Karl Ebner

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ebner, Karl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. iur
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42501
GNDGemeindsame Normdatei 12895194X
Wikidata Q1684887
GeburtsdatumDatum der Geburt 27. Oktober 1901
GeburtsortOrt der Geburt Franzensfeste
SterbedatumSterbedatum 11. November 1983
SterbeortSterbeort Lienz
BerufBeruf Jurist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) NSDAP
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage-NG
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Karl Ebner, *27. Oktober 1901 ins Franzensfeste/Südtirol, †11. November 1983 Lienz. Jurist, Gestapo-Beamter, Leiter des "Judenreferats" der Wiener Gestapo.

Biographie

Schule und Studium

Karl Ebner wurde als Sohn eines Taglöhners, der als Magazinarbeiter bei der Südbahngesellschaft arbeitete, geboren. 1923 legte er im im Gymnasium-Lyzeum des Augustiner-Chorherrenstifts in Neustift bei Brixen die Matura ab. 1923 zog die Familie nach Dölsach bei Lienz, wo Ebners Vater Fahrdienstleiter wurde. Ab Oktober 1923 studierte er für zwei Semester Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Graz, dann Rechtswissenschaften an den Universitäten Graz und später auch Wien.

Beruflicher Werdegang und illegale Tätigkeit für die NSDAP

Am 13. März 1928 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert und trat noch im selben Jahr in den Landesdienst als Vertragsangestellter im höheren Verwaltungsdienst im burgenländischen Sauerbrunn ein. Protegiert von seinem Südtiroler Landsmann Benno Braitenberg, dem Leiter des Bundespolizeikommissariats Eisenstadt, wurde Ebner im März 1929 als pragmatisierter Beamter in den Bundesdienst überführt, im Oktober desselben Jahres zum stellvertetenden Bezirkshauptmann von Eisenstadt und 1931 zum Polizeikommissar befördert. Ab 1. Oktober 1931 wurde Ebner stellvertretender Leiter des Bundespolizeikommissariats Wels. Mit 1. April 1933 wurde Ebner auf eigenen Wunsch zur Bundespolizeidirektion Salzburg versetzt und wurde noch im selben Jahr Parteianwärter der NSDAP. Sein Eisenstädter Protektor Braitenberg war inzwischen aufgrund seiner NS-Sympathien in Eisenstadt seines Postens enthoben worden. Zum Nachfolger wurde ausgerechnet der illegale Nationalsozialist Ebner bestellt. Rückwirkend mit 1. Februar 1934 wurde Ebner schließlich sogar nach Wien ins Staatspolizeiliche Büro der Bundespolizeidirektion mit Sitz im Bundeskanzleramt berufen. Im Gefolge des Juliputsches wurde Ebner am 26. Juli 1934 verhaftet, floh für kurze Zeit nach Jugoslawien aber wurde bereits im Oktober 1934 wieder eingestellt und dem Bezirkspolizeikommissariat Hietzing zugeteilt. Er setzte seine Tätigkeit für die illegale NSDAP fort und wurde schließlich ins Bezirkspolizeikommissariat Favoriten versetzt, wo er bis 1938 als Journalbeamter im Referat "Linksbewegung, Jugendliche und Abgängige" tätig war. Formell trat Ebner der illegalen NSDAP im Juli 1936 in Favoriten (Mitgliedsnummer 6242415) und der SS im Jänner 1937 bei (Mitgliedsnummer 302 994).

Mitorganisator der "Endlösung" in Wien

Bereits im März 1938 trat Ebner als Polizeioberkommissar in den Dienst der GESTAPO und wurde in die neu eingerichtete Staatspolizeileitstelle Wien, zunächst nur als Hilfsreferent, berufen. Er wurde dem Referat II B ("Weltanschauliche Gegner") zugeteilt, das gemäß dem rassistischen Weltbild der Nationalsozialisten auch für Juden zuständig war. Bereits am 1. Juni 1939 übernahm er die Leitung des Referats, das im Hotel Métropole am Morzinplatz untergebracht war. Im Herbst 1939 erfolgte die Ernennung zum Regierungsrat und zum SS-Oberscharführer und am 15.2. 1941 zum SS-Sturmbannführer. Im April 1942 wurde Ebner von Reinhard Heydrich zum stellvertretenden Leiter der Staatspolizeileitstelle Wien und wenig später aufgrund seiner "außerordentlichen Leistungen bei der Lösung der Judenfrage" zum Oberregierungsrat und zum SS-Obersturmbannführer ernannt. Im Zusammenspiel mit der Zentralstelle für jüdische Auswanderung war Ebner hauptverantwortlich für die Deportation von mehr als 48000 Wiener Juden.

Chef der VUGESTA

Zusätzlich zu seinen Aufgaben übernahm Ebner im September 1940 die Leitung der neu eingerichteten "Verwertungsstelle für jüdisches Umzugsgut der Geheimen Staatspolizei" (VUGESTA) mit Sitz am Bauernmarkt 24 im Ersten Wiener Gemeindebezirk. Die VUGESTA war die Verwertungsagentur des den deportierten Juden geraubten Vermögens. Auf Ebner geht der Vorschlag zurück, von der Gestapo beschlagnahmte wertvollere Gegenstände aus jüdischem Besitz im Dorotheum zu versteigern.

Nach dem Krieg

Am 20. Juli 1944 wurde Ebner im Zuge der "Operation Walküre" mehrere Stunden lang gemeinsam mit anderen lokalen Spitzenfiguren der NSDAP, der SS und der Gestapo im Hauptquartier des Wehrkreiskommandos XVII am Stubenring inhaftiert. Im Jänner 1945 wurde er wegen "Wehrkraftzersetzung", "Häftlingsbegünstigung" und "Korruption in mehreren Fällen" verhaftet und vor ein Sondergericht für SS- und Polizeiangehörige gestellt. Am 16. März 1945 wurde Ebner von diesem Gericht zum Tode verurteilt, das Urteil jedoch nicht vollstreckt. Ebner begab sich nach Lienz wo er mehrere Wochen im Elternhaus zubrachte, bevor er im Juni 1945 von britischen Besatzungstruppen verhaftet wurde. Im Februar 1947 erfolgte seine Überstellung an die österreichischen Behörden, die ein Strafverfahren gegen ihn einleiteten. Vom 8. bis 11. Dezember 1948 fand der Prozess gegen Ebner am Landesgericht für Strafsachen in Wien statt und wurde wegen Hochverrat, Betätigung für die NSDAP und die SS und Kriegsverbrechen zu 20 Jahren schweren Kerker verurteilt. Bereits am 16. Mai 1953 wurde Ebner von Bundespräsident Körner begnadigt und am 13. Juni 1952 freigelassen.

Literatur

  • Thomas Mang: Die Unperson. Karl Ebner, Judenreferent der Gestapo Wien. Eine Täterbiographie. Bozen: Edition Raetia 2013