Städtische Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums Lebens- und Rentenversicherung

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Gründung der Versicherung

Die Städtische Kaiser-Franz-Josef-Jubiläums Lebens- und Rentenversicherung war die bedeutendste, aber auch jüngste der drei Vorläuferanstalten der Wiener Städtischen Versicherung.

In der liberalen Ära des Wiener Gemeinderats kam es trotz verschiedener Anträge zu keiner Gründung einer kommunalen Versicherungsanstalt. Der Impuls für eine Gründung kam erst 1898 unter Bürgermeister Karl Lueger, wobei Anlass das 50-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. war. In der Gemeinderatssitzung vom 11. Februar 1898 wurden eine Reihe von Maßnahmen präsentiert, die die Reichshaupt- und Residenzstadt anlässlich des Jubiläums durchzuführen beabsichtigte. Darunter befand sich auch folgender Punkt: „Die Stadt Wien errichtet eine städtische Lebens-, Alters-, Invaliditäts- und Rentenversicherungsanstalt, welche den Titel Städtische Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt führen soll.“ Die vorrangigen Ziele waren ein preiswerter und leistbarer Versicherungsschutz vor allem für die sozial schwächeren Schichten der Wiener Bevölkerung und die Einbindung in die kommunale Fürsorgepolitik.[1] Am 2. Dezember 1898 beschloss der Wiener Gemeinderat die Gründung der „Städtischen Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt“. Als Gründer trat die Gemeinde Wien auf, die den Gründungsfonds zur Verfügung stellte. Die Gesellschaft wurde ausdrücklich nicht als „gewinnorientiert“ bezeichnet und an ihrer Spitze stand per Gesetz ein Verwaltungsrat, den der Wiener Bürgermeister leitete und in dem auch Vertreter des Staates und des Kronlandes Niederösterreich saßen.

Entwicklung bis 1918

Anfangs stand eine Fusion mit der Niederösterreichischen Landesversicherungsanstalt im Raum. Als dies scheiterte, wurde die Tätigkeit bald auf alle Kronländer ausgeweitet, wo Generalrepräsentanzen eröffnet wurden. Neben Er- und Ablebensversicherungen, Renten- und Invaliditätsversicherungen wurden bald auch Versicherungen auf Leichenbestattung und Graberhaltung angeboten.

Die Anstalt im „Roten Wien“

1919 wurde die Gesellschaft in „Gemeinde Wien-Städtische Versicherungsanstalt“ umbenannt, der weitere Bestand der Versicherung war wegen der kriegs- und inflationsbedingten Krise der Lebensversicherungen schwer gefährdet. Das Kapital war Großteils für Kriegsanleihen verwendet worden. 1922 wurde durch das neue Versicherungsregulativ auch das Anbot von Sachversicherungen ermöglicht, wovon bald Gebrauch gemacht wurde und das Überleben sicherte. 1922 reorganisierte Norbert Liebermann, der bis 1959 mit politisch bedingten Pausen an der Spitze dieser und ihrer Nachfolgegesellschaften stand, die Versicherung und machte sie zu einem Pionier der modernen Bürotechnik. Es kam zur Kooperation mit der Niederösterreichischen Landes-Feuerversicherungsanstalt und sukzessive wurden alle Zweige der Schadensversicherung auch in anderen Bundesländern angeboten.[2] 1929 wurde ein Aktienpaket der „Union Versicherungs-Aktiengesellschaft“ von ihrem bisherigen Hauptaktionär in Frankfurt am Main erworben, der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war. Damit gab es die Möglichkeit, auch Transport-, Hagel- und Viehversicherungen anbieten zu können. Der politische Umsturz 1934 machte sich bei der Wiener Städtischen zwar im Wechsel der Leitung, nicht jedoch am weiteren Erfolg bemerkbar. 1934 erwarb sie die von der „Wechselseitigen Krankenversicherungsanstalt“ begebenen Anteilsscheine und übernahm 1935 die Verwaltung dieser Gesellschaft.

Zusammenschluss zur Wiener Städtische Versicherung

Damit konnte die Anstalt alle Versicherungssparten anbieten und war maßgeblich an den Gesundheits- und Sozialmaßnahmen des „Roten Wien“ bis 1934 beteiligt. 1934 wurde sie die Auffanggesellschaft des von der Ständestaatsregierung aufgelösten Feuerbestattungsvereins „Die Flamme“, woraus der „Wiener Verein“ hervorging.[3] 1938 wurde die Gesellschaft mit der „Wechselseitigen Brandschaden und Janus allgemeinen Versicherungs-Anstalt auf Gegenseitigkeit“ fusioniert. Damit erfolgte der endgültige Zusammenschluss der drei Vorgängergesellschaften zur „Wiener Städtischen Wechselseitigen Versicherungsanstalt“, wie sie sich nach der Katastrophe der nationalsozialistischen Besetzung Österreichs nannte.

Sitz der Gesellschaft

Die Gesellschaft hatte ihren Sitz vorerst im Haus des Bürgerspitalfonds 1,Schottenring 30 und übersiedelte 1904 in 1in die Tuchlauben 10 auf der Brandstätte, das an die Stelle des Einkehrgasthofs „Roter Igel“ neu erbaut wurde. 1914 zog die Versicherung in das danebenliegende ebenfalls neu erbaute Haus Tuchlauben 8 (Schönbrunnerhaus) und verkaufte das Haus Brandstätte 9 an die "Ersten allgemeine Unfall- und Schadenversicherungsgesellschaft", die bereits das danebenliegende Haus 7 besaß.[4] 1938 übersiedelte die Gesellschaft in zwei Palais am Kärntnerring, die 1945 abbrannten, so dass sie wieder auf die Tuchlauben zurückkehrte.

Literatur

  • 50 Jahre Städtische Versicherung. Wien 1948
  • Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 3: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1007-1098
  • Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band I: Von den Anfängen bis zum Börsenkrach des Jahres 1873. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S.377-378

Links:

https://www.wst-versicherungsverein.at/geschichte/

Einzelnachweise:

  1. Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 3: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1041-1042.
  2. 50 Jahre Städtische Versicherung. Wien 1948, S. 21-22.
  3. Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band 3: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S.1055-1056.
  4. 50 Jahre Städtische Versicherung, S. 15