Mauricio Diego Albala
Mauricio Diego Albala, * 15. Juni 1877 Temesvar (Rumänien), † 1. Juni 1935 Wien, Sportler, Journalist, Sportfunktionär.
Biografie
Mauricio Diego Albala zählte zu den wichtigsten Pionieren des Sports in Wien − als Aktiver, Funktionär und Journalist. Wie um 1900 üblich, beschränkte er sich nicht auf eine Sportart. Albala gehörte zu den Spielern des Wiener Fußballclubs 1898, eines Vereins, der von jüdischen Mitgliedern des Ersten Wiener Turnvereins gegründet worden war, nachdem man sie durch einen Arierparagrafen aus ihrem Stammverein ausgeschlossen hatte. Er gehörte auch dem "Comité zur Veranstaltung von Fußballwettspielen" an. Diese 1899 gegründete Vereinigung bildete den ersten verbandsähnlichen Zusammenschluss im österreichischen Fußballsport und war damit Vorläufer des Österreichischen Fußballbundes.
Albala zählte zu den Gründern der Leichtathletiksektion im Wiener Athletiksport-Club (WAC). Im August 1897 war er Hauptorganisator des ersten Leichtathletikmeetings in Wien. Der Berichterstatter der "Allgemeinen Sport-Zeitung" zeigte sich erfreut, "dass es eine grosse Zahl junger Leute in Wien gibt, welche Athletik lieben und sich ihr mit Feuereifer hingeben"[1], kritisierte aber heftig die schlechte Organisation der Veranstaltung. Albala selbst trat in mehreren Laufbewerben an, über die deutsche Meile (7.500 Meter) erreichte er den dritten Platz. Langstrecken waren offenbar sein Metier: Am 25. September 1897 absolvierte er als erster Österreicher einen Marathonlauf. Die (damals üblichen) 40 Kilometer bewältigte er in vier Stunden und sechs Minuten.
Beruflich war Mauricio Diego Albala als Journalist tätig, unter anderem als leitender Sportredakteur bei der "Wiener Allgemeinen Zeitung" und der "Wiener Mittagszeitung".
Mauricio Diego Albala gehörte zur relativ kleinen Gruppe der sephardischen Juden in Wien. Er war mit der Katholikin Theresia Filip verheiratet. Ihr erster Sohn starb 1914, der zweite kam 1919 zur Welt, nachdem Albala aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war.
Am 1. Juni 1935 starb Mauricio Diego Albala im 59. Lebensjahr an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Sohn Hans überlebte den Nationalsozialismus, mehrere Jahre davon war er in Konzentrationslagern inhaftiert. In den 1960er Jahren schuf er avantgardistische Kurz- und Werbefilme, unter anderem für Humanic.
Quellen
- WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Albala Mauricio (Moriz) Diego
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
- Ignaz Hermann Körner: Lexikon jüdischer Sportler in Wien 1900−1938. Herausgegeben von Marcus G. Patka. Wien: Mandelbaum Verlag 2008, S. 12
- Andreas Maier: Der vergessene Vor-Läufer. In: Wiener Zeitung, 29.07.2017 [Stand: 06.09.2018]
Einzelnachweis
- ↑ Allgemeine Sport-Zeitung, 14.08.1897, S. 921