwin. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 176-177
  • Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd. Band 44,1989, S. 76 f. (Epitaph)
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 202-203