Joseph Freiherr von Eichendorff, * 10. März 1788 Schloß Lubowitz bei Ratibor, Preußisch-Schlesien (Raciborz, Polen), † 26. November 1857 Neiße, Preußisch-Schlesien (Nysa, Pon), deutscher Dichter, Gattin (1814) Luise von Larisch. Studierte Jus in Halle, Heidelberg und Berlin (1805-1810; Kontakt mit dem Kreis der jüngeren Romantik) und kam im Herbst 1810 mit seinem Bruder Wilhelm zum weiteren Studium nach Wien, um sich auf den österreichischen Staatsdienst vorzubereiten; er schloss das Studium 1812 ab.
Der Verkehr in den katholischen Kreisen Wiens festigte seine streng kirchliche Gesinnung; bei Friedrich und Dorothea Schlegel lernte er auch Clemens Maria Hofbauer kennen, im Frühjahr 1812 hörte er im „Römischen Kaiser" A. W. Schlegels Vorlesungen über die „Geschichte der alten und neuen Literatur". Die Erzählung „Aus dem Leben eines Taugenichts" und der Roman „Ahnung und Gegenwart" offenbaren die Tiefe der in Wien gewonnenen Eindrücke für sein Schaffen. Er wohnte 1810-1813 als Gast bei einem entfernten Verwandten, dem kaiserlichen Kämmerer Franz Joseph Graf Wilczek, in dessen Palais 1, Herrengasse 5 (Gedenktafel); die Brüder frequentierten das nahegelegene Wirtshaus „Zum Lothringer" (Ecke Herrengasse-Kohlmarkt). Eichendorff, der vor allem durch den „Taugenichts" bekannt geworden ist, arbeitete in Wien an seinem Roman „Ahnung und Gegenwart". Nach Teilnahme an den Befreiungskriegen (1813/1814 [gemeinsam mit Theodor Körner ließ er sich in das Korps des Freiherr vor Lützow einreihen]; Abrüstung erst 1817) blieb Eichendorff in Breslau (1817), ging dann nach Berlin (Kultusministerium, 1819), Danzig (Konsistorial- und Schulrat, 1821) und Königsberg (Regierungsrat, 1824) und quittierte 1844 den Dienst. Im Herbst 1846 kam Eichendorff mit seiner Gattin Luise nach Wien (wohnhaft Vorstadt Landstraße Conskriptionsnummer 488 [Ungargasse 8]), wurde begeistert gefeiert, schloss viele Freundschaften und fand zahlreiche Gesprächspartner (Franz Grillparzer, Eduard von Bauernfeld, [Ignaz Franz Castelli]], Anastasius Grün, Friedrich Halm, Giacomo Meyerbeer), verließ Wien jedoch bereits Mitte 1847; in diese Zeit fällt der Beginn seiner literarhistorischen Arbeiten.
Eichendorff ist der bedeutendste Dichter der Hochromantik und der Lieblingsdichter vieler Komponisten. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören „O Täler weit, o Höhen", „Nach Süden nun sich lenken" und „In einem kühlen Grunde".
Eichendorffgasse, Eichendorff-Gedenkstein.
Literatur
- Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon. Begründet und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz. Herzberg [u.a.]: Bautz 1975 - lfd., S. 1473 ff.
- Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 1: A-H. München: A. Francke 1973
- Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990, S. 42 f.
- Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1. Salzburg: Bergland-Buch 1964, Register
- Eichendorff in Wien. In: Karl Wache: Jahrmarkt der Wiener Literatur. Wien: Bergland-Verlag 1966 (Österreich-Reihe 331/333), S. 43 ff.
- Klaus Günzel: Wiener Begegnungen. Deutsche Dichter in Österreichs Kaiserstadt 1750 - 1850. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1990, S. 107 ff.
- Zdenko Kraft: Wiens berühmte Zaungäste. Graz: Stocker 1978, S. 41 ff.
- Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, S. 151, 212
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 34 (Herrengasse 5)
- Wiener Geschichtsblätter. Band 24. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1969, S. 404 (Louise)
- Christine Klusacek: Joseph von Eichendorff in Wien. In: Wien aktuell magazin. Wien, 15.12.1988, S. 16
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 25.11.1957