Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle
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Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle (11., Rinnböckstraße 15).
Inhalt: |
Die Kompetenzen der Magistratsabteilung 39 umfassen verschiedene amtliche Probenahmen und Materialprüfungen, Ausführung von Brandversuchen, Überprüfung von Prüfmaschinen, Erprobung und Begutachtung von Bauweisen und technischen Maßnahmen, die Begutachtung von Schadensfällen, Boden- und Grundwasserproben, soweit diese in Verbindung mit Bauwerken erforderlich sind, die Zertifizierung von Bauprodukten und die Entwicklung und Beratung auf elektro- und lichttechnischem Gebiet.
Vorgeschichte
Im Rahmen des Stadtbauamtes bestand seit 1893 ein Studienbüro, das „dem Fortschritt der technischen Wissenschaften zu folgen und Neuerungen, welche für die Verwaltung der Stadt Wien von Vorteil sein können, zu prüfen, eventuell deren Anwendung vorzuschlagen“ hatte. Laut Geschäftsaufzählung war diese Fachabteilung speziell mit Studien über die Wasserversorgung, Erhebungen zu den Grundwasserverhältnissen und Gutachten in Privilegienangelegenheiten befasst sowie mit der Leitung der „Probiranstalt (!) für hydraulische Bindemittele“ betraut.[1] 1898[2] blieben Sachtitel und Aufgabenbereich unverändert. 1914 spaltete man eine statische Fachabteilung ab, welche die Bezeichnung Fachabteilung Ib erhielt und die bei der Berechnung beziehungsweise Überprüfung von Berechnungen bei größeren und neuartigen Trag- und Bauwerken mitzuwirken hatte. Neben Überwachungs- und Kontrollfunktionen fiel ihr aber auch die Aufgabe zu, Studien auf dem Gebiet der Baumaterialienkunde, der Festigkeitslehre und Baustatik zu betreiben, besonders im Hinblick auf deren Anwendbarkeit.[3] Dem Studienbüro wurde die neue Bezeichnung Fachabteilung Ia zugeordnet, 1918 unterstellte man diese Abteilung direkt der Stadtbauamtsdirektion und erhob sie zu einer Direktionsabteilung (BDA II, Studienabteilung). Die bisherige Fachabteilung Ib wurde in die Magistratische Bauamtsabteilung IV (Statik) übergeleitet.[4]
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1920: Errichtung der Magistratsabteilung 17 (Technische Studienabteilung) und der Magistratsabteilung 21 (Statik). Die Geschäftsaufzählung der Magistratsabteilung 17 beinhaltete die Durchführung von Studien über technische Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung, jene der Magistratsabteilung 21 die Mitwirkung bei der Berechnung neuartiger und großer Tragwerke für die Gemeinde und die Baubehörde, die Beurteilung der Zulässigkeit neuer Baustoffe und Konstruktionen sowie die städtische Prüfanstalt.
1921: Die bisherigen Magistratsabteilung 17 und Magistratsabteilung 21 wurden aufgelöst, ihre Aufgaben der Magistratsabteilung 36 übertragen.
Aufgabenbereiche
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1939: Errichtung einer eigenen Abteilung IV/3 (Städtische Prüfanstalt), im Verband der Gruppe „Allgemeine Verwaltung“ innerhalb der Hauptabteilung IV (Bauwesen). Die Geschäftsaufzählung umfasste Einrichtung und Betriebsführung, Prüfungen von Baustoffen in mechanisch- und chemisch-technischer Hinsicht, Ausstellung von Prüfungszeugnissen und Gutachten sowie Brandproben für Baustoffe.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1941: Abteilung G 2; neuer Sachtitel: Prüfungsanstalt. Die Geschäftsaufzählung blieb unverändert, der Tätigkeitsbereich weitgehend durch den Kriegseinsatz festgelegt.
1942: Übernahme in das Amt „Oberste Bauleitung“ innerhalb der Hauptabteilung G.[5]
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1945: Auflösung der bisherigen selbständigen Abteilung und Übertragung der Aufgaben an die neuerrichtete Magistratsabteilung IV/25.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1946 (1948): Schaffung der Magistratsabteilung 39 (Städtische Prüf- und Versuchsanstalt). Die Geschäftsaufzählung wurde erweitert und erstreckte sich auf drei Gruppen: Begutachtungen, Probenahmen und Materialprüfungen von Betriebsmitteln, Werk- und ähnlichen Stoffen; Bodenuntersuchungen; Bauweisen, Erschütterungs-, Lärm- und Staubbekämpfung, Abfall und Abwässerverwertung, Wasserreinigung, Brandversuche, Eichung von Prüfmaschinen.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1956: Magistratsabteilung 39; Geschäftsaufzählung neu formuliert, jedoch keine sachlichen Änderungen.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1969: Magistratsabteilung 39; neuer Sachtitel (Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien) und Übernahme in die Geschäftsgruppe IX. Die Geschäftsaufzählung erfuhr eine Erweiterung: Es traten Erprobung und Begutachtung von Maßnahmen gegen Verunreinigung der Luft und der Gewässer neu hinzu.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1975: Sie wurde in der Geschäftseinteilung des Magistrats 1975 ausführlicher gefasst, um auch neue Arbeitsgebiete im Bereich des Umweltschutzes - wie etwa Messungen von Luft- und Gewässerverunreinigungen, Lärmbelästigungen, einschließlich von Entwicklungs- und Forschungsarbeiten - zum Ausdruck zu bringen.[6]
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1979: Es kam zu einer neuerlicher Überarbeitung der Geschäftsaufzählung im Sinne einer Straffung und Präzisierung, wobei das Faktum der staatlichen Autorisierung hervorgehoben wurde. Als neue Aufgabe erscheint die Begutachtung von Schadensfällen.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1983: Alle Aufgaben im Bereich des Umweltschutzes fielen an die Magistratsabteilung 22. Es blieben allein Boden- und Grundwasserproben, soweit diese in Verbindung mit Bauwerken erforderlich wären.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2001 (Juli): Es erfolgte eine Präzisierung der Geschäftsaufzählung, wobei als neue Kompetenz die Zertifizierung von Bauprodukten begegnet.
2006: Im Jahr 2006 kam die Entwicklung und Beratung auf elektro- und lichttechnischem Gebiet von der Magistratsabteilung 33 hinzu.[7]
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2007 (Oktober): Der Sachtitel wurde geändert.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2017: Es wurden Änderungen der Absätze betreffend die akkreditierte Prüf-, Inspektions-, Zertifizierungs- und Registrierungsstelle sowie die Erstattung von Gutachten als Amtssachverständige in den Fachbereichen Bauen, Wasser- und technische Krankenhaushygiene sowie Strahlenschutz vorgenommen. Als neue Aufgabe kam die Validierung und Revalidierung von Aufbereitungsprozessen für Medizinprodukte hinzu.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2019 (Dezember): Mit Wirksamkeit vom 1. Dezember 2019 erfolgte Änderung der Dienststellenbezeichnung in Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle.
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2023: Mit Wirksamkeit vom 1. April 2023 wurden kleinere Kompetenzänderungen beziehungweise Klarstellungen in den Aufgabenbereichen der Magistratsabteilung 39 vorgenommen.[8]
Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 2024: Mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 2024 wurden kleinere Kompetenzänderungen beziehungsweise –klarstellungen betreffend die Aufgabenbereiche vorgenommen.[9]
Entwicklungsübersicht
Bauamtsabteilung
1893 Fachabteilung I - Studienbüro
1898 Fachabteilung I - Studienbüro
1914 Fachabteilung Ia - Studienbüro
1914 Fachabteilung Ib - Statik
1918 BDA II - Studienabteilung
1918 Magistratische Bauamtsabteilung IV - Statik
Magistratsabteilung
1920 Magistratsabteilung 17 - Technische Studienabteilung Straßenbau (Gruppe V. Technische Angelegenheiten. Technisches Referat)
1920 Magistratsabteilung 21 - Statik Straßenbau (Gruppe V. Technische Angelegenheiten. Technisches Referat)
1921 Magistratsabteilung 36 Übernahme der Geschäfte nach Auflösung der Magistratsabteilung 17 und Magistratsabteilung 21
1934 Magistratsabteilung 38
1939 Abteilung IV/3 - Städtische Prüfanstalt (Hauptabteilung IV. Bauwesen)
1941 Abteilung G 2 - Prüfungsanstalt (Hauptabteilung G. Bauwesen)
1945 Magistratsabteilung IV/25 - Bau-, Feuer- und Gewerbepolizei, Allgemeines, Bezirke 1 bis 9 und 20 (Verwaltungsgruppe IV. Stadtbauamt)
1946 Magistratsabteilung 39 - Städtische Prüf- und Versuchsanstalt (Geschäftsgruppe VII. Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten)
1969 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe IX. Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten)
1973 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe VI. Umwelt und öffentliche Einrichtungen)
1976 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Stadtplanung)
1983 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Bauten)
1986 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Wohnbau und Stadterneuerung)
1996 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Planung und Zukunft)
2001 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung)
2005 Magistratsabteilung 39 - Versuchs- und Forschungsanstalt der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung)
2007 Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien (Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung)
2019 Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle (Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung)
2021 Magistratsabteilung 39 - Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle (Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen)
Literatur
- Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902-1970. Band 1. Wien: Jugend und Volk 1971 (Wiener Schriften, 33), S. 227-229
- Peter Csendes: Geschichte der Wiener Magistratsabteilungen in den Wahlperioden 1969 bis 2005. Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv 2007 (Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe C. Sonderpublikationen, Heft 13), S. 104
Weblinks
Referenzen
- ↑ Geschäftseinteilung Stadtbauamt 1893, S. 14.
- ↑ Gemeinderatsbeschluss vom 19. Juli 1898.
- ↑ Normalienblätter des Magistrats 1914, Nr. 7.
- ↑ Normalienblätter des Magistrats 1918, Nr. 46.
- ↑ Erlass vom 14. August 1942 (A 2 - 2525/1942).
- ↑ MD-3912-1/1974; Genehmigung des Gemeinderats vom 22. November 1974.
- ↑ MDS-K-462-1/2006 vom 2. März 2006.
- ↑ 143578-2023-GGK (Antrag Stadtsenat); siehe Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates: 36. Sitzung des Gemeinderates vom 23.03.2023, 143578-2023-GGK sowie Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates: Beilage zur 36. Sitzung des Gemeinderates vom 23.03.2023, 143578-2023-GGK, Beilage 106/2023 (Postnummer 33).
- ↑ 1286912-2023-GGK (Antrag Stadtsenat); siehe Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates: 47. Sitzung des Gemeinderates vom 19.12.2023, 1286912-2023-GGK sowie Informationsdatenbank des Wiener Landtages und Gemeinderates: Beilage zur 47. Sitzung des Gemeinderates vom 19.12.2023, 1286912-2023-GGK, Beilage 139/2023 (Postnummer 88).