Michael Haberlandt

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Haberlandt, Michael
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.phil., ao.Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  700
GNDGemeindsame Normdatei 116350725
Wikidata Q84832
GeburtsdatumDatum der Geburt 29. September 1860
GeburtsortOrt der Geburt Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyaróvár)
SterbedatumSterbedatum 14. Juni 1940
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Indologe, Volkskundler, Völkerkundler, Ethnologe
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 12 C, Reihe 1, Nummer 29
  • 19., Gymnasiumstraße 56 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor des Volkskundemuseums (1911 bis 1923)

  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 1930)

Michael Haberlandt, * 29. September 1860 Ungarisch-Altenburg, † 14. Juni 1940 Wien, Indologe, Volks- und Völkerkundler.

Biografie

Der Sohn des Agrarwissenschaftlers Friedrich Haberlandt wurde nach dem Studium der Indologie an der Universität Wien (Dr. phil. 1882) Kustos an der anthropologisch-ethnographischen Abteilung des Naturhistorischen Museums und habilitierte sich 1892 für Völkerkunde (tit. ao. Prof. 1910). Er war Mitbegründer des "Vereins für Österreichische Volkskunde" (1894) und der "Zeitschrift für Österreichische Volkskunde" (1895), die er 40 Jahre redigierte. 1895 begründete er das Volkskundemuseum), dessen Bestände jedoch erst 1917 im Schönbornpalais definitiv aufgestellt werden konnten. Von 1911 bis 1923 fungierte er als Direktor des Museums, Nachfolger wurde sein Sohn Arthur Haberlandt). Michael Haberlandt war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften. In seiner wissenschaftlichen Arbeit wandte er sich zunächst der Indologie zu, war dann jedoch maßgeblich an der Ausgestaltung der österreichischen und vergleichenden Volkskunde beteiligt.

Zu seinen Veröffentlichungen gehören: Österreichische Volkskunst (2 Bände, 1910-1914), Werke der Volkskunst (3 Bände, 1912-1917) und Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs (2 Bände, 1953-1959), weiters Werke über die Volkskunst Europas. Als Musikliebhaber und infolge seiner Freundschaft mit Hugo Wolf gehörte er zu den Begründern des Hugo-Wolf-Vereins (1897-1905), durch den Wolfs künstlerischer Durchbruch gesichert wurde. Im Oktober 1930 wurde er zum Bürger der Stadt Wien ernannt.

Michael Haberlandts Grab wurde 1940 ehrenhalber gewidmet. 2004 wurde die Widmung von der "Kommission zur Prüfung der Grabwidmungen in der NS-Zeit (1938 bis 1945)" als ungültig erklärt und aufgehoben. Bei der Grabstelle handelt es sich folglich um kein Ehrengrab.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser eingesetzten Forschungsgruppe bereitete Michael Haberlandt als Direktor des Volkskundemuseums sowie durch seine Tätigkeit als Herausgeber und Autor den Boden für die Verbreitung von deutschnationalem, antisemitischem, rassistischem und prokolonialistischem Gedankengut. Wenngleich selbst kein NSDAP-Mitglied, fungierte das Volkskundemuseum unter Haberlandts Ägide als Ort für illegale Nationalsozialisten (zum Beispiel 1933 vier von fünf Mitarbeitern NSDAP-Mitglied, Lagerung von Parteimitgliederkarten, Listen mit Namen politischer Gegner). Dabei verfolgte Haberlandt eine diskriminierende Personalpolitik zugunsten jener Personen, die dem Nationalsozialismus nahestanden und verhinderte Mitarbeiter und Wissenschaftler mit jüdischem Hintergrund (zum Beispiel Eugenie Goldstern). Neben seiner Leitungstätigkeit förderte er auch als Redakteur ("Wiener Zeitschrift für Volkskunde") sowie in eigenen Schriften einen von der Wissenschaft getragenen Antisemitismus.

Quellen

Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd. (auch Friedrich Haberlandt)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1851 - lfd., Band 91, 1941, S. 322 ff.
  • JHanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 84
  • Grete Mecenseffy: Evangelische Lehrer an der Universität Wien. Graz/Wien: Böhlau 1967, S. 213 ff.
  • Zeitschrift für Volkskunde, 45/1940, Gedenkheft
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 27
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 27.9. 1960, 12.6. 1965
  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 11 und 350
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 100–104
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013