Claus Peymann

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Peymann, Claus
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  35480
GNDGemeindsame Normdatei 118963414
Wikidata Q104965
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. Juni 1937
GeburtsortOrt der Geburt Bremen
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Regisseur, Intendant
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Burgtheater (Institution), Ehrenmitglieder des Burgtheaters, Burgtheatergalerie, Johann-Nestroy-Theaterpreis
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 1.10.2024 durch WIEN1.lanm09ua2


Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Übernahme: 20. März 1991)
  • Berliner Theaterpeis (Übernahme: 1995)
  • Nestroy Theaterpreis (Übernahme: 2002)
  • Lessing-Preis für Kritik (Übernahme: 2011)


Claus Peymann, * 7. Juni 1937 Bremen, Regisseur, Intendant, Theaterdirektor.

Biografie

Claus Peymann kam als Sohn eines Studienrates zur Welt. Nach dem Abitur studierte er Germanistik, Literatur- und Theaterwissenschaften in Hamburg, wo er in einem Studententheater auf sein Regietalent aufmerksam machte. 1966 bis 1969 war Peymann Oberspielleiter am Frankfurter Theater am Turm und brachte als Uraufführungen unter anderem die Handke-Stücke "Publikumsbeschimpfung", "Kaspar" und "Das Mündel will Vormund sein" heraus. In der Spielzeit 1970/1971 wechselte Peymann an die neue Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, hatte allerdings Schwierigkeiten mit Peter Stein, dem Leiter des Hauses, und dem sogenannten Mitbestimmungstheater. Er inszenierte dort unter anderem die Uraufführung von Peter Handkes "Ritt über den Bodensee" (1971).

Ab 1974 war Peymann als Schauspieldirektor an den Württembergischen Staatstheatern in Stuttgart tätig und führte diese Bühne durch aktualisierte, fantasievoll-unbekümmerte Klassikerinszenierungen wie "Die Räuber", "Käthchen von Heilbronn", "Faust I und II" (auch bei den Wiener Festwochen zu sehen) zu neuer Blüte. Mit den Uraufführungen von Thomas Bernhards "Der Präsident" und "Minetti" sowie Gerlind Reinshagens "Himmel und Erde" unterstrich er seinen Ruf, ein risikofreudiger Regisseur zu sein, der auf die Gegenwartsdramatik setzt. Die Aufführung von Bernhards Drama "Vor dem Ruhestand" (1979), das sich mit der NS-Vergangenheit des Ministerpräsidenten Hans Filbinger auseinandersetzte, und eine Spendenaktion für die zahnärztliche Behandlung der Baader-Meinhof-Terroristin Gudrun Ensslin brachte Peymann in Konflikt mit der Baden-Württembergischen Landesregierung.

Claus Peymann trat 1979 als künstlerischer Direktor und Nachfolger von Peter Zadek die Leitung des Schauspielhauses und der Kammerspiele in Bochum an und nahm dabei einen Teil seines Stuttgarter Ensembles wie Kirsten Dene, Gert Voss, Lore Brunner oder Anneliese Römer mit. In Bochum startete er mit Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe"; Inszenierungen von Goethes "Tasso", Kleists "Hermannsschlacht" (auch bei den Wiener Festwochen), Shakespeares "Wintermärchen" oder Lessings "Nathan" machten nicht nur in Bochum Furore. Nach dem schnellen und spektakulären Ende der Aufführungsserie von Thomas Bernhards "Der Ignorant und die Wahnsinnige" (1972) und dem Bruch mit den Salzburger Festspielen sowie einem Intermezzo mit Bernhards "Jagdgesellschaft" (1974) am Wiener Burgtheater nahm Peymann in den 1980er Jahren seine Gastinszenierungen in Salzburg mit folgenden Stücken wieder auf: "Am Ziel" (1981), "Der Theatermacher" (1985), "Ritter, Dene, Voss" (1986).

1986 wurde er als Nachfolger Achim Bennings ans Wiener Burgtheater berufen. Sein Engagement stieß auf heftigen Widerstand konservativer Kritiker, aber auch die Boulevardpresse machte gegen ihn Stimmung. Peymann galt als politisches Enfant terrible. Seine Burgtheater-Direktion begann er mit einem starken Auftakt von eigenen Inszenierungen: Thomas Bernhards "Der Theatermacher" und "Ritter, Dene, Voss" übernahm er von den Salzburger Festspielen, Lessings "Nathan" und Büchners "Leonce und Lena" kamen aus Bochum mit. Missgünstigen Prognosen in der Wiener Presse zum Trotz, erwies sich der Start mit vier Reprisen als Erfolg. Die ersten nur für Wien gedachten Inszenierungen galten Shakespeares "Sommernachtstraum" (1986), "Richard III" (1987) und "Sturm" (1988). Die Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" (Oktober 1988) war nicht nur politisch brisant, sie brachte auch Wolfgang Gasser vom alten Burgtheater-Ensemble einen großen persönlichen Triumph und stellte sich in Folge als Kassenschlager heraus.

Konflikte und Turbulenzen mit und um Peymann blieben in Wien nicht aus. Hauptrollen wurden nicht mehr mit etablierten Stars des Hauses besetzt, das Stammensemble warf ihm die "Entösterreichisierung" zugunsten deutscher Akteure und die Gefährdung des "Bestandes einer spezifisch österreichischen Theaterkultur" vor. Die Josef-Kainz-Medaille, mit der er ausgezeichnet werden sollte, wies Peymann 1987 zurück. Großen medialen und politischen Wirbel verursachte ein Interview über seine schwierige Wiener Anfangszeit, das Peymann im Sommer 1988 dem deutschen Wochenmagazin "Die Zeit" gewährte. Durch die Vermittlung der damaligen Unterrichtsministerin Hilde Hawlicek und nach dem öffentlichen Bedauern Peymanns über sein "schwatzhaftes" Verhalten konnte die Krise beigelegt werden. Ein Ansuchen Peymanns um die österreichische Staatsbürgerschaft wurde von der ÖVP 1992 abgelehnt. In seinen politischen Wortmeldungen, so zum Beispiel zum Roma-Mord von Oberwart, wandte sich Peymann gegen die "Verhaiderung" Österreichs.

Peymann schaffte es, auch mittels Regisseuren wie George Tabori oder Einar Schleef, das Burgtheater zum Zentrum des deutschsprachigen Theaters zu machen. Ein besonderer Schwerpunkt galt in Wien der österreichischen Gegenwartsdramatik; zu den Stücken Thomas Bernhards und Peter Handke kamen jetzt auch welche von Elfriede Jelinek und Peter Turrini. Ausgewählt seien hier einige von Peymanns Inszenierungen: Shakespeares "Macbeth" (1992), Handkes "Die Stunde, da wir nichts von einander wußten" (1992), Goldonis "Der Impresario von Smyrna" (1992), Turrinis "Alpenglühen" (1993), Ibsens "Peer Gynt" (1994), Turrinis "Schlacht um Wien" (1995) sowie die Collage "Ingeborg Bachmann. Wer?" (1995). Ein letzter Höhepunkt der Peymann-Ära war Einars Schleefs Inszenierung von Elfriede Jelineks "Sportstück" (1998). Peymanns Vertrag als Burgtheaterdirektor, der zweimal verlängert wurde, endete 1999. Zum Abschied seiner Ära erschien eine voluminöse Bilanz.

Von 1999 bis 2017 leitete Peymann das Berliner Ensemble. Dort inszenierte er im Jahr 2000 Shakespeares "Richard II" (mit Michael Maertens in der Titelrolle), 2002 Lessings "Nathan der Weise", 2003 Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe", 2004 Handkes "Untertagblues" sowie Brechts "Die Mutter", 2006 Schillers "Die Jungfrau von Orleans" und Handkes "Spuren der Verirrten", 2010 Max Frischs "Andorra", 2012 Büchners "Dantons Tod" sowie 2013 Schillers "Kabale und Liebe". Seine letzte Regiearbeit als Leiter des Berliner Ensembles war "Prinz Friedrich von Homburg" in der Spielzeit 2016/2017, bevor Oliver Reese die Direktion übernahm.

2010 war Peymanns Inszenierung von Shakespeares "Richard II" am Burgtheater zu sehen. Mit dem Stück "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße" brachte er nach "Das Spiel vom Fragen", "Die Stunde da wir nichts voneinander wußten", "Zurüstungen für die Unsterblichkeit" und "Die Fahrt im Einbaum" 2016 seine fünfte Handke-Uraufführung am Burgtheater heraus.

Für seine Arbeiten erhielt Peymann viele Preise, so bekam er 2002 den Nestroy-Theaterpreis für sein Lebenswerk, seit Oktober 2012 ist er Ehrenmitglied des Burgtheaters. Claus Peymann, der nach wie vor als freiberuflicher Regisseur tätig ist, kehrte 2020 mit der Inszenierung von Thomas Bernhards "Der deutsche Mittagstisch" am Theater in der Josefstadt nach Wien zurück.

Quellen

Literatur

  • Achim Benning: In den Spiegel greifen. Texte zum Theater. Hg. von Peter Roessler. Wien: Steinbauer 2012
  • Claus Peymann: Peymann von A–Z. Ausgew. und hg. von Hans-Dieter Schütt. Berlin: Verlag Das Neue Berlin 2008
  • Bernd Sucher: Theaterlexikon. München: dtv 2005, S. 547–549
  • Dennis Kennedy [Hg.]: The Oxford encyclopedia of theatre & performance. Band 2: M–Z. Oxford: Oxford University Press 2003
  • Colin Chamber [Hg.]: The Continuum companion to twentieth century theatre. London / New York: Continuum 2002
  • Hermann Beil [Hg.]: Weltkomödie Österreich. 13 Jahre Burgtheater, 1986–1999. Wien: Zsolnay 1999
  • Roland Koberg: Claus Peymann. Aller Tage Abenteuer. Biografie. Mitarb.: Henrike Thomsen. Berlin: Henschel 1999


Claus Peymann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks