Otto Brunner
Otto Brunner, * 21. April 1898 Mödling, † 12. Juni 1982 Hamburg-Blankenese (Friedhof Blankenese), Historiker, Sohn des Bezirksrichters Dr. Heinrich Brunner.
Nach Besuch des Gymnasiums in Wien, Iglau und Brünn (1908-1916) und Kriegsdienst studierte Brunner 1918-1923 an der Universität Wien Geschichte und Geographie. Von 1921 bis 1923 absolvierte er die historisch-hilfswissenschaftliche Archivarsausbildung am Österreichisches Institut für Geschichtsforschung 1921 wurde er zum Dr. phil. promoviert. 1923 trat er ins Haus-, Hof- und Staatsarchiv ein.
1929 habilitierte er sich an der Universität Wien für österreichische Geschichte, schied aus dem Archiv aber erst 1931 aus, als er außerordentlicher Professor für mittelalterliche und österreichische Geschichte und Mitglied des Lehrkörpers des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung wurde.
1940 wurde Brunner (als Nachfolger von Hans Hirsch) Leiter des damals so benannten „Instituts für Geschichtsforschung und Archivwissenschaft in Wien", 1941 ordentlicher Professor und 1944 wirkliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften (korrespondierendes Mitglied 1939).
Als er 1945 in Österreich wegen seiner Verbindung zum Nationalsozialismus seiner Stellung enthoben wurde, folgte er 1952 einem Ruf als Gastprofessor nach Köln, von wo er Ende 1954 als Ordinarius nach Hamburg ging (Nachfolger Hermann Aubins; 1958/1959 Dekan, 1959/1960 Rektor der Universität Hamburg).
Seine Veröffentlichungen betreffen mittelalterliche und frühneuzeitliche Verfassungs-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber auch Wiener Stadtgeschichte („Die Finanzen der Stadt Wien von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert" [Habilitationsschrift], in: Studien des Archivs der Stadt Wien 1/2 [1929]); „Die Politik der Stadt Wien im späteren Mittelalter", in: Festschrift Pribram zum 70. Geburtstag [1929]); weitere bedeutende Veröffentlichungen sind „Adeliges Landleben und europäischer Geist" (Salzburg 1949), „Sozialgeschichte Europas im Mittelalter" (1978) sowie sein Hauptwerk „Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Südostdeutschlands im Mittelalter" (1939; 41958), mit dem er durch seine Begriffsbestimmungen entscheidende neue Wege zum Verständnis des mittelalterlichen Rechtsdenkens gewiesen hat.
Mitredakteur der Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung ab Band 46 (1932); Großer Kulturpreis des Landes Niederösterreich (1975) und Theodor-Karajan-Medaille des Vereins für Geschichte der Stadt Wien (1978; Brunner war ab 1932 Mitglied des Vereinsvorstands, wurde 1934 Vorsitzender-Stellvertreter und war 1942-1945 Vorsitzender des Vereins).
Quellen
Literatur
- Wolfgang Weber: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen des Faches bis 1970. Frankfurt/Main [u.a.]: Lang 1984
- Ludwig Bittner [Hg.]: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs aufgebaut auf der Geschichte des Archivs und seiner Bestände. Wien: Holzhausen 1936-1940
- Erich Zöllner: Otto Brunner †. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 90 (1982), S. 519 ff.
- Erwin M. Auer: Otto Brunner †. In: Wiener Geschichtsblätter 37 (1982), S. 178 f.
- Helmuth Feigl: Otto Brunner zum Gedenken. In: Unsere Heimat 53 (1982), S. 267 ff.
- Historische Zeitschrift 236 (1983), S. 779 ff.
- Die Presse, 24.06.1982