Rosette Anday
Rosette Anday, * 22. Dezember 1903 Budapest, † 18. September 1977 Wien, Opernsängerin (Alt), Mezzosopranistin, Geigerin.
Biografie
Andays Vater war der Börseagent Lajos Andauer und ihre Mutter Ella, geborene Holländer. 1915/1916 begann sie ihre Ausbildung am Konservatorium in Budapest bzw. der Königlich-Ungarischen Franz-Liszt-Landesmusikhochschule, wo sie Gesangsunterricht und Violinunterricht beim Komponisten Jenő Hubay erhielt. Ihre LehrerInnen waren dort unter anderen Mme Charles Cahier, Georg Anthes, Gino Tessari. Nach der Matura begann sie zunächst ein philologisches Studium an der Universität Budapest, wurde allerdings im Alter von 18 Jahren von Franz Schalk, der gemeinsam mit Richard Strauss zu ihren Förderern gehörte, 1921 an die Wiener Staatsoper geholt, wo sie in "Carmen" ein Gastspiel und ihr Debüt gab und darin eine der schwierigsten Arien der Oper meisterte. Schalk engagierte sie, wodurch sie eine der jüngsten Kammersängerinnen der Geschichte und innerhalb kürzester Zeit zu einer der am meisten engagierten Opernsängerinnen und Mezzo-Sopranistinnen der Wiener Staatsoper wurde. Im selben Jahr fand auch ihr erster Liederabend im Wiener Musikverein (Großer Saal) statt.
Da ihre Stimme mit der Zeit immer voluminöser wurde, sang sie immer größere Rollen aus der französischen und italienischen Oper (Verdi, Wagner). 1924 sang sie beim Eröffnungskonzert der RAVAG bei der ersten Radio-Übertragung Österreichs. In den folgenden Jahren unternahm sie zahlreiche Tourneen durch alle wichtigen Opernhäuser Europas sowie Nord- und Südamerikas (Paris, London, Buenos Aires, Amsterdam), blieb der Staatsoper aber immer eng verbunden.
Zeit des Nationalsozialismus und danach
Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde ihr 1938 nach dem Anschluss ein Auftrittsverbot erteilt. Ihr Ehemann, der Rechtsanwalt Karl Bündsdorf, verhandelte zwar über ihre Weiterbeschäftigung und eine Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer (RMK), 1940 wurde sie nichtsdestotrotz gekündigt, da vor allem der damalige Direktor der Staatsoper Erwin Kerber gegen sie intervenierte. Anday lebte zwar in einer "Mischehe", die Angst vor einer Deportation war allerdings allgegenwärtig. Unklar ist, ob sie sich auch in Budapest aufhielt. 1939 trat sie bei einem Wohltätigkeitsfest des Roten Kreuzes auf, an die Wiener Staatsoper konnte sie aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren. Sie machte in den folgenden Jahren Karriere am Theater an der Wien, nahm an den Salzburger Festspielen teil und unternahm zahlreiche Gastspiele. Außerdem war sie Interpretin der Werke Gustav Mahlers (Teilnahme an der Erstaufführung des "Lieds von der Erde" in London). 1961 nahm sie mit ihrer Abschiedsvorstellung als Klytämnestra in "Elektra" Abschied von der Staatsoper.
1955 wurde ihr das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen, außerdem die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. Zudem wurde sie 1961 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper.
Anday lebte bis zuletzt in ihrer Villa in Pressbaum in der später nach ihr benannten Rosette-Anday-Straße. Sie verstarb kurz vor ihrem 74. Geburtstag und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
1980 wurde der Anday zu Ehren der 14., Andayweg benannt.
Quellen
Literatur
- Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 31), S. 42
- Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 132 f.
- Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, Register
- Die Prominenz der Republik Österreich im Bild. Zürich: Ascot-Verlag 1962
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
- Hermann A. Ludwig Degener: Wer ist wer. Unsere Zeitgenossen. Zeitgenossenlexikon enthaltend Biographien nebst Bibliographien. Angaben über Herkunft, Familie, Lebenslauf, Werke, Lieblingsbeschäftigungen, Parteiangehörigkeit, Mitgliedschaft bei Gesellschaften, Adresse. Andere Mitteilungen von allgemeinem Interesse. Berlin-Grunewald: Arani-Verlag 1905-1958
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- [Joseph] Kürschners deutscher Gelehrtenkalender. Bio-bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1925 - lfd.
Rosette Anday im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Wikipedia: Rosette Anday [Stand: 14.11.2024]
- Universität Hamburg: Rosette Anday [Stand: 14.11.2024]
- Austria-forum: Anday, Rosette [Stand: 14.11.2024]
- Julia Bungardt, Maria Helfgott, Eike Rathgeber, Nikolaus Urbanek (Hg.): Wiener Musikgeschichte. Böhlau: Wien 2009, S. 593