Peter Marboe
Peter Marboe, * 8. Juni 1942 Wien, Politiker, Beamter.
Biografie
Peter Marboe ist der Sohn des Leiters der Bundestheaterverwaltung Ernst Marboe; einer seiner Brüder war der ehemalige ORF-Intendant und Kulturschaffende Ernst Wolfram Marboe. Peter Marboe besuchte zunächst die Volksschule bei den Schulbrüdern, dann das Schottengymnasium, wo er 1960 maturierte. Anschließend inskribierte er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das er 1965 mit der Promotion zum Dr. iuris abschloss. Dem folgten zusätzliche Semester in Politikwissenschaft und Internationalem Recht sowie Aufenthalte in London und Paris.
Seine berufliche Laufbahn begann Marboe 1967 in der Kulturabteilung des Bundespressedienstes; ein Jahr später wurde er Assistent des Staatssekretärs für Information Karl Pisa. 1969 bis 1970 war er Sekretär des damaligen Bundeskanzlers Josef Klaus. Nach der Niederlage der ÖVP bei der Nationalratswahl 1970 ging er als Konsul und Presseattaché nach New York, wo er ab 1979 die Funktion des Direktors des Österreichischen Presse- und Informationsdienstes und ab 1984 die des Direktors des Österreichischen Kulturinstituts innehatte.
1987 holte ihn der damalige Bundesparteiobmann Alois Mock als Hauptgeschäftsführer und stellvertretenden Generalsekretär der ÖVP in seine Geburtsstadt zurück. Diese Funktion übte er bis 1991 aus. Anschließend wurde er zum Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten bestellt. Als SPÖ und ÖVP nach der Gemeinderatswahl 1996 in Wien eine Koalitionsregierung eingingen, nominierte die ÖVP Marboe für das Amt des Amtsführenden Stadtrats für Kultur. Als Kulturstadtrat nahm sich Peter Marboe insbesondere der "Entparteipolitisierung" der Kultur an, die unter anderem parteiunabhängige Vereinspräsidentschaften, Dreijahres-Verträge für Theater und die Demokratisierung des Zuganges zur Kultur vorsah. Weitere Akzente betrafen die verstärkte Berücksichtigung der Minderheiten in der Kulturpolitik, die behindertengerechte Adaptierung von Kulturinstitutionen, die Restitution von in der NS-Zeit unrechtmäßig erworbenen Kunst- und Kulturgütern, das Projekt Judenplatz als Gedenkstätte sowie die Verbesserung kultureller Produktionsbedingungen vom Tanzhaus über die Reform der Filmförderung bis hin zu neuen Impulsen für Mode und Design. In seine Amtszeit fällt auch die Ansiedlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs im neu adaptierten Gasometer D. Auch die Einrichtung des Arnold-Schönberg-Centers fällt in Marboes Zeit als Kulturstadtrat. Bis heute gehört er dem Vorstand der Arnold Schönberg Center Privatstiftung an.
Nach der Gemeinderatswahl 2001 schied der Politiker aus dem Ressort, blieb allerdings als Stadtrat ohne Geschäftsbereich bis November 2003 Mitglied des Wiener Stadtsenats. Diese Funktion legte er anlässlich seiner Bestellung zum eigenverantwortlichen, nicht weisungsgebundenen Intendanten für das "Wiener Mozartjahr 2006" zurück. Im Rahmen des Themenjahres fanden 120 eigenständige Projekte, 61 Auftragswerke und insgesamt rund 3.000 Einzelveranstaltungen statt, die 1,2 Millionen Personen besuchten. Danach zog er sich ins Privatleben zurück.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Personenmappe Marboe, Peter [Sign.: TP-031377]
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Marboe, Unterlagen aus der Tätigkeit als Stadtrat, private Korrespondenz
Literatur
- Peter Marboe – Kulturmensch und kultivierter Mensch. In: Salzburger Nachrichten, 08.06.2017
- Großes Goldenes Ehrenzeichen für Peter Marboe. In: Rathauskorrespondenz, 30.04.2008
- Wiener Mozartjahr – eine Erfolgsgeschichte. In: Rathauskorrespondenz 16.01.2007
- Peter Marboe [Hg.]: Wiener Mozartjahr 2006. Dokumentation [Buch und CD]. Wien: Wiener Mozartjahr Organisationsgesellschaft 2007
- Stadtrat Dr. Peter Marboe wird 60. In: Rathauskorrespondenz, 03.06.2002