Die Gründungsphase
Das Bank- und Großhandelshaus Schoeller ist der dritten Gründungswelle von Wiener Privatbanken zuzuordnen, die mit dem Anfang der 1830er Jahre beginnt[1]. 1833 gründete in Wien Alexander von Schoeller (1805-1886), ein Mitglied der in Österreich seit 1818 tätigen deutschen Unternehmerfamilie Schoeller, das Bank- und Großhandelshaus Schoeller, das vorerst nur für eigene Zwecke, später auch für Dritte Bankgeschäfte abwickelte. Bis zur Gründung der Aktienbanken ab 1853 war es durchaus üblich, das das Geschäft der Großhandelshäuser auch mit Bankgeschäften verbunden war. Das Bankcomptoir, das sich ab 1834 im Wohnhaus der Familie in der Oberen Donaustraße 105 befand, wurde bald das Herzstück der Unternehmungen des Handelshauses und mit dessen Gewinnen konnten die industriellen Aktivitäten begonnen und Investitionen in Industriebeteiligungen finanziert werden.
Die Zeit bis zum Erste Weltkrieg
Alexander Schoeller wurde 1863 in den Ritterstand erhoben und 1868 Mitglied des Herrenhauses. 1865 gab er am Opernring 6 den Bau eines der ersten Wohnhäuser der neuen Ringstraße in Auftrag. Das Bankgeschäft, das seit 1855 zur Schoeller & Co OHG gehörte, übersiedelte 1857 in den Bellegarde-Hof am Wilpretmarkt 10. Das Bankhaus beteiligt sich nicht an den Spekulationsgeschäften vor der Wirtschaftskrise 1873 und erlebte danach in der Monarchie eine Blütezeit. Es verwaltete einen umfangreichen Unternehmenskonzern[2] und war bei Börseneinführungen und Kapitalerhöhungen von Aktiengesellschaften an der Wiener Börse beteiligt. Alexander Schoeller gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern der Creditanstalt-Bankverein (Institut).
Das 20. Jahrhundert
Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem das Unternehmen viel Geld für den Kauf von Kriegsanleihen und für gemeinnützige Hilfsmaßnahmen ausgegeben hatte, begann für das Bank- und Großhandelshaus eine sehr schwierige Zeit. Viele Unternehmen lagen nun im Ausland und die österreichischen Betriebe mussten reorganisiert werden. Trotzdem konnten die Hyperinflation und die Zeit der Spekulationen sowie die Bankenkrise der 1930er Jahre unbeschadet überstanden werden. In der nationalsozialistischen Zeit konnte die Familie ihre Unternehmen wegen der reichsdeutschen Gesetze nur in eingeschränktem Maß weiterführen. Einige Mitglieder waren aber eng mit dem NS-System verbunden, was nach 1945 zu erheblichen Schwierigkeiten führte. Wieder gingen Unternehmensbeteiligungen im Ausland verloren.
1951 erwarb die Schoellerbank die Häuser Renngasse 1 und 3 von der Familie Rothschild, die in diesen Gebäuden bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts gewohnt und bis 1938 ihre Geschäfte abgewickelt hatte[3] Ende der 1990er Jahren verkauften die neuen Eigentümer der Schoellerbank das Haus Renngasse 1 und entkernten das Haus Nr. 3, von dem nur mehr die Außenfassade und der Rothschildsaal als letzte Erinnerung an diese bedeutende Familie übrigblieb. Nach der Umwandlung von Schoeller & Co 1979 in eine Aktiengesellschaft war die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geraten und musste die Mehrheit am Bankhaus an die Bayrische Vereinsbank verkaufen. Die Schoellerbank entwickelte sich zwar zur Universalbank und konnte den enormen Geschäftsanstieg seit den 1960er Jahren fortsetzen, musste aber 1998 mit der Salzburger Kredit- und Wechsel-Bank (kurz: SKWB), zur SKWB Schoellerbank fusionieren.
Die Schoellerbank als Tochterbank
Im Jahr 2000 wurde dann die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) von der HypoVereinsbank übernommen. 2001 wurde das Firmenkunden- und Immobilienkundengeschäftes an die damalige Mutter BA-CA übertragen. Die Schoellerbank konzentriert sich seither auf das Privatbankgeschäft, das traditionelle Kerngeschäft der Bank. 2003 wurde der Firmenname von SKWB Schoellerbank auf Schoellerbank AG geändert. 2005 erfolgt die Übernahme der HypoVereinsbank durch die UniCredit. Die Schoellerbank ist ein national und international anerkanntes und vielfach ausgezeichnetes Private Banking-Haus und wurde mehrfach zur besten Privatbank Österreichs und des deutschsprachigen Raumes gekürt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/2: Handelsregister Ges 2/328, Alex. Schoeller, Schoeller & Co.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/23: Handelsregister Ges 23/232, Schoeller & Co
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/36: Handelsregister Ges 36/68, Schoeller & Co
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/40: Handelsregister Ges 40/134, Schoeller & Co
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/62: Handelsregister Ges 62/52, Schoeller & Co.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/9: Handelsregister B 9/96, Schoellerstahlwerke Aktien-Gesellschaft; Schoeller-Bleckmann Stahlwerke A.G. 1921-1939
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78/26: Handelsregister C 26/42, Schoeller-Bleckmann Verkaufs-Gesellschaft m.b.H. 1938 - 1940, -->
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/11: Handelsregister B 11/176, Getreide-Aktien-Gesellschaft; Erste Wiener Walzmühle Vonwiller und Getreide A.G.; Erste Wiener Walzmühle Vonwiller, Schoeller, Kellner A.G. 1922-1931 fehlt etwas am Schluss
Literatur
- Helmut Falschlehner: 175 Jahre Schoellerbank – Die Geschichte einer Familie – die Geschichte einer Bank. Schoellerbank-Aktinegesellschaft Wien 2008
Einzelnachweise
- ↑ Der ersten Gründungswelle sind die im 18.Jahrhundert gegründeten Bankhäuser Geymüller, Eskeles-Arnstein, Fries und Biedermann, der zweiten Gründungswelle die nach 1810 gegründeten Bankhäuser Rothschild, Sina und Vonwiller und der dritten Gründungswelle die Bankhäuser C.M.Perissutti (später Schellhammer und Schattera) und Schoeller zuzuordnen
- ↑ Zum Schoellerkonzern gehörten u.a. Zuckerfabriken. Eisen- und Stahlwerke, Mühlenbetriebe, Textilunternehmungen und die Brauerei Hütteldorf.
- ↑ Louis Rothschild bekam 1947 nach der Enteignung der Häuser durch die Nationalsozialisten zumindest diesen Teil seines Grundbesitzes zurück, hatte aber kein Interesse an einer weiteren Nutzung.