Lindengasse
48° 11' 59.44" N, 16° 20' 56.14" E zur Karte im Wien Kulturgut
Lindengasse (7), benannt (1862) nach dem Gasthausschild "Zur goldenen Linde" (Nummer 24).
Ursprünglich (bis 1770) als Mittere Gasse beziehungsweise Im Schöff bezeichnet, 1770-1862 Josefibrunnen- beziehungsweise Josefigasse (Teil zwischen Stift- und Kirchengasse, Bezugnahme auf die den öffentlichen Brunnen in der Stiftgasse zierende Figur des heiligen Josef) oder Leopoldigasse (nach dem Haus Nummer 28) oder Obere Brunngasse (zwischen Kirchen- und Zollergasse).
1897 wurde die Verbindung mit der Neubaugasse hergestellt (Abbruch des Hauses Nummer 19, benannt 21. Juli 1897 Stadtrat), mit 17. März 1909 (Stadtrat) die Dreilaufergasse in die Lindengasse einbezogen und mit 2. Jänner 1913 (Stadtrat) die Lindengasse von der Zieglergasse bis zur Schottenfeldgasse verlängert.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre Mariahilf
- ab 1899: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-31 und gerade ONr. 2-30 (östlich der Zollergasse): Pfarre Mariahilf; Rest: Pfarre Schottenfeld
- ab 1909: durch Einbeziehung der Dreilaufergasse von Neubaugasse bis Zieglergasse verlängert: ungerade ONr. 1-35 und gerade ONr. 2-30: Pfarre Mariahilf; Rest: Pfarre Schottenfeld
- ab 1913: Verlängerung bis Schottenfeldgasse: Pfarre Schottenfeld; Rest unverändert
Gebäude
- Nummer 4: "Zum grünen Tor" (ursprünglich Rauchfangkehrerhaus genannt), erbaut 1696; Wohnhaus des Schriftstellers Ignaz Franz Castelli, Sterbehaus des Historienmalers Peter Johann Nepomuk Geiger. Heute Wohnhaus, erbaut 1904 von Oskar Marmorek.
- Nummer 5: Über dem Portal überlebensgroße Porträtbüste des Volkswirts Hermann Schulze-Delitzsch (* 29. August 1808 Delitzsch, Sachsen, † 29. April 1883 Potsdam), der sich um die Schaffung des Genossenschaftswesens besondere Verdienste erworben hat (innen Gedenktafel).
- Nummer 10: "Zur blauen Flasche" (Künstlerfamilie Millitz).
- Nummer 14: "Zum goldenen Vogel"; der Vogelhändler Thomas Wierl (1796-1845 Besitzer des Hauses) verkaufte dieses an den Tapezierer Franz Fiebich, der am 31. Jänner 1846 hier ein Vergnügungslokal, den "Vogelsaal", eröffnete.
- Nummer 24: Hausschild "Zur goldenen Linde".
- Nummer 35: Hier fand am 13. Mai 1945 die erste Konferenz der Kommunistischen Partei Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg statt, bei der die Kommunisten die Errichtung einer Volksdemokratie forderten.
- Nummer 37: Sitz des Verbands der wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs.
- Nummer 44: Auferstehungskirche (ebenerdige Hallenkirche, erbaut 1959-1962 nach Plänen von Friedrich Rollwagen und Henry Lutz) und Evangelisches Gemeindezentrum Neubau.
- Nummer 49 (Andlergasse 1, Richtergasse 10): 1802 für Josef Hornung, den Begründer der Seidenfabrikation am Schottenfeld, erbaut.
- Nummer 52: Im Verlagshaus Waldheim-Eberle wurde 1945 das Stammhaus der von der US-amerikanischen Besatzungsmacht herausgegebenen Tageszeitung "Wiener Kurier" eingerichtet (Kurier).
- Nummer 57: städtische Wohnhausanlage (erbaut 1966-1968); beim Eingang ins Kindertagesheim Smalten-Mosaik "Spiel" von Florentina Pakosta (1968).
- Nummer 61-63: Hans-Binder-Hof, städtische Wohnhausanlage
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 304 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 24 ff.
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 72 f.
- Theater-Zeitung, 26.1., 7.2.1846
- Verwaltungsbericht der Stadt Wien, S.178
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 236 ff.