Otto Tausig

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Tausig, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Tausig, Otto Heinz
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  35246
GNDGemeindsame Normdatei 130557110
Wikidata Q90466
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. Februar 1922
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 10. Oktober 2011
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Schauspieler, Regisseur
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Schauspieler, Scala, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Theater in der Josefstadt (Institution), Film, Fernsehen, Volkstheater (Institution), Johann-Nestroy-Theaterpreis, Tausigplatz, Ehrengrab
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 18.10.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BestattungsdatumDatum der Bestattung  8. November 2011
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 181
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Johann-Nestroy-Ring der Stadt Wien (Verleihung: 13. November 1995, Übernahme: 17. April 1996)
  • Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte (Verleihung: 22. Jänner 1997)
  • Johann-Nestroy-Ehrenmedaille (Übernahme: 7. Dezember 2007)
  • Nestroy-Theaterpreis (Verleihung: 12. Oktober 2009)
  • Europäische Friedensrose Waldhausen (Übernahme: 2005)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Übernahme: 2007)

Otto Tausig, * 13. Februar 1922 Wien, † 10. Oktober 2011 Wien, Schauspieler, Regisseur.

Biografie

Otto Tausig stammte aus einer Familie jüdischer Herkunft und war das einzige Kind von Franziska und Aladar Tausig. Nach dem Einmarsch Hitlers kam der damals 16-jährige Otto mit einem Kindertransport nach England; die Eltern konnten nach Shanghai fliehen. Seinen Vater, der dort starb, sah er nie wieder.

Im englischen Exil war er als Land- und Fabrikarbeiter tätig, schloss sich aber schon bald einer Theatergruppe an. Er spielte zu Beginn Frauenrollen, die Daja in Lessings "Nathan der Weise" oder Lady Barthwick in Galsworthys "Silverbox". Später trat er im Austrian Centre beziehungsweise der Jugendorganisation Young Austria (unter anderem in Schillers "Die Räuber") auf und führte selbst Regie.

In seiner Lebensgeschichte "Kasperl, Kummerl, Jud" beschrieb Tausig die Zeit im Internierungslager und erzählte von seinem kommunistischen Engagement, welches ihm damals als einziger Ausweg aus dem Elend und der Armut denkbar schien.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte Tausig nach Wien zurück und studierte Schauspiel am Max Reinhardt Seminar. 1948 ging er ans Neue Theater in der Scala, das sich als linke, revolutionäre Bühne verstand. Hier inszenierte Bertolt Brecht 1953/1954 "Die Mutter" mit Helene Weigel, Ernst Busch und Otto Tausig. Kurz darauf, 1955, inszenierte er selbst Tolstois "Krieg und Frieden" in der Fassung des Avantgarde-Regisseurs Erwin Piscator.

Als die Bühne 1956 geschlossen wurde und es in Wien zu einer "Kommunistenhatz" kam, ging Tausig nach Ost-Berlin. Dort arbeitete er am Deutschen Theater und an der Volksbühne.

Nach Berlin wirkte er an den Städtischen Bühnen Münster, war als Drehbuchautor und Regisseur bei der DEFA aktiv, reüssierte am Schauspielhaus Zürich und kehrte schließlich wieder nach Wien, vorerst ans Theater in der Josefstadt, zurück.

1971 folgte ein Engagement ans Burgtheater, an dem er vor allem in komischen Rollen besetzt wurde: Tausig stand als Nestroys "Zerrissener" und Rostands "Cyrano de Bergerac" auf der Bühne, er übernahm die Rolle des Truffaldino in Goldonis "Der Diener zweier Herren" und mimte Shakespeares "Sommernachtstraum"-Zettel. Tausig gastierte auch in Frankfurt, Köln und München, sein Repertoire war breit und die Rollen höchst unterschiedlich. So spielte er zum Beispiel in Hofmannsthals "Schwierigem", Beaumarchais "Der tolle Tag", Handkes "Ritt über den Bodensee", Sobols "Ghetto", Sartres "Kean" und Schillers "Wallenstein".

Am Wiener Volkstheater sah man ihn unter anderem als wunderlichen Konservatoriumsdirektor in Gert Jonkes "opus 111", als spießigen Obrigkeitsbüttel in Nestroys "Freiheit in Krähwinkel" oder als Schnoferl in "Das Mädel aus der Vorstadt", seiner letzten Rolle auf der Bühne.

Einen Namen als Schauspieler und Regisseur machte sich Otto Tausig auch in Film- und Fernsehproduktionen. So trat er zum Beispiel mit Walter Giller in der TV-Serie "Locker vom Hocker" auf.

1979 war Tausig Mitbegründer des Dario-Fo-Theaters, das in Gemeindehöfen und Werkshallen spielte. Tausig wollte seinem politischen Engagement auch künstlerisch eine Form geben und Theater für jene machen, die nicht den Weg in die "Hochburgen der hehren Kunst" fanden. Sich am Namenspatron Dario Fo orientierend, beschäftigten sich die Stücke der Theatertruppe stets mit aktuellen politischen und sozialen Problemen.

Neben den kulturpolitischen Initiativen und der eigenen künstlerischen Arbeit engagierte sich Tausig in der Friedensbewegung und für humanitäre Projekte. Mit seinen Gagen finanzierte er Kinderheime oder auch die Renovierungsarbeiten eines Flüchtlingshauses in Niederösterreich. Vor allem setzte er sich für den Entwicklungshilfeklub ein, sammelte als Nestroys Schnoferl im Volkstheater für diese Organisation und gründete das Laura-Gatner Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Bei der Namenspatronin handelt es sich um Tausigs Großmutter, die zusammen mit ihrem Mann 1942 in Treblinka umgebracht wurde.

Unter den wenigen Auszeichnungen, die der Schauspieler annahm, waren der Nestroy-Preis (2009) für sein Lebenswerk und der Bruno-Kreisky-Preis, den er 1997 für sein Engagement für Menschenrechte und humanitäre Hilfe erhielt. 2013 wurde in Wien-Wieden der Tausigplatz nach ihm und seiner Mutter Franziska benannt.

Quellen

Literatur

  • Otto Tausig: Kasperl, Kummerl, Jud. Wien: Mandelbaum 2010
  • Franziska Tausig: Shanghai Passage. Emigration ins Ghetto. Wien: Milena 2007

Weblinks