Orientexpress
Der Orientexpress war ursprünglich ein ausschließlich aus Schlaf- und Speisewagen zusammengesetzter Luxuszug der "Compagnie Internationale des Wagons-Lits" (CIWL). Der Orientexpress nahm am 5. Juni 1883 den Betrieb auf und verband Paris mit Istanbul (damals noch Konstantinopel) sowie weiteren Zielen in Südosteuropa.
In Wien traf der Orientexpress auf der Westbahn ein und hatte im Wiener Westbahnhof Aufenthalt. Da der Bahnhof ein Kopfbahnhof war und ist, musste der Zug vor der Weiterfahrt nach Istanbul oder bei der Rückfahrt nach Westen "gestürzt" werden, wie dies in der Eisenbahnerfachsprache heißt: Der Zug hatte seine Fahrt in der der Einfahrt in den Bahnhof entgegengesetzen Richtung fortzusetzen. Daher musste die bis dahin ziehende Lokomotive abgekuppelt und am bisherigen Zugende eine andere Lokomotive angekuppelt werden. Die Fahrt vom /zum Westbahnhof zur / von der Ostbahn erfolgte über die Verbindungsbahn und die Donauländebahn. Der Zug benützte auf Wiener Stadtgebiet bis 1938 den nördlich der Donau verlaufenden Ostbahnast von / nach Stadlau nach / von Pressburg (Bratislava), dann die Ostbahn-Hauptstrecke über Hegyeshalom nach / von Budapest.
Im Jahr 1901 wurde im Kursbuch vermerkt, der nur Wagen erster Klasse führende "Orient-Expresszug Wien - Paris über Salzburg" treffe "täglich ohne Wagenwechsel" von Budapest um 8 Uhr am Wiener Westbahnhof ein, "überdies Mittwoch, Freitag und Sonntag von Constantinopel, Montag und Donnerstag von Constanza." Richtung Osten verkehrte der Zug damals täglich etwa um 18 Uhr nach Budapest, Dienstag, Donnerstag und Sonntag nach Konstantinopel, Mittwoch und Samstag nach Constanza.[1][2]. Der Bahnhofsaufenthalt in Wien dauerte 20 bis 30 Minuten.
Nach dem Zweiter Weltkrieg wurde der Orientexpress zu einem normalen Schnellzug.
Der Nachtzug war ab 2002 auf die Strecke Paris–Wien beschränkt. Ab Juni 2007 wurde er auf die Strecke Straßburg–Wien verkürzt. Diese Zugverbindung wurde mit Dezember 2009 eingestellt. Nach 126 Jahren bedeutete dies das Aus für den Orientexpress als fahrplanmäßigen Zug.
Unter dem Namen Orient Express existiert eine Frauenberatungsstelle.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Geyer, A1 - Biographische Unterlagen: 5 - Gedichte, Theaterstück: Glosse von Ernst Kostron
Literatur
- Graham Greene: Orientexpreß. Roman; Original: Stamboul Train; Übersetzung von Walther Puchwein und J. Lesser; Paul-Zsolnay-Verlag, Hamburg, Wien 1958; Dritter Teil, Wien, S. 69-111 (Ostende-Wien-Orient-Express)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ "Der Conducteur. Officielles Coursbuch der österreichischen Eisenbahnen", Wien, Mai 1901, Fahrplan 35 und 35a
- ↑ Constanța ist ein Hafen an der rumänischen Schwarzmeerküste