Marisa Mell

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Daten zur Person

Marisa Mell, * 24. Februar 1939 Graz, † 16. Mai 1992 Wien, Schauspielerin.

Biografie

Frühes Leben und Ausbildung

Marisa Mell wurde als Marlies Theres Moitzi im obersteirischen Neumarkt geboren und wuchs als Tochter der alleinerziehenden Schulwartin Wilma Moitzi in Graz auf. Obwohl sie sich schon früh für den Schauspielberuf interessierte, absolvierte sie zunächst die Handelsschule. Danach besuchte Mell die Schauspielschule Gaudernak in Graz. Mit 18 Jahren wurde sie ans Max Reinhardt Seminar aufgenommen, wo sie von Susi Nicoletti und Fred Liewehr ausgebildet wurde. Dort lernte sie unter anderem auch Erika Pluhar, Gertraud Jesserer, Senta Berger und Heidelinde Weis kennenlernte. Bereits während des Studiums wählte Marlies Moitzi den Künstlerinnen-Namen Marisa Mell, um eine leichtere Aussprache im internationalen Bereich zu ermöglichen.

Karrierebeginn und Durchbruch

Nachdem sie in den 1950er-Jahren an einigen österreichischen und deutschen Filmen mitgewirkt hatte, schaffte Marisa Mell unter der Regie von Ken Russell in "French Dressing" (1964) den internationalen Durchbruch. Ungefähr zur selben Zeit erlitt sie bei einem Autounfall in Frankreich schwere Gesichtsverletzungen, die eine Herausforderung für ihre Karriere darstellten. Nach ihrer Genesung konnte sie jedoch in mehr als 50 deutschen und internationalen Kinoproduktionen mitwirken. 1959 heiratete sie den Schweizer Henri Tucci, mit dem sie vier Jahre lang verheiratet war. Marisa Mell beherrschte fünf Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch, ein Vorteil für das internationale Filmgeschäft. Laut einem Interview synchronisierte sie sich auch selbst.

Nach ihrer fast vollkommenen Genesung ging Mell nach Italien, wo sie ihre größten Erfolge feiern konnte. In der Komödie "Casanova '70" drehte Marisa Mell an der Seite von Marcello Mastroianni. Weitere prominente Filmpartner waren unter anderem Michel Piccoli, Alain Delon und Tony Curtis. Sie wurde mit Stars wie Sophia Loren und Brigitte Bardot, mit der sie befreundet war, verglichen. 1967 übernahm Marisa Mell die Titelrolle des Broadway-Musicals "Mata Hari" unter der Regie von Vincente Minelli, das aufgrund schlechter Kritiken allerdings bald wieder eingestellt wurde. Für das Fernsehen spielte sie 1972 unter der Regie von Jörg A. Eggers und Theodor Grändler die Kaiserin Elisabeth in einer Produktion, die das verklärte Sissi-Bild hinterfragte. 1976 entschied sie sich, für die italienische Ausgabe des "Playboy" zu posieren.

Marisa Mell wurde in der von Männern dominierten Filmindustrie oft als Sexsymbol wahrgenommen und ihre Auftritte wurden von der zeitgenössischen Presse häufig sexistisch kommentiert. Dieses stereotype Bild der Femme Fatale prägte ihre Karriere über lange Zeit.

1977 brachte sie ihre Tochter Louisa Erika zur Welt, die jedoch noch am Tag ihrer Geburt starb.

Späte Jahre und Malerei

Marisa Mell zog nach Wien, wo sie für den ORF in der Produktion "Simsalabimbambum" spielte und gelegentlich im Vienna's English Theatre sowie in Graz auftrat. Neben der Schauspielerei widmete sie sich mit großer Leidenschaft der Malerei und fand in der Kunst eine Form der Autonomie, die sie, wie sie in einem Interview mit Volkmar Parschalk (1986) preisgab, genoss. Ihre erste Ausstellung fand 1986 in der Filgrader Galerie im 6. Wiener Gemeindebezirk statt. Sie malte figurativ und stellte den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Kunst, wobei sie Acryl, Kohle, sowie metallische Farben wie Gold und Silber verwendete. Letztere schätzte sie aufgrund ihres leuchtenden Effekts und ihrer Fähigkeit, im wechselnden Licht unterschiedlich zu wirken, besonders. 1988 stellte sie ihre Bilder in der Grazer Hauptpost aus.

1990 veröffentlichte sie ihre Memoiren unter dem Titel "Coverlove". Marisa Mells letzter Film war "I love Vienna" in der Regie von Houchang Allahyari (1991).

Marisa Mell starb im Alter von 53 Jahren im Wilhelminenspital an Speiseröhrenkrebs. Sie wurde am Pfarrfriedhof Kahlenbergerdorf bestattet. Die Einsegnung nahm der spätere Salzburger Weihbischof Andreas Laun vor. Erika Pluhar, eine enge Freundin von Marisa Mell, widmete ihr das Buch "Marisa. Rückblenden auf eine Freundschaft.", das 1996 erschien.

2000 wurde eine Verkehrsfläche im Stadterweiterungsgebiet "In der Wiesen" nach Marisa Mell benannt.

Filmografie (Auswahl)

  • 1959 Das Nachtlokal zum Silbermond (Regie: Wolfgang Glück)
  • 1960 Der brave Soldat Schwejk (als Olli, Regie: Axel von Ambesser)
  • 1960 Am Galgen hängt die Liebe (Regie: Edwin Zbonek)
  • 1961 Der Ruf der Wildgänse (als Judith Gare, Regie: Hans Heinrich)
  • 1965 Casanova '70 (als Thelma, Regie: Mario Monicelli)
  • 1972 Ben & Charlie (Regie: Michele Lupo)
  • 1975 Mahagoni (als Carlotta Gavina, Regie: Berry Gordy)
  • 1977 Casanova & Co (als Duchess of Cornaro, Regie: Franz Antel)
  • 1977 Der Tollwütige (Regie: Enzo Milioni, Sergio Grieco)
  • 1984 In Zeiten wie diesen (Regie: Wolfgang Bauer)
  • 1991 I love Vienna (Regie: Houchang Allahyari)

Theaterrollen (Auswahl)

  • 1958 Erstes Engagement, Theater in der Josefstadt
  • 1967 Broadway: Tonight, Mata Hari
  • 1990 Uraufführung von Franz Innerhofers Orvieto in der Gruppe 80
  • 1991 Theater Akzent, Love Letters

Quellen

Literatur

  • Erika Pluhar: Marisa: Rückblenden auf eine Freundschaft. Hamburg: Hoffmann & Campe 1996


Marisa Mell im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks