Georg Danzer
Georg Danzer, * 7. Oktober 1946 Wien, † 21. Juni 2007, Liedermacher.
Biografie
Georg Danzer begann im Alter von 13 Jahren, Gitarre zu spielen. Nach der Matura versuchte er 1966 die Aufnahmeprüfung an das Max Reinhardt Seminar, die er jedoch nicht bestand. Stattdessen inskribierte er Philosophie und Psychologie an der Universität Wien, reiste eineinhalb Jahre durch Europa und kam 1968 als freier Mitarbeiter zum ORF. Mit 21 Jahren schrieb er seine ersten Lieder und Texte und bereits ein Jahr später brachte er seine erste Single "Vera" auf den Markt.
1965 formierte sich die Pop-/Rock-Band Madcaps (kurze Zeit auch unter dem Namen German Six) mit Hans Kloiber, Erwin Schubert, Freya Wippich, Georg Hauser, Norbert Weiß, Karl-Heinz Fellnhofer, Rudolf Ernst und Karl Kieser. Danzer schloss sich ihnen 1970 an, schrieb Song-Texte und sorgte 1971 bis 1973 für Gitarre-Gesang-Arrangements. Mit "Schneemensch", "Sommer is" und "John Wayne", alle im Label EMI Columbia erschienen, landeten die Madcaps auch einige Hits.
Im Jahr 1970 entdeckte Eva-Maria Kaiser Danzers Talent und vermittelte ihm Kompositionsaufträge für Künstler wie Wolfgang Ambros, Marianne Mendt und Erika Pluhar. Für die Pop-Rock-Band Malformation (Albin Wegerbauer, Bernd Zischka, Georg Danzer) schrieb er ab 1971 Songtexte in Mundart – inspiriert von [Hans Carl Artmann|H. C. Artmann] und [Helmut Qualtinger].
Die Sandler-Ballade "Tschik" löste 1972 einen mittleren Skandal aus, da sie unter dem Pseudonym Poidl "Tschik" Jappl veröffentlicht wurde. Peter Barwitz, ein Ö3-Musikredakteur, entdeckte per Stimmanalyse Georg Danzer hinter dem "Tschik". Die Originalversion der Single, die in einem Papiersackerl verpackt ist, wird heute hoch gehandelt.
Ein Jahr später produzierte und finanzierte Danzer die LP "Honigmond". Bei Ariola kam 1974 das Konzeptalbum "Der Tätowierer und die Mondprinzessin" heraus und ein Buch mit demselben Titel, in dem sich Danzer als Zeichner betätigte. 1975 erschien die Single "Jö schau" (Da Nackerte im Hawelka), die für ihn den großen Durchbruch bedeutete. Der Song hielt sich 20 Wochen in den Charts und wurde im Jahr darauf vergoldet.
Im Oktober 1975 heiratete er seine erste Frau Dagmara, die er bereits im April 1968 kennengelernt hatte. Die gemeinsame Tochter Daniela wurde 1976 geboren. In der Folge konnte Georg Danzer einen Vertrag mit dem Major-Label Polydor abschließen und produzierte fünf Lieder für die Satire-Krimireihe "Kottan ermittelt". Anlässlich von Studioaufnahmen 1977 für die Langspielplatte "Unter die Haut" in Berlin formierte sich die später legendäre Danzer-Band mit Eberhard Wieland (Keyboards), Michael Gechter (Gitarre), Earl Bostic (Bass), Frank Lüdeke (Saxofon) und Olav Gustafson (Schlagzeug). Ende der 1970er erschienen die Alben "Feine Leute" und "Notausgang".
Die "Georg Danzer Tournee 79" mit 32 ausverkauften Konzerten und das im folgenden Jahr veröffentlichte Live-Doppelalbum ("Danzer Live – Tournee '79") bildeten Ende der Siebzigerjahre einen Meilenstein in der Karriere des Musikers. Mit dem Album "Ruhe Vor Dem Sturm" gelang ihm der Durchbruch in Deutschland, sofort nach der Veröffentlichung wurden an die 40.000 Platten verkauft. Es folgten Open-Air-Tourneen, unter anderem mit Musikern wie Ludwig Hirsch und Konstantin Wecker.
1982 brachte Georg Danzer im Verlag Heyne München sein zweites Buch "Die Gnädige Frau und Das Rote Reptil" mit Liedtexten, Erzählungen und Betrachtungen heraus. Im selben Jahr erschien die Platte "Jetzt Oder Nie" bei Polydor. Im Sommer 1984 löste Danzer seine Band auf und nahm in München das Album "Weiße Pferde" mit Earl Bostic (Bass), Detlef Kessler (Schlagzeug), Peter Weihe (Gitarre), Erwin Kiennast (Keyboard) und Benny Gebauer (Saxofon) auf.
1985 wurde er von seiner Frau Dagmara geschieden und sein Vater beging Suizid. Auch sein Ex-Manager tauchte unter, worauf das Finanzamt Nachforderungen stellte und Polydor seinen Vertrag nicht verlängerte.
Danzer lebte daraufhin in Spanien und später in Deutschland, gründete in dieser Zeit seine neue Live-Band mit Jürgen Kumlehn (Gitarre), Erwin Kiennast (Keyboards), Earl Bostic (Bass), Detlef Kessler (Schlagzeug) und Frank Lüdeke (Saxofon) und produzierte "Alles Aus Gold". 1986 entstand beim neuen Label Teldec "Danzer", kurze Zeit später "Liebes Leben". Nach seinem Aufenthalt in Spanien übersetzte Danzer zudem Kurzgeschichten und Essays.
In den 1990ern kehrte er endgültig nach Wien zurück und nahm mit Peter Cornelius (Gitarre), Marianne Mendt (Gesang) und Wilfried (Gesang) das Album "Wieder in Wien" auf.
Gemeinsam mit Wolfgang Ambros und Rainhard Fendrich formierte sich zudem die Band "Austria 3", die ursprünglich für ein einziges Benefizkonzert zugunsten Obdachloser im Jahr 1997 gegründet worden war. In weiterer Folge veröffentlichte Austria 3 drei Alben bei Ariola, die Formation tourte mit großem Erfolg durch Österreich und Deutschland. Nicht nur wurden in den Liedern häufig soziale Probleme thematisiert, alle drei Sänger engagierten sich zudem in sozialen Projekten wie der "Initiative für Obdachlose".
1992 heiratete Georg Danzer seine Lebensgefährtin Bettina. Noch im selben Jahr kam Sohn Jonas zur Welt, 1994 folgte der zweite Sohn Jakob.
Für die CD "Nahaufnahme" (1993) wirkten unter anderen Hans Theessink und Doretta Carter mit, gemeinsam mit Christian Kolonovits (Klavier, Keys, Bass, Ziehharmonika, Chor) und Hubert Waldner (Saxofon, Flöte, Gitarre, Bass, Chor) ging es auf eine dreimonatige Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
1994 holte ihn Elfriede Ott für die Rolle des Herrn von Lips in Nestroys "Der Zerrissene" zu den Burgfestspielen Liechtenstein.
Gemeinsam mit Ulli Bäer, Gary Lux, Thomas Morá und Peter Barborik produzierte Georg Danzer 1995 "Große Dinge" und spielte mit Adi Hirschal und Lukas Goldschmidt das Wienerlied-Programm "Liada ohne Grund".
Zu seinem 50. Geburtstag, 1996, präsentierte ihm sein Manager und Freund Christian Schwarz die Doppel-CD "Danke Danzer" (Phoebus Music Group). Darauf interpretieren namhafte österreichische Musiker Danzers Lieder. Mit dabei waren unter anderen Wolfgang Ambros, Boris Bukowski, Jazz Gitti, Gary Lux, Hans Theessink, Andy Baum, Joesi Prokopetz, Adi Hirschal, Sigi Maron & Pepperl Meia und der Arnold Schoenberg Chor.
1998 wurde Danzer vom ORF/Radio Wien als Produzent der Sendereihe "Sprechen Sie Wienerisch" engagiert. Als Vorsitzender von "SOS-Mitmensch" fungierte er von 2000 bis 2002. Bei Ariola veröffentlichte Danzer 2001 zudem "13 schmutzige Lieder" und "Von Scheibbs bis Nebraska".
Für sein umfangreiches Lebenswerk erhielt der Künstler (nach Paul McCartney als zweiter Singer/Songwriter) den schweizerischen Radiospotpreis "Goldenes Ohr".
Georg Danzer unternahm von Juni bis Juli 2006 die Abschlusstournee mit Austria 3, sein letzter Auftritt fand am 16. April 2007 in der Wiener Stadthalle statt. Am 21. Juni 2007 verstarb er an einem Lungenkarzinom in Wien. Seinem Wunsch folgend, wurde die Asche in der Nähe seines Sommersitzes auf Mallorca dem Mittelmeer übergeben.
Literatur
- Karl Fluch: Georg Danzer: "Jö schau, so a Sau". In: Der Standard, 07.07.2018 [Stand 14.07.2020]
- Rudolf Flotzinger [Hg.]: Oesterreichisches Musiklexikon (OeML). Band 1: Abbado–Fux. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2002
- Wolfgang Zink [Hg.]: Austro-Rock-Lexikon. 25 Jahre Austro-Rock von A–Z. Hirm: Verlag Wolfgang Zink 1989