Becherlhof

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Portal des Becherlhofs, 2022
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1569
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Hugo Wolf
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  5059
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata Q37899845
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 9.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Becherlhof.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Portal des Becherlhofs, 2022
  • 1., Kumpfgasse 9
  • Nr.: 828 (Bezirk: Innere Stadt, 1862, bis: 1862)
  • Nr.: 878 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 893 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)

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48° 12' 25.10" N, 16° 22' 33.37" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Becherlhof (1., Kumpfgasse 9; Konskriptionsnummer 828).

Ursprünglich bildete das Haus einen Teil des weiträumigen Ramhofs (1, Kumpfgasse 11). Als Becherlhof wurde von Albert Camesina das Haus Stadt 817 (Kumpfgasse 11, Teil) und von Eduard Castle das Haus Stadt 827 (Kumpfgasse 7) angegeben, beide Zuordnungen sind jedoch falsch.

Schildname

Mit dem Becherlhof ist eine Sage verknüpft: Der deutsche Ordensritter Hans von Cobenzl war 1576 kaiserlicher Gesandter am Hof Iwans IV. des Schrecklichen zu Moskau. Bei einem Gastmahl, bei welchem dem Zaren von Verschwörern Gift in seinen goldenen Becher geträufelt worden war, verhinderte Cobenzl das Attentat, worauf ihm Iwan unter anderem den kostbaren Becher schenkte, den die späteren Freiherren und Grafen Cobenzl in ihr Wappen nahmen. Hans, 1581 nach Wien zurückgekehrt, habe das Haus erworben, es umgestaltet und "Zum Becher" beschildet. Urkundlich lässt sich hingegen nachweisen, dass der Becherlhof seinen Namen auf Ursula, die Witwe des Bäckers Johann Adam Spiegel, zurückleitet, die in zweiter Ehe den Namen Becherl führte. Ursula hinterließ das Haus 1731 ihren Kindern. Hans von Cobenzl könnte zwar in diesem Haus gewohnt haben, er besaß es jedoch nie.

Geschichte des Hauses

Aufgrund eines Teilungsbriefes vom 4. Dezember 1569 wurde das Gebäude vom Ramhof abgetrennt und bildete nun ein eigenständiges Objekt. In den folgenden hundert Jahren konnten einige Besitzer ihre Schulden nicht bezahlen, wodurch das Haus mehrfach vom Gericht eingezogen und verkauft wurde. 1690 erbten es zwei Brüder im Fall, dass sie Priester würden. Da aber nur einer Priester wurde, wurde das Testament von seinem Bruder angefochten. Der dadurch entstandene Rechtsstreit konnte erst durch das Eingreifen des Stadtrates entschieden werden, der das Haus verkaufte und die beiden Brüder zu gleichen Teilen abfertigte.

1823/1824 wurde das alte Haus abgetragen und durch das heutige Gebäude ersetzt, das auf einer Grundfläche von 474 Quadratmetern steht. Über dem Tor wurde ein halbrundes Amourettenrelief und über den danebenliegenden beiden Parterrefenstern wurden halbrunde Reliefs mit Pflanzenrankwerk angebracht.

1843 erwarb Johann Michael Offner (1797-1867) das Gebäude. Der Sohn des gleichnamigen Wolfsberger Kaufmanns und Montanindustriellen hatte nach dem Tod seines Vaters 1831 die Herrschaft Waldenstein in Kärnten geerbt. Dort hatte der gebürtige Wiener Josef Rainer von Harbach (1804-1870) 1835 bei einer Einladung Offners auf dessen Anregung ein Gedicht von Johann Thaurer von Gallenstein (1779-1840) vertont, das später zum Kärntner Heimatlied wurde. 1842 verkaufte Offner Waldenstein, um sich in Wien als Privatier niederzulassen. Er blieb bis zu seinem Tod 1867 im Besitz des Becherlhofs. Sein Grab am Hietzinger Friedhof ist aufgrund einer Stiftung an die Gemeinde Penzing bis heute in Obhut der Stadt Wien.

1884 wohnte der Komponist Hugo Wolf in einer Wohnung im vierten Stockwerk, von wo aus er einen schönen Ausblick auf den Turm des Stephansdomes hatte.

Obwohl das Haus im Zweiten Weltkrieg keinen direkten Treffer erlitt, wurde das Dach durch die Druckwellen der in der Nähe explodierten Bomben teilweise abgedeckt.

Literatur

  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 64
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 552
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 86
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 79
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 25 ff.
  • Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 32
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 318
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 651-653