Susi Nicoletti
Susi Nicoletti, * 3. September 1918 München, † 5. Juni 2005 Wien, Schauspielerin, erster Gatte (Scheidung 1946) Ludwig Ptack, zweiter Gatte (1954) Ernst Haeusserman, Theaterdirektor.
Biografie
Susi Nicoletti wurde als Susanne Emilie Luise Adele Habersack geboren. Ihre Eltern, die Schauspielerin Consuela Nicoletti und der Reedereidirektor Ernst Habersack, übersiedelten mit der dreijährigen Tochter nach Amsterdam, wo der Vater die Leitung einer Bank übernahm. 1927 kehrte Nicoletti zusammen mit ihrer Mutter nach München zurück. Dort besuchte sie zunächst eine Privatschule, danach bis 1933 das St.-Anna-Lyzeum.
Neben der Schule hatte sich Nicoletti zur Balletttänzerin ausbilden lassen und tanzte ab ihrem 13. Lebensjahr auf der Bühne der Münchner Kammerspiele. 1933 absolvierte sie die Abschlussprüfung Tanz und wurde sogleich an der Münchner Opernbühne als Solotänzerin engagiert. Zeitgleich konnte Nicoletti erste Erfahrungen als Schauspielerin mit der Kabarettgruppe "Die weißblaue Drehorgel" sammeln, eine fundierte Ausbildung erhielt sie in der von Magda Lena geleiteten Schauspielschule im Maximilianeum, die sie 1935 abschloss.
Nach einem kurzen Engagement an der Bayerischen Landesbühne spielte Nicoletti von 1936 bis 1940 unter der Intendanz Johannes Maurach am Stadttheater Nürnberg. Vorerst für das Rollenfach der munteren Naiven engagiert, war sie dort in Klassikern wie "Der Widerspenstigen Zähmung" oder "Peer Gynt" zu sehen, musste aber auch in literarisch wertlosen, ideologisch aufgeladenen Stücken wie "Thors Gast" von Otto Erler auftreten. Lothar Müthel holte sie 1940 ans Wiener Burgtheater, dessen Ensemble sie bis 1992 angehörte (zum Ehrenmitglied wurde sie im Jahr 1983 ernannt). Ihre Antrittsrolle am Burgtheater hatte sie in Hermann Bahrs Stück "Der Franzl". Sie reüssierte in klassischen Wiener Volksstücken wie "Das Mädl aus der Vorstadt" oder "Der Bauer als Millionär". Als "Käthchen von Heilbronn" an der Seite von Fred Liewehr konnte sie sich 1942 erstmals in einer ernsten Rolle präsentieren, erweiterte sukzessive ihr Repertoire und entwickelte sich zu einer anerkannten Charakterdarstellerin. Von 1946 an wirkte Nicoletti bei den Salzburger Festspielen mit, spielte dort unter anderem von 1983 bis 1989 die Mutter im "Jedermann". Ab 1992, nach ihrem Austritt aus dem Burgtheater, war sie vor allem am Theater in der Josefstadt zu sehen.
Ihr Filmdebüt gab Nicoletti in Gustav Ucickys "Mutterliebe" (1940) mit Käthe Dorsch in der Hauptrolle. Sie wurde zum Publikumsliebling des österreichischen Nachkriegsfilms, spielte in komödiantischen Klassikern ("Hallo Dienstmann", 1952), Operettenfilmen ("An der schönen blauen Donau", 1955) und Literaturverfilmungen wie "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1957). Ihre Spezialität dabei war die wohltemperierte parodistische Darstellung der feinen Dame. Später stand Nicoletti für die Fernsehserie "Ringstraßenpalais" vor der Kamera und hatte Gastauftritte in einzelnen Folgen von "Tatort" oder "Kommissar Rex". Im prämierten Kinofilm "Am anderen Ende der Brücke" (2002) war sie in einer ihrer letzten Rollen zu sehen.
Neben ihrer künstlerischen Arbeit widmete sich Nicoletti eingehend der Lehre. Sie war ordentliche Professorin am Max Reinhardt Seminar, wo sie von 1956 bis 1989 unterrichtete, und gab viele Jahre Musicalkurse in Salzburg. Für ihr Lebenswerk als Nachwuchsförderin wurde sie 2004 mit dem Undine Award ausgezeichnet.
Nicoletti war zweimal verheiratet. Mit ihrem ersten Ehemann Ludwig Ptack, den sie bei den Dreharbeiten von "Mutterliebe" in Wien kennengelernt hatte und von dem sie sich 1946 scheiden ließ, hatte sie eine Tochter und einen Sohn (Marie-Christine, geboren 1940, und Michael, geboren 1941). 1954 heiratete Nicoletti den Theaterdirektor Ernst Haeusserman. Sie starb 2005 im Alter von 86 Jahren nach einer Herzoperation in Wien. Sie wurde im Ehrengrab ihres zweiten Mannes Ernst Haeusserman beigesetzt.
Nach ihr ist der Susi-Nicoletti-Weg im 10. Bezirk benannt.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Josef Treitl, JT-659
Literatur
- Mailath: Maria-Lassnig-Straße beschlossen. 20 neue Verkehrsflächenbenennungen für Favoriten und Floridsdorf. In: Rathauskorrespondenz, 08.04.2016 [Stand: 24.07.2024]
- Susi Nicoletti ist tot. In: Der Standard, 06.06.2005 [Stand: 21.09.2015]
- Abschied: Susi Nicoletti gestorben [Stand: 21.09.2015]
- Wiener Auszeichnungen für Susi Nicoletti und Michael Heltau. In: Rathauskorrespondenz, 26.01.2005 [Stand: 24.07.2024]
- Susi Nicoletti: Nicht alles war Theater. Erinnerungen. Aufgezeichnet von Gaby von Schönthan. München: Paul List 1997
- Nicoletti, Susi. In: Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon. Wien: Ueberreuter 1992
- Susi Nicolette / Leo Mazakarini: Wege zum Theater. Max Reinhardts Schüler. Wien: ORAC 1979
- Joseph Handl: Schauspieler des Burgtheaters. Wien/Frankfurt am Main: Humboldt-Verlag 1955