Achim Benning

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Benning, Achim
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Kammerschauspieler, em. Univ.Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  37461
GNDGemeindsame Normdatei 119289075
Wikidata Q104573
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Jänner 1935
GeburtsortOrt der Geburt Magdeburg
SterbedatumSterbedatum 29. Jänner 2024
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Regisseur, Schauspieler, Theaterintendant
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Akademietheater, Theater, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Schauspieler, Ehrenmitglieder des Burgtheaters, Josef-Kainz-Medaille, Hochschule für Musik und darstellende Kunst
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 18.10.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33B, Grab 25
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (Verleihung: 1980, Übernahme: 23. Februar 1981)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 30. November 2005, Übernahme: 15. März 2006)


Achim Benning (als Hans Joachim Benning), * 20. Jänner 1935 Magdeburg, † 29. Jänner 2024 Wien, Regisseur, Schauspieler, Theaterintendant.

Biografie

Benning kam im Jänner 1935 in Magdeburg zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er in Magdeburg und Stendal, bis seine Eltern und er 1946 in die britische Besatzungszone nach Vienenburg (Harz) übersiedelten. Benning besuchte die Gaußschule in Braunschweig, machte dort 1955 das Abitur und begann anschließend in München ein Studium der Geschichte, Germanistik und Theaterwissenschaft, das er von 1956 bis 1960 in Wien fortsetzte. Eine Dissertation mit dem Arbeitstitel "Komik und Groteske im expressionistischen Drama" blieb unvollendet.

Als frisch gebackener Absolvent des Max Reinhardt Seminars, das er von 1956 bis 1959 (im Fach Schauspiel) besucht hatte, wurde er als Schauspieler und Regieassistent am Wiener Burgtheater engagiert. Ab 1971 führte er dort selbst Regie.

Benning war in über 50 Rollen auf der Bühne des Burgtheaters zu sehen. Er spielte den Orestes in Sophokles’ "Elektra" (1963), den Ferdinand in Franz Grillparzers "Ein Bruderzwist in Habsburg" (1963–1967) oder die Rolle des Erwin in "Die Plebejer proben den Aufstand" von Günter Grass (1966). Besonderen Erfolg hatte er als Titelheld in Molières "Der Geizige" (1973–1976).

Sein Regiedebüt hatte Benning bereits 1966 am Staatstheater Braunschweig mit dem Stück "Tango" des polnischen Dramatikers Sławomir Mrożek gegeben. Es folgten zwei Arbeiten für das Landestheater Salzburg, bis er schließlich für das Akademie- und das Burgtheater inszenierte. Schwerpunkte legte er dabei auf das skandinavische und russische Theater mit Stücken von August Strindberg und Henrik Ibsen beziehungsweise Maxim Gorkij, Anton Tschechow und Iwan Turgenew.

Benning setzte sich am Burgtheater für eine mitbestimmende Ensemble-Vertretung ein und war 1970 ihr erster Vertrauensmann gegenüber der Theaterdirektion. 1975 wurde er zum Nachfolger von Direktor Gerhard Klingenberg berufen und leitete schließlich das Burgtheater von 1976 bis 1986, wobei er immer wieder mit eigenen, zum Teil sehr erfolgreichen Regiearbeiten auf dem Spielplan vertreten war. Für seine Inszenierung von Gorkijs "Sommergäste" erhielt er 1981 die Josef-Kainz-Medaille.

Großen Wert legte Benning auf den Bereich der Dramaturgie, die er während seiner Direktionszeit am Burgtheater etablierte: Mit Reinhard Urbach, Rudolf Weys und Heiner Gimmler holte er sich ausgewiesene Spezialisten für Schnitzler und das Wiener Volkstheater, für osteuropäisches beziehungsweise skandinavisches Theater ins Haus. In Zusammenarbeit mit diesem Dramaturgenteam gestaltete er Programme, auf deren Grundlage dann nach passenden Regisseuren gesucht wurde. In den Vorschauheften "Planungen", die sich regelrecht zu einer Kulturzeitschrift entwickelten, setzte er die Inszenierungen zudem zu aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen in Beziehung.

Achim Benning öffnete das Burgtheater für das deutsche Regietheater und arbeitete mit Gastregisseuren wie Dieter Dorn, Adolf Dresen, Hans Neuenfels oder den Brecht-Spezialisten Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth zusammen. Obwohl Benning zu Beginn seiner Direktion ein "tiefes Misstrauen gegen jede Ideologie und jeden Dogmatismus" ausgedrückt hatte,[1] trug er sich mit seinem Engagement für das osteuropäische Theater sowie mit der Wahl der Gastregisseure schwere Kritik von rechtskonservativen Journalisten und Politikern ein, die sich zu einer gehässig-populistischen Kampagne gegen seine Person auswuchs. Fred Sinowatz stand als Unterrichtsminister hinter Benning, sein Nachfolger Helmut Zilk entschied sich schließlich für eine Ablösung durch Claus Peymann. Sigrid Löffler, die Bennings Karriere als faire Kritikerin begleitet hatte, hielt fest, dass er das Burgtheater "zu einem der bestgeführten Theater des deutschsprachigen Raums gemacht", dass er es "ästhetisch geöffnet und in den europäischen Theaterbetrieb eingeklinkt" habe.[2]

Nach seinem Abschied als Burgtheaterdirektor konzentrierte sich Benning wieder auf die Regiearbeit. Seine Inszenierungen waren am Thalia Theater in Hamburg und am Prinzregententheater in München zu sehen, er führte aber auch regelmäßig Regie am Burgtheater (1986–1999) und am Zürcher Schauspielhaus, als dessen Direktor er von 1989 bis 1992 fungiert. Die Stücke, die er zuletzt für das Burgtheater inszenierte, waren Johann Nestroys "Einen Jux will er sich machen" (1996) sowie Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi" (1998) und "Das weite Land" (1999). Parallel zu seiner Tätigkeit als freier Regisseur war Benning von 1993 bis 2003 ordentlicher Professor für Regie an seiner früheren (Aus-)Bildungsstätte, dem Max Reinhardt Seminar an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. Nach seiner Emeritierung lehrte er für weitere zwei Jahre das Fach Rollengestaltung.

Es gelang Achim Benning, Wien in der Zeit des Kalten Krieges auch im Theaterbetrieb als Vermittlerstadt zwischen Ost und West zu positionieren. So bot er etwa den in der Tschechoslowakei verfolgten Autoren Václav Havel und Pavel Kohout in Wien eine Exilbühne. Dass er dabei die große österreichische Theaterliteratur von Nestroy und Schnitzler nicht vernachlässigte, dass er das Burgtheaterensemble gerade für Nestroy-Stücke – zum Beispiel mit dem jungen Karlheinz Hackl – auffrischte, belegt Bennings Gespür für Tradition im besten Sinn und für das Wiener Publikum.

Quellen

Werke

  • Achim Benning: In den Spiegel greifen. Texte zum Theater. Hg. von Peter Roessler. Wien: Edition Steinbauer 2012
  • Reinhard Urbach / Achim Benning [Hg.]: Burgtheater Wien 1776–1986. Ebenbild und Widerspruch. Zweihundert und zehn Jahre. Wien: Österreichischer Bundestheaterverband und Verlag Anton Schroll & Co 1986

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Roessler: Erkundungen. Über Achim Benning. In: Achim Benning In den Spiegel greifen. Texte zum Theater. Hg. von Peter Roessler. Wien: Edition Steinbauer 2012, S. 6–70, hier S. 10.
  2. Peter Roessler: Erkundungen. Über Achim Benning. In: Achim Benning In den Spiegel greifen. Texte zum Theater. Hg. von Peter Roessler. Wien: Edition Steinbauer 2012, S. 6–70, hier S. 22.