Fred Liewehr
Fred Liewehr , * 17. Juni 1909 Neutitschein, Mähren (Nový Jičín, Tschechische Republik), † 19. Juli 1993 Wien, Schauspieler, Sänger.
Biografie
Fred Liewehr wurde 1909 als Sohn eines Beamten im mährischen Neutitschein (heute: (Nový Jičín, Tschechische Republik) geboren. Der Bühnenbildner und Maler Otto Liewehr war sein jüngerer Bruder. Auch Fred Liewehr wollte zunächst Maler werden, entschloss sich dann aber zum Germanistikstudium und wechselte nach einigen Semestern ans neu gegründete Reinhardt-Seminar. 1931 bot ihm sein Lehrer Max Reinhardt, damals auch Direktor des Theaters in der Josefstadt, einen Elevenvertrag an. Sein Debüt hatte Liewehr gleich in einer Hauptrolle, als Orsino in Shakespeares "Was ihr wollt" in der Regie des Hausherrn. Die Spielzeit 1932/1933 verbrachte er als Sänger und Schauspieler am Grazer Landestheater. Walter Röbbeling engagierte Fred Liewehr 1933 ans Burgtheater, auf dessen Bühne er in den nächsten 60 Jahren mehr als 8.000 Mal in rund 300 Rollen stehen sollte.
1931 gehörte er bei den Salzburger Festspielen Jedermanns Tischgesellschaft, im darauffolgenden Jahr war er Jedermanns gute Gesell, eine Rolle, die er fast zwei Jahrzehnte lang verkörperte.
Ab den 1930er Jahren arbeitete er auch für den Film. In Streifen wie "Unsterblicher Walzer" (1939), "Brüderlein Fein" (1942), "Der Engel mit der Posaune" (1948), "Wiener Mädeln" (1949), "1. April 2000" (1952) oder "Hochzeitsnacht im Paradies" (1962) stand er mit Stars wie Paul und Attila Hörbiger, Maria Andergast, Paula Wessely, Oskar Werner und Josef Meinrad vor der Kamera.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Liewehr dem Musiktheater zu. An der Volksoper feierte er als Operettentenor Erfolge. Als Marcel Prawy mit Cole Porters "Kiss me Kate" 1956 erstmals in Österreich ein Musical in den Spielplan eines großen Hauses aufnahm, wurde der Fred Graham alias Petruchio zu einer Paraderolle Fred Liewehrs, der damit nicht unwesentlich zur Popularisierung des neuen Genres in Wien beitrug. Bei den Salzburger Festspielen 1950 und 1951 trat er unter Furtwängler in der "Zauberflöte" auf. An der Staatsoper, wo man in den 1950er Jahren noch das klassische Operettenrepertoire spielte, war er unter anderem in der "Lustigen Witwe", der "Die Fledermaus" und im "Bettelstudent" zu sehen. In den Jahren 1978 bis 1980 brachte er als interimistischer Leiter der Seefestspiele in Mörbisch "Die Zirkusprinzessin", "Die Fledermaus" und den "Zigeunerbaron" auf die Seebühne.
Im Fernsehen wirkte Fred Liewehr vor allem in Adaptionen von Theaterstücke mit.
Der Künstler wurde mehrfach ausgezeichnet: 1969 machte ihn das Burgtheater zum Ehrenmitglied, 1981 zum Doyen. 1995 wurde die Fred-Liewehr-Gasse in Hietzing nach dem Künstler benannt.
Seine Ehefrau war Martha Rohs, Opernsängerin. Der gemeinsame Sohn war der Schauspieler Florian Liewehr.
Quellen
- Biografiensammlung der Wienbibliothek im Rathaus
- Wienbibliothek im Rathaus: Nachlass Fred Liewehr
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
- Schauspieler des Burgtheaters, 1776 - 1976. 43. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 6. Mai bis 20. Juni 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1976 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 43), S. 48
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
Fred Liewehr im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.