Sturmpetition (1619)

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Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Petition
Datum vonDatum (oder Jahr) von 5. Juni 1619
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Thema
VeranstalterVeranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  21574
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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(1619), Episode in den Auseinandersetzungen zwischen der protestantischen Mehrheit des niederösterreichischen Herren- und Ritterstands und Ferdinand II. (ab 20. März 1619 Landesherr von Österreich). Der protestantische Adel des Landes stand im Bündnis mit dem protestantischen Adel Böhmens und drang wie dieser vergeblich auf die Bestätigung der von Ferdinands Vorgängern verbrieften Religionsfreiheit. Die Böhmen unter Führung von Heinrich Matthias Graf Thurn-Valsassina hatten nach dem Prager Fenstersturz (23. Mai 1618) anstelle der bisherigen Statthalter ein landständisches Direktorium eingesetzt und ein Heer ausgerüstet, das unter Thurns Führung Anfang Mai 1619 in Niederösterreich einfiel und in Richtung Wien marschierte. Eine Abordnung des niederösterreichischen Adels unter Führung von Paul Jakob Freiherr von Starhemberg und Andreas von Thonradel nutzte diese Situation aus, um am 5. Juni 1619 in der Hofburg Ferdinand II. mit Drohungen zum Entgegenkommen in der Glaubensfrage zu nötigen. Dabei soll ihn Thonradel, vermutlich in angetrunkenem Zustand, beim Wams gepackt haben. Ferdinand unterbrach die Verhandlung, um in seinem Privatgemach Trost im Gebet vor einem Kruzifix zu suchen. Dieses soll zu sprechen begonnen und ihm versichert haben, dass ihn Gott nicht verlassen werde. Zur Abordnung zurückgekehrt, blieb Ferdinand standhaft; als ein Reitertrupp des Dampierreschen Kürassierregiments, das auf Veranlassung des katholischen Bürgermeisters Daniel Moser beim donauseitigen Fischertor beim Arsenal in die Stadt eingelassen worden war, unter dem Kommando des Gilbert von Saint-Hilaire in den Burghof einritt, verließ die ständische Abordnung die Burg. Vor einer militärischen Unterstützung Thurns, der Wien vom 5. bis 12. Juni 1619 belagerte, schreckten die protestantischen Adeligen Österreichs zurück. Thurn zog nach Böhmen ab, wo Ferdinand am 26. August 1619 für abgesetzt erklärt und der Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V., zum König von Böhmen gewählt wurde; Ferdinand II. aber wählte man am 28. August 1619 zum römisch-deutschen Kaiser. Mit dem Sieg des mit Bayern verbundenen kaiserlichen Heers über die Böhmen am Weißen Berg bei Prag (8. November 1620) war die erste Phase des 30jährigen Kriegs beendet. - Die Einzelheiten der Sturmpetition (das Wort "Sturm" markiert die dramatischen Begleitumstände der Petition) sind in der Forschung umstritten. Das wundertätige Kruzifix, heute Bestand der Schatzkammer, befindet sich im Tabernakel des Hochaltars der Burgkapelle. Auf die Öffnung des Fischertors spielt die Seite Bürgermeister Mosers im Wappenbuch der Stadt Wien an.

Literatur

  • Helmut Kretschmer: Sturmpetition und Blockade Wiens im Jahre 1619. In: Militärhistorische Schriftenreihe 38 (1978)
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 83