Karl Lederer
Karl Lederer, * 22. September (in der Literatur auch: 22. Dezember) 1909 Wien, † 10. Mai 1944 Wien, Jurist, Widerstandskämpfer.
Biografie
Karl Lederer schloss sein Studium der Rechtswissenschaften 1933 mit der Promotion zum Dr. iur. ab. Nach Tätigkeit in der Gerichtspraxis trat er 1936 in den Dienst der Wiener Finanzprokuratur. 1939 wurde er als "jüdischer Mischling" aus dem öffentlichen Dienst entlassen.
Politisch dem autoritären "Ständestaat" nahestehend, kam er nach dem "Anschluss" in Kontakt mit der Widerstandsgruppe "Österreichische Freiheitsbewegung", an der er sich führend beteiligte. Die bis zu 200 Mitglieder umfassende Gruppe, der auch Bedienstete der Stadt Wien und ehemalige Gewerkschafter angehörten, verfasste zahlreiche Flugblätter mit antinationalsozialistischem Inhalt. Enge Verbindungen bestanden zu den Widerstandsgruppen um den Klosterneuburger Chorherrn Karl Roman Scholz und um Jakob Kastelic, mit denen Lederer eine Kooperation einging.
Im Sommer 1940 wurde die Widerstandsbewegung vom Gestapo-Spitzel Burgschauspieler Otto Hartmann verraten und man verhaftete Lederer sowie 300 weitere Widerstandskämpferinnen und -kämpfer. In der Anklageschrift wurde ihm unter anderem der Plan vorgeworfen, den "Sturz unserer Regierung und die Lostrennung der Alpen- und Donaugaue vom Großdeutschen Reich herbeizuführen und einen selbständigen österreichischen Staat zu errichten".
Das Gerichtsverfahren zog sich über die Jahre 1943 und 1944 und endete mit der Verurteilung Karl Lederers und weiterer zehn Personen zum Tod. Das Urteil wurde im Mai 1944 im Wiener Landesgericht vollzogen. Sein Name befindet sich auf einer Gedenktafel für katholische Widerstandskämpfer in der Alser Kirche im 8. Bezirk.
Literatur
- Wolfgang Neugebauer: Der österreichische Widerstand 1938−1945. Wien: Steinbauer 2015, S. 173 ff.
- Bruce F. Pauley: Eine Geschichte des österreichischen Antisemitismus. Wien: Kremayr & Scheriau 1993
- Radomír Luža: Der Widerstand in Österreich 1938−1945. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1985
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 5. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1972, S. 83