Marcel Prawy

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Passbild von Marcel Prawy
Daten zur Person

Marcel Prawy (Marcell Horace Frydmann Ritter von Prawy), * 29. Dezember 1911 Wien, † 23. Februar 2003 Wien, Musikmanager, Musikwissenschaftler, Musikschriftsteller, "Opernführer".

Biografie

Als Sohn eines äußerst musikalischen Ministerialrats begann Marcel Prawy zwar ein juridisches Studium (das er 1936 auch mit dem Dr. jur. abschloss), studierte aber gleichzeitig Musik (bei Egon Wellesz) und widmete sich zeitlebens vor allem der von Jugend an gepflegten Liebe zur Oper, zu der er bereits 1926 ersten Zugang gefunden hatte. Nach Absolvierung der Gerichtspraxis wurde er 1937 Privatsekretär des Startenors Jan Kiepura, den er 1939 in die Emigration in die Vereinigten Staaten von Amerika begleitete.

Nach dem Krieg kehrte er 1946 als Angehöriger der United-States-Army nach Wien zurück und bemühte sich, gemeinsam mit den US-amerikanischen Besatzungsbehörden das österreichische Kulturleben zu beleben. Er brachte von Amerika das Musical nach Österreich und führte (als er 1955 Dramaturg an der Volksoper geworden war), dieses in Wien noch unbekannte Genre an dieser Bühne zu ersten großen Erfolgen (1956 "Kiss me Kate" [deutschsprachige Fassung von Marcel Prawy], 1965 "Porgy and Bess", 1968 "Westside Story"); er arbeitete hier auch mit Heinz Neubrand zusammen.

1972 übernahm Prawy die Chefdramaturgie an der Staatsoper. Er hielt auch Opernvorträge und gestaltete ab 1962 rund 240 Fernsehsendungen und 132 Opern- und Operettenmatineen, die ihm, als er 1965 mit der Gestaltung der TV-Serie "Opernführer" begann, große Popularität und im Volksmund bald den ehrenden Beinamen "Opernführer der Nation" sicherten.

Prawy war nicht nur Professor an der Hochschule für Musik (1976-1982), sondern auch Gastprofessor an mehreren amerikanischen Universitäten und Lektor für Theaterwissenschaften an der Universität Wien. "Mit seinem immensen Wissen und der Gabe, spannend und kultiviert zu erzählen, seinem phänomenalen Gedächtnis und seiner Begeisterung propagiert er publikumswirksam die Liebe zur Musik", beschrieben ihn 1992 Ackerl und Weißensteiner. Zu seinen Verdiensten gehört, dass er die Oper ins Fernsehen gebracht hat, die Einführungsmatineen erfunden und durchgesetzt hat, die werkgebundenen Programmhefte eingeführt wurden und er den Künstlern der Oper beratend zur Seite stand, wenn sie Antworten auf ihre Fragen suchten, aber auch, dass er dem Musical in Österreich zum Durchbruch verholfen hat.

Er veröffentlichte unter anderem "Die Wiener Oper" (1969), "Die Wiener Operette" (1970) sowie Biographien von Johann Strauß (1975) und Richard Wagner ("Nun sei bedankt ...", 1982). "Korngold und Stolz liebte er wie Puccini und Lehár; Richard Wagner und Richard Strauss waren seine Götter. Das Werk und seine Schöpfer waren ihm stets Geleit, Mittelpunkt und Ziel in allem, was er tat." (Holender). 1996 erschien der Band "Marcel Prawy erzählt aus seinem Leben".

Seine Wohnung benutzte er mehr und mehr zur Lagerung seines laufend ergänzten "Archivs" und lebte im Hotel Sacher. Seine lebenslang gesammelten Unterlagen sortierte und bewahrte er in individueller Weise in einigen tausend Plastiksäckchen von Supermärkten in seiner Wohnung (einer Villenetage) auf. Nach seinem Tod wurde der Nachlass von seiner langjährigen Wegbegleiterin und Haupterbin, der Schauspielerin Senta Wengraf, am 16. September 2003 offiziell der Stadt Wien übergeben, die als einziger Ansprechpartner an der Übernahme der Sammlung Interesse bekundet hatte; mit der Sichtung und späteren Verwahrung der Unterlagen wurde die Wienbibliothek im Rathaus beauftragt.

Ehrenmitglied der Staatsoper (1981), Goldenes Ehrenzeichen Land Wien, Ehrenring (1986), Bürger der Stadt Wien (1991), Ehrenbürger der Stadt Wien (1992), Goldener Rathausmann (2001).

Marcel-Prawy-Promenade

Quellen

Literatur


Marcel Prawy im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks