Nora Zuckerkandl
Nora Zuckerkandl, * 16. Dezember 1898 Wien, † unbekannt, Textilkünstlerin.
Biografie
Nora Zuckerkandl war die Tochter von Otto Zuckerkandl, Universitätsprofessor für Urologie, und seiner Gattin Amalie, geb. Schlesinger. Nach dem Besuch des privaten Mädchen-Lyzeums von Eugenie Schwarzwald begann sie eine Ausbildung an der kunstgewerblichen Privatanstalt von Emmy Zweybrück. Von 1910 bis 1913 absolvierte sie zunächst einen Jugendkurs bei Franz Cizek und von 1915 bis 1918 ein Studium an der Kunstgewerbeschule, während dem sie unter anderen von Josef Hoffmann (Fachklasse Architektur) und Michael Powolny (Werkstätte Keramik) unterrichtet wurde. 1918/19 ist ihr Besuch an der Kunstschule für Frauen und und Mädchen einige Stoffentwürfe für die Wiener Werkstätte.
Nach der Scheidung ihrer Eltern 1919 und dem Tod ihres Vaters 1921 lebte Zuckerkandl mit ihrer Mutter im Sanatorium Westend in Purkersdorf, dass ihrem Onkel Victor Zuckerkandl gehörte. 1921 heiratete sie Paul Stiasny. Aus der Ehe ging der Sohn Otto hervor. Nach dem Tod ihres Onkels Viktor Zuckerkandl 1927 wurde sein Nachlass unter der Verwandtschaft aufgeteilt und versteigert. Während Zuckerkandls Mutter einige Gemälde erhielt, erbte Zuckerkandl ein Sechstel des Sanatoriums Westend in Purkersdorf, wo sie mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn lebte. Zuckerkandls Ehemann Paul Stiasny leitete von 1930 bis 1938 das Sanatorium.
Unmittelbar nach dem "Anschluss" wurden Möbel und Sachwerte von der SA beschlagnahmt und Nora Stiasny musste mit ihrer Mutter im November 1941 in eine Sammelwohnung in der 9., Grundlgasse 1/2 umsiedeln. Am 9. April 1942 wurden beide Frauen verhaftet, gemeinsam nach Izbica in Polen deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Belzec ermordet. Unter den beschlagnahmten Sachwerten befand sich auch ein Klimtgemälde, das Anlass gab zu einer jahrzehntelangen Serie an Gerichtsentscheidungen über die rechtmäßigen Erben des Gemäldes und fälschlich durchgeführte Restitutionen.
Quellen
- ANNO: Todesanzeige: Eleonore Zuckerkandl (Großmutter von Nora Zuckerkandl). In: Neue Freie Presse, 29.04.1900, S. 20
- ANNO: Suchanzeige der Schwester Hermine Müller-Hofmann nach Nora Stiasny. In: Wiener Zeitung, 25.12.1947, S. 6
- ANNO: Vermählungsanzeige Nora Zuckerkandl mit Paul Stiasny. In: Prager Tagblatt, 16.04.1921, S. 3
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hrsg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 279
- Wikipedia: Amelie Zuckerkandl [Stand: 29.01.2024]
- Wikipedia: Nora Stiasny [Stand: 29.01.2024]
Weblinks
- Haus der Geschichte zieht vom Heldenplatz ins Museumsquartier. In: Science, 13.11.2023
- "Apfelbaum II": Erben und Republik einigen sich nach irrtümlicher Klimt-Rückgabe. In: Der Standard, 10.02.2023
- Österreich erhält Millionenzahlung für fälschlicherweise restituierten Klimt. In: Frankfurter Allgemeine, 10.02.2023
- Falsch restituiert: Klimts Apfelbaum II. In: Ö1, 09.03.2018
- Klimts Apfelbaum: Chronik eines folgenreiches Irrtums. In: Der Standard, 03.07.2016