Michael Holzmann
Michael Holzmann, * 21. Juni 1860 Slawathen, Mähren (Slavětín, heute Ortsteil von Písečné u Slavonic, Tschechische Republik), † 20. Oktober 1930 Wien, Germanist, Lexikograph, Bibliothekar.
Biografie
Michael Holzmann kam als Sohn eines jüdischen Privatgelehrten zur Welt. Er besuchte Schulen in Waidhofen an der Thaya und in Iglau (Jihlava, Tschechische Republik), wo er 1877 maturierte. Nach Studien der Germanistik und Klassischen Philologie an den Universitäten Wien, Berlin und Lemberg, die er 1886 mit einer Dissertation über den Schriftsteller Ludwig Börne und mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss, trat er 1891 als Volontär in den Dienst der Universitätsbibliothek Wien. Hier arbeitete er sich Stufe um Stufe hinauf: 1894 avancierte er zum Praktikanten, 1899 zum Amanuensis (eine Art Hilfsbibliothekar), 1907 zum Scriptor und 1912 zum Oberbibliothekar. Den Titel Regierungsrat erhielt er 1921, schied aber schon ein Jahr später unter Verleihung des Titels Hofrat aus dem Dienst.
Gemeinsam mit Hanns Bohatta schuf Michael Holzmann lexikalische Standardwerke wie das siebenbändige "Deutsche Anonymen-Lexikon" (1902–1928) oder das "Deutsche Pseudonymen-Lexikon" (1906), die ihm internationale Achtung sicherten. Im Jahr 1900 gaben beide das "Adressbuch der Bibliotheken der Oesterreichisch-ungarischen Monarchie" heraus; gemeinsam erstellten sie zwischen 1906 und 1913 auch den Schlagwortkatalog der Universitätsbibliothek. Ein weiteres Arbeitsfeld des Germanisten war die Geschichte der Juden in Österreich und der Tschechoslowakei. Für Salomon Winingers Große jüdische National-Biographie verfasste er zahlreiche Artikel.
1916, im Alter von 56 Jahren, heiratete Michael Holzmann die im Zitat genannte aus Langegg bei Waidhofen an der Thaya am 6. Jänner 1870 geborene Charlotte Planer, mit der er im 9. Bezirk in der Alserbachstraße 2 lebte. Er starb 1932 an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine Witwe bewahrte die Bibliothek und den handschriftlichen Nachlass ihres Mannes, darunter Korrespondenzen mit Berufskollegen, Schriftstellern und Wissenschaftlern sowie eigene Manuskripte und Lebensdokumente, in der gemeinsamen Wohnung auf. Sie wurde 1942 in das Getto Theresienstadt deportiert. Von dort kam sie noch im September desselben Jahres in das Vernichtungslager Treblinka; ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Nachrichten mehr über sie. Noch vor ihrer Deportation hatte Charlotte Holzmann die Sammlung ihres Mannes an eine Bekannte, die in der Althanstraße im 9. Bezirk eine Garage besaß, zur Aufbewahrung übergeben. Nach 1945 kam diese zur "treuhändischen Verwahrung" in die Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
Literatur
- Christian Mertens: Bibliothek in der Garage. Die Sammlung Michael Holzmann. In: Christian Mertens/Gerhard Milchram/Michael Wladika (Hg.): "in gutem Glauben erworben" 25 Jahre Restitutionsforschung der Stadt Wien. Wien: Czernin 2024, S. 168-171
Links
Michael Holzmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.