Otto Felix Kanitz

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kanitz, Otto Felix
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24064
GNDGemeindsame Normdatei 11855977X
Wikidata Q1436477
GeburtsdatumDatum der Geburt 5. Februar 1894
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 29. März 1940
SterbeortSterbeort KZ Buchenwald
BerufBeruf Pädagoge, Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Mitglied des Bundesrates (24.05.1932 bis 17.02.1934)

Otto Felix Kanitz, * 5. Februar 1894 Wien, † 29. März 1940 KZ Buchenwald, Pädagoge, Politiker.

Biographie

Otto Felix Kanitz wurde als Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltes in Wien geboren. Er verlor infolge der Scheidung seiner Eltern früh seine Mutter und verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Waisenhaus. Nach dem Tod des Vaters verließ er das Gymnasium und erlernte den Beruf eines Installateurs. Schon in jungen Jahren engagierte er sich im Rahmen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1911 Wahlhelfer des Journalisten Max Winter). Nach der Externistenmatura am Akademischen Gymnasium in Wien 1918 begann Kanitz ein Studium der Philosophie und Pädagogik, das er 1922 mit der Promotion zum Dr. phil. abschloss.

Nach dem Ersten Weltkrieg trat er dem von Winter gegründeten "Arbeiterverein Kinderfreunde in Niederösterreich" bei und errichtete 1919 in Gmünd in verlassenen Kriegsbaracken die erste "Kinderrepublik" Österreichs − ein Ferienlager für rund 500 erholungsbedürftige Arbeiterkinder, in dem Selbstverwaltung und Demokratie durch ein "Kinderparlament" erlernt wurden.

Um die gleiche Zeit − im Sommer 1919 − eröffnete er in leer stehenden Räumen des Schlosses Schönbrunn eine von Anton Tesarek geleitete Erzieherschule samt Kinderheim für etwa 100 sozial gefährdete Schulkinder sowie 20 Kleinkinder. An dieser Ausbildungsstätte vermittelten unter anderem Alfred und Max Adler, Josef Luitpold Stern und Wilhelm Jerusalem eine neue, sozialkritische und wesentlich von Marx und der russischen Revolution beeinflusste Pädagogik. Von 1921 bis 1934 fungierte Kanitz als Schriftleiter der neu gegründeten Monatsschrift "Die Sozialistische Erziehung". 1924 wurde als Institution der länderübergreifenden Kooperation die "Sozialistische Bildungsinternationale" (SEI) mit Sitz in Wien ins Leben gerufen.

Darüber hinaus engagierte er sich in der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ), deren Wiener Obmann er 1926 und deren Bundesobmann er 1930 wurde. Bruno Kreisky erwähnte ihn in seinen Memoiren als eine seiner prägendsten Gestalten. Von 1932 bis zu dessen Auflösung 1934 vertrat der Pädagoge die Stadt Wien im Bundesrat. Nach den Februarkämpfen 1934 floh er nach Brünn, kehrte aber 1936 nach Wien zurück, wo er mit Gelegenheitsarbeiten das Dasein bestreiten muss. Nach dem "Anschluss" Österreichs wurde Kanitz Anfang November 1938 im Zuge des nationalsozialistischen Vorgehens gegen "Revolutionäre Sozialisten" verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er ermordet wurde.

In seinen Publikationen legte er die Grundzüge der von ihm vertretenen Pädagogik dar, etwa in "Kampf und Bildung" (1920), "Das proletarische Kind in der bürgerlichen Gesellschaft" (1925) oder "Kämpfer der Zukunft. Eine systematische Darstellung der sozialistischen Erziehungsgrundsätze" (1929). Regelmäßig publizierte er auch bildungspolitische Artikel in der "Arbeiter-Zeitung".

1966 wurde in Wien-Liesing eine Verkehrsfläche in Erinnerung an den Pädagogen und Politiker in Kanitzgasse umbenannt.

Literatur

  • Heinz Weiss: Otto Felix Kanitz. Vom jüdischen Klosterschüler zum Top-Roten der Zwischenkriegszeit. Wien: echomedia Buchverlag 2016
  • Die Pädagogen des Schönbrunner Kreises. Ausstellung im Österreichischen Staatsarchiv 23. Mai−5. Oktober 2007 [Stand: 27.11.2017]
  • Albrecht K. Konecny: Der Tod eines Bundesrates. Annäherung an einen Patrioten in dreiunddreißig Schritten. Wien: Zukunft-Verlag 2003
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 386
  • Henriette Kotlan-Werner: Otto Felix Kanitz und der Schönbrunner Kreis. Wien: Europa-Verlag 1982
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1965, S. 216
  • Heinz Weiss: Otto Felix Kanitz (1894−1940) [Stand: 27.11.2017]

Weblinks