Otto Lechner

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Lechner, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  37493
GNDGemeindsame Normdatei 130956929
Wikidata Q873661
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. Februar 1964
GeburtsortOrt der Geburt Melk
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Musiker, Komponist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Kulturpreis des Landes Niederösterreich Musik: Würdigungspreis (Verleihung: November 2022)
  • National Radio Award der Australian Broadcasting Corporation


Otto Lechner, * 25. Februar 1964 Melk, Musiker, Komponist.

Biografie

Otto Lechner wuchs als Sohn eines Transportunternehmers in Gansbach im Dunkelsteinerwald/Niederösterreich auf. Er kam bereits sehr schwer sehbehindert zur Welt und verlor im Alter von 15 Jahren komplett sein Augenlicht. Die ersten acht Schuljahre verbrachte er in Wien. Die Oberstufe absolvierte er am Stiftsgymnasium Melk, an dem er auch maturierte. Zu seinen Musiklehrern zählte Franz Thürauer, zu seinen Schulkollegen Josef Hader.

Zu musizieren begann Lechner schon sehr früh. Mit drei Jahren bekam er zu Weihnachten ein Akkordeon geschenkt. Ohne Unterricht zu erhalten, behandelte er das Instrument eher wie ein Spielzeug. Er experimentierte, probierte, spielte Lieder nach Gehör und lernte so autodidaktisch das Akkordeonspiel. Ein oder zwei Jahre später spielte er schon Volksmusik und Walzer im Wirtshaus und bald verdiente er sein eigenes Taschengeld durch Auftritte bei verschiedenen Anlässen wie beispielsweise Hochzeiten. Im Teenageralter wandte er sich dem Jazz zu und mit 16 Jahren hatte er gemeinsam mit Herbert Reisinger bereits ein Jazzensemble in Melk.

1987 zog Otto Lechner nach Wien in eine kleine Wohnung im zwanzigsten Wiener Gemeindebezirk, die ihm bis heute als Proberaum, Studio und Ort für gemeinsame Treffen mit Freundinnen, Freunden und Familie dient. In Wien begann Lechner zunächst zu studieren, unter anderem Sinologie. Die technischen Hilfsmittel für blinde Menschen waren Mitte der 1980er Jahre jedoch noch nicht sehr ausgereift und ein Studium dadurch äußerst kompliziert, weshalb er diesen Weg bald wieder beendete.

Seinen Einstieg als Berufsmusiker hatte er als Pianist von Josef Hader. 1985 erlebten die beiden mit "Der Witzableiter und das Feuer", uraufgeführt im Kabarett Niedermair, ihre erste Zusammenarbeit, die für die nächsten zweieinhalb Jahre währen sollte. Danach wandte sich Lechner dem Theater zu und schrieb Musik für das Theater der Jugend, das Burgtheater oder das Schiller Theater in Berlin. Durch die Zusammenarbeit mit Theatergruppen ergaben sich auch mehrere längere Reisen, die ihn unter anderem nach Südspanien und Madagaskar führten. Unterwegs knüpfte er Beziehungen zu lokalen Musikerinnen und Musikern, lernte neue Instrumente kennen, wie beispielsweise die Valia, eine besondere Harfe, und erweiterte stetig seinen Horizont durch verschiedenste folkloristische musikalische Einflüsse.

Musikalische Grenzenlosigkeit, Offenheit und Neugier zeichnen Otto Lechners Musik und künstlerisches Schaffen aus. Ob Wienerlied, Weltmusik, Walzer oder Jazz und Blues – er bewegt sich in gänzlich unterschiedlichen Musikstilen und fühlt sich offenbar überall zu Hause. Eigene Kompositionen spielt er ebenso wie fremde, sein Repertoire reicht von Pink Floyd über Duke Ellington bis hin zum alten Wienerlied. Lechner gilt auch als einer jener Musikerinnen und Musiker, die das Akkordeon abseits der Volksmusik wieder populär gemacht haben.

Einen wesentlichen Punkt in seiner Karriere sieht Otto Lechner in der Band "Das 1. Strenge Kammerorchester" (1986–1991). Das Orchester bestand aus einer singenden Säge, Violine, Kontrabass und Akkordeon, gespielt wurden außergewöhnlich arrangierte Coverversionen, etwa von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven oder Duke Ellington. Das Ensemble spielte viele erfolgreiche Konzerte, unter anderen zusammen mit Literaten und Kabarettisten wie H. C. Artmann, Josef Hader, Otto Grünmandl oder Julian Schutting. 1991 veröffentlichte das Orchester das erste und einzige Album.

Viele unterschiedliche musikalische Formationen, an denen Lechner mit großem Erfolg beteiligt war und ist, folgten – darunter das "Vienna Rai Orchester", "Broadlahn" sowie das Ensemble "Bethlehem All Stars". Zudem trat der mittlerweile auch im Ausland hochgeschätzte Ausnahme-Akkordeonist gemeinsam mit nationalen und internationalen Größen wie Iva Bittova, Georg Danzer, Max Nagl, Sainkho Namtchylak, Wolfgang Reisinger, Dhafer Youssef und Joe Zawinul auf.

Ebenfalls großes internationales Aufsehen erregte Lechner in den Neunzigerjahren als Mitglied der fünfköpfigen Formation "Accordion Tribe", in der er gemeinsam mit Bratko Bibič aus Slowenien, Maria Kalaniemi aus Finnland, Guy Klucevsek aus den USA und dem 2008 verstorbenen Lars Hollmer aus Schweden quasi eine Art Allstars-Band bildete. 2005 erschien der Dokumentarfilm "Accordion Tribe" von Stefan Schwietert, der die Akkordeon-Musikerinnen und -Musiker begleitete und porträtierte.

Eine weitere langjährige Zusammenarbeit besteht mit dem Ausnahme-Akkordeonisten Arnaud Méthivier. Die beiden veröffentlichten mehrere Alben, das aktuellste erschien im Mai 2023 unter dem Titel "Arnotto – the magical bellows".

Gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin und Sängerin Anne Bennent, nahm Lechner mehrere Klangbücher auf. Die Texte, etwa von Robert Walser oder Elias Canetti und gelesen von Anne Bennent, wurden durch musikalische Brücken von Otto Lechner untermalt. Zudem hat er auch die Musik zu vielen Filmen geschrieben, unter anderem für "Bora – Geschichten eines Windes" (2019), "Zeit für Utopien – Wir machen es anders" (2018) oder "Spiegelgrund" (2000).

Von 2017 bis 2019 leitete Lechner das Festival "Kunst in der Kartause" in der Burgruine Aggsbach in der Wachau. Seit 2022 ist er Kurator des Musikfestivals "Invention & Memories" im Kunsthaus Horn im Waldviertel. Mit diesem Festival will Lechner seine Musik und künstlerischen Ideen umsetzen sowie sein Publikum emotional berühren und erfreuen.

Seit 2007 lebt Otto Lechner in Gars am Kamp mit seiner Frau Anne Bennent, gemeinsam haben die beiden einen Sohn (*2004).

Werke (Auswahl)

CDs:

  • Das 1. strenge Kammerorchester: Das 1. Strenge Kammerorchester, 1991 (RST Records)
  • Otto Lechner: Accordeonata, 1994 (Extraplatte)
  • Otto Lechner / Wolfgang Puschnig / Achim Tang / Dhafer Youssef: Hot Room, 1998 (Extraplatte)
  • Accordion Tribe: Accordion Tribe, 1998 (Intuition Records)
  • Otto Lechner / Max Nagl: En Passant, 1999 (Rude Noises)
  • Otto Lechner / Klaus Trabitsch: Still: Weihnachtslieder, 2000 (GECO Tonwaren)
  • Broadlahn mit Bodo Hell und Otto Lechner: Live, 2001 (Extraplatte)
  • Arnaud Méthivier / Otto Lechner: Arnottodrom, 14 Pieces For Accordion And Two Players, 2007 (Arnaud Méthivier, Eigenproduktion)
  • Otto Lechner / Arnaud Méthivier: Arnotto: The Cyklop And I, 2011 (Cristal Records)
  • Otto Lechner: Bora-Musik für einen Wind, 2019 (Österreichische Gesellschaft AKM)


Klangbücher (Auswahl):

  • Otto Lechner und Anne Bennent: gwundrig. Geschichten von Robert Walser, 2001 (Extraplatte)
  • Otto Lechner und Anne Bennent: Der Gruftwächter. Nach einer Erzählung von Franz Kafka, Klangbuch mit 1 CD, 2008 (Mandelbaum)
  • Otto Lechner und Anne Bennent: Die Stimmen von Marrakesch. Von Elias Canetti, Klangbuch mit 2 CDs, 2010 (Mandelbaum)

Literatur

Weblinks