Siegfried Marcus

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Ehrengrab von Siegfried Marcus am Zentralfriedhof (1949)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Marcus, Siegfried
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24329
GNDGemeindsame Normdatei 118781820
Wikidata Q31167
GeburtsdatumDatum der Geburt 18. September 1831
GeburtsortOrt der Geburt Malchin bei Schwerin
SterbedatumSterbedatum 30. Juni 1898
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Mechaniker, Erfinder
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.10.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 101
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Siegfried Marcus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ehrengrab von Siegfried Marcus am Zentralfriedhof (1949)
  • 7., Lindengasse 4 (Sterbeadresse)
  • 6., Mariahilfer Straße 107 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Marcus Siegfried, * 18. September 1831 Malchin bei Schwerin, Mecklenburg, † 30. Juni 1898 Wien 7, Lindengasse 4 (Hütteldorfer Friedhof [Grab aufgelassen]; Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 0, links vom 2. Tor an der Friedhofmauer, Nummer 101, Gedenkstein von Mario Petrucci, enthüllt 26. Juni 1949), Mechaniker, Erfinder, unverheiratet.

Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie (Vater Leipmann Marcus war israelitischer Oberrat in Malchin [† 1855], Mutter Rosa, geborene Philipp, entstammte einer vermögenden schwedischen Kaufmannsfamilie), erlernte in Hamburg das Mechanikergewerbe und erwarb sich durch Selbststudium profunde Kenntnisse auf den Gebieten der Chemie und Elektrotechnik. 1848-1852 arbeitete er bei der Firma Siemens in Berlin, 1852 übersiedelte er nach Wien, fand als Mechaniker im Physikalischen Institut Beschäftigung und wurde Mitarbeiter von Karl Ludwig (Physiker und Physiologe der militärärztlichen Josephs-Akademie). Marcus‘ Interesse galt unter anderem auch der Telegraphie (fünf seiner insgesamt 38 österreichischen Patente gehören diesem Zweig der Technik an). 1860 begründete er im Haus 6, Mariahilfer Straße 107, eine eigene Mechanikerwerkstätte, begann mit Versuchen, einen neuen Kraftstoff zu erfinden, und beschäftigte sich (zeitgleich mit Nikolaus Otto) mit dem Bau von Verbrennungsmotoren und in der Folge mit Automobilen. Am 21. Juni 1864 erhielt er ein Privileg für eine magnetelektrische Zündung und am 30. März 1865 für einen Vergaser. 1864 montierte er seinen ersten Benzin-Zweitaktmotor auf einen hölzernen Handwagen, der kurze Strecken fuhr. Auf der Pariser Weltausstellung (1867) erhielt er eine Silbermedaille. Marcus erlangte als Automobil- und Motorenpionier weltweite Bedeutung. Nach Alfred Buberl sind zwei von Marcus verwendete Motoren bekannt: einer von 1875 (Bohrung 100 mm, Hub 200 mm, 0,75 PS bei 500 Umdrehungen/Minute, Handkurbelstarter außen am Wagen), der andere von 1888 (Bohrung 100 mm, Hub 200 mm, 1 PS bei 300 Umdrehungen/Minute, Handstarthebel vom Führersitz aus, Hersteller Märky, Bromovsky& Schultz [erster Viertakt-Benzinmotor zum Betrieb eines Straßenwagens]). 1898 wurde der „Marcus-Wagen" auf der Wiener Jubiläumsausstellung gezeigt. Marcus kümmerte sich nicht um die industrielle Auswertung beziehungsweise Vervollkommnung seiner Erfindung, sondern wandte sich sofort neuen Aufgaben zu. Er hatte sich in Wien eine ansehnliche gesellschaftliche Stellung errungen und war eine Zeitlang Lehrer des Kronprinzen Rudolf auf dem Gebiet der Experimentalphysik. Weiters erwarb er sich große Verdienste durch die Herstellung von Apparaturen für die physikalisch-medizinische Diagnostik. Österreichisches Verdienstkreuz.

Marcusbüste, Marcusdenkmal, Marcusgasse, Siegfried-Marcus-Schule.

Literatur

  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Alfred Buberl: Auto mobile. Die bewegte Geschichte des Straßenfahrzeuges. Wien: Norka-Verlag 1990
  • Alfred Buberl: Die Automobile des Siegfried Marcus. Bad Sauerbrunn: Edition Tau & Tau Type 1994
  • Erich Kurzel-Runtscheiner: Siegfried Marcus. [Sonderabdruck]. Wien: [o.V.] 1928
  • Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 143 ff.
  • Maria Habacher: Österreichische Erfinder. Werk und Schicksal. Wien: Bergland-Verlag 1964 (Österreich-Reihe, 226/228), S. 62 ff.
  • Hans Seper: Siegfried Marcus und seine Verbrennungsmotoren. In: Blätter für Technikgeschichte 35 (1974), S. 61 ff.
  • Hans Seper: Das Ende einer Legende. Neue Ergebnisse der Marcus-Forschung. In: Damals als die Pferde scheuten. Die Geschichte der österreichischen Kraftfahrt. Wien: Österreichischer Wirtschaftsverlag 1968
  • Gustav Goldbeck: Siegfried Marcus - ein Erfinderleben. Düsseldorf: VDI-Verlag 1961
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 248
  • Alfred Wolf: Doch die Wurzeln reichen tiefer. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 108/1986, S. 4.
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 342
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 372
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 20