Martin Schwab
Martin Schwab, * 9. November 1937 Möckmühl (Baden-Württemberg), Schauspieler.
Biografie
Martin Schwab absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Chemiekaufmann, bevor er von 1959 bis 1961 Schauspiel an der Max-Reinhardt-Schule in Berlin belegte. Im Rahmen eines Austauschstipendiums kam er 1962 ans Max Reinhardt Seminar nach Wien. Im selben Jahr debütierte Schwab an der Landesbühne Rheinland/Pfalz in Neuwied. Es folgten Engagements am Stadttheater Oldenburg, am Ulmer Theater und am Württembergischen Staatstheater Stuttgart. 1979 ging Schwab für drei Jahre nach Bochum. Im Anschluss daran stand er bei den Städtischen Bühnen Frankfurt/Main unter Vertrag. In Österreich machte sich Schwab bei den Salzburger Festspielen vor allem als Darsteller moderner Dramatik einen Namen. So spielte er unter anderem in der Regie von Wim Wenders in Peter Handkes "Über die Dörfer", unter Luc Bondy in "Das Gleichgewicht" von Botho Strauß und in Thomas Bernhards "Der Theatermacher" in einer Inszenierung von Claus Peymann, mit dem er bereits in Stuttgart und Bochum erfolgreich zusammengearbeitet hatte.
Am Wiener Burgtheater debütierte Schwab – zunächst als Gast – 1986 als Ferrucio in Peymanns Salzburger Inszenierung des "Theatermachers". Seit 1987 ist er fixes Ensemblemitglied im Burgtheater und konnte in den unterschiedlichsten Rollen große Erfolge feiern. Von Kritik und Publikum gleichermaßen bejubelt wurde seine Darstellung von Georg Büchners "Woyzeck", inszeniert von Achim Freyer, Anton Tschechows Lebedev in Peter Zadeks "Ivanov"-Inszenierung oder als Professor in dem Einakter "Die Unterrichtsstunde" von Eugène Ionesco. Wie zuvor in Salzburg und Deutschland finden sich auch in Wien zahlreiche Uraufführungen in Schwabs Repertoire. Er war in Elfriede Jelineks "Heimat"-Stück "Totenauberg" sowie in ihrer Pornokomödie "Raststätte oder sie machens alle", in André Hellers "Sein und Schein", Peter Turrinis "Schlacht um Wien", Peter Handkes "Zurüstungen für die Unsterblichkeit" und in Tankred Dorsts Neonazi-Drama "Die Schattenlinie" zu sehen.
Für seine Darstellung des Kleinstadtpfarrers Christian Bley aus "Tod und Teufel", einem Stück von Peter Turrini, wurde Martin Schwab 1992 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien verliehen. 2000 erhielt er für die Darstellung des Bischofs in Grillparzers "Weh dem, der lügt" den "Nestroy" als bester Nebenrollen-Darsteller.
2003 stand Martin Schwab in der Festwochenproduktion "Ödipus in Kolonos" auf der Bühne des Burgtheaters. Im Juli 2006 war er bei den Salzburger Festspielen (Koproduktion mit dem Burgtheater) in Nestroys "Höllenangst" in der Rolle des Pfrim in der Regie von Martin Kušej zu sehen. 2007 reüssierte er in der Titelrolle von Carl Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick" bei den Festspielen Reichenau. Unter seinen zahlreichen Rollen auf allen Bühnen des Burgtheaters seien noch jene des Dr. Löwenstein in "Professor Bernhardi" (seit der Spielzeit 2010/2011) und des Teiresias in Sophokles' "Antigone" (seit 2014/2015) erwähnt.
Literatur
- Paul S. Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik. Fundstellennachweis aus deutschsprachigen Nachschlagewerken und Jahrbüchern = Biographical Index for Theatre, Dance and Music. Berlin: A. Spitz 1997
- Burgtheater: Martin Schwab [Stand: 30.10.2017]
- Rathauskorrespondenz, 13.09.2000, 11.06.2003, 03.10.2007, 16.11.2007