Karl Beth
Karl Beth, * 1. Dezember 1872 Förderstedt (Sachsen), † 9. September 1959 Chicago, Religionspsychologe und Philosoph.
Biografie
Herkunft und frühe Jahre
Karl Beth wurde 1872 als Sohn eines Schulrektors in Sachsen geboren, verbrachte seine Kindheit aber in Brandenburg. Nach seinem Schulabschluss widmete er sich dem Studium der Philosophie und Theologie an den Universitäten Tübingen und Berlin. Zu seinen Lehrern zählten Adolf von Harnack, Otto Pfleiderer und Wilhelm Dilthey. 1897 promovierte er zum Licentiatus theologiae und 1898 zum Doctor philosphiae. Im Jahr 1901 habilitierte er sich für Systematische Theologie. 1906 wurde der damals 34-jährige aus Berlin nach Wien als Ordinarius für Systematische Theologie berufen. Ab diesem Zeitpunkt wirkte Beth an der Evangelisch Theologischen Fakultät der Universität Wien als Professor. In den Jahren 1928/29, 1933/34 und 1937/38 war er außerdem Dekan der theologischen Fakultät. 1911 heiratete er die Juristin Marianne Beth, die er während seines Wien Aufenthalts kennengelernt hatte.
Forschungsschwerpunkte und Exil
Bekanntheit erlangte Karl Beth vor allem durch seine Arbeit in der Religionspsychologie. So führte er zum Beispiel physiologische Studien durch, um die seelischen Phänomene von Religion zu erforschen. Hier war er einer der ersten auf dem Forschungsgebiet, der theologisch–philosophische Ansätze mit naturwissenschaftlichen kombinierte. Er betonte die Bereicherung der Naturwissenschaften für die theologische Forschung und erntete dafür in seinem Wirkungsumfeld starke Kritik. Er wies auch auf die Notwendigkeit hin, in der Theologie stets mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen zu kooperieren. Nach seiner Habilitation unternahm er eine fünfmonatige Forschungsreise in die östlichen Mittelmeer-Länder, um seinen religionsgeschichtlichen Horizont zu erweitern und gründete 1927 die internationale religionspsychologische Gesellschaft. Im Jahr 1931 veranstaltete er einen Fachkongress zum Thema "Psychologie des Unglaubens“, der international viel Beachtung fand. Des Weiteren war er ein Wegweiser in der frühen ökumenischen Bewegung. In diesem Zusammenhang leitete er den österreichischen Zweig des Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeiten der Kirchen nach dem Ersten Weltkrieg. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich war ihm seine Tätigkeit als Professor nicht mehr uneingeschränkt möglich. Als Ehemann der aus einer jüdischen Familie stammenden Marianne Beth sah er sich gezwungen, 1939 gemeinsam mit seiner Familie in die USA zu emigrieren. In Chicago, wo sich die Familie nun aufhielt, bekam er eine Anstellung an der Meadville Lombard Theological School. Hier setzte er bis 1944 seine Lehrtätigkeit fort.
Tod und Nachlass
Nach Wien kehrte Beth nicht mehr zurück, trotz einiger Versuche der theologischen Fakultät Wien wieder Kontakt mit ihm herzustellen. In Chicago wirkte er bis zuletzt als Gastprofessor, wo er am 9. September 1959 im Alter von 87 Jahren schließlich verstarb. Er hinterließ zahlreiche Schriften und Publikationen, die bis heute großen Wert in der Religionspsychologie haben. Eine seiner bekanntesten Veröffentlichungen ist das Buch "Die Entwicklung des Christentums zur Universalreligion“ aus dem Jahr 1913. Ihm zur Erinnerung wurde 1998 im Zuge der Eröffnung des Universitätscampus das Tor der Erinnerung Karl Beth nach ihm benannt.
Literatur
- Dietmar Goltschnigg: Marianne Beth – Ein brüchiges Leben in Briefen aus Wien und dem amerikanischen Exil. Wien: Böhlau 2021
- 650 plus - Geschichte der Univesität Wien: Karl Beth [Stand: 17.08.2023]
- Evangelisches Museum Österreich: Karl Beth [Stand: 17.08.2023]
- Evangelisches Museum Österreich: Eine Wolke von Zeugen – Karl Beth [Stand: 17.08.2023]
Karl Beth im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.