48° 13' 44.96" N, 16° 17' 52.69" E zur Karte im Wien Kulturgut
Ehemalige öffentliche Volksschule (17., Rupertusplatz 1).
Schulgeschichte
Die Volksschule Rupertusplatz 1 ist aus der alten Pfarrschule Dornbach hervorgegangen. Bereits in der Frühen Neuzeit dürften die Pfarrer der dem Salzburger Stift St. Peter gehörigen Pfarre Dornbach immer wieder auch die Aufgaben eines Lehrers übernommen haben. Ein eigener Lehrer ist seit dem frühen 18. Jahrhundert nachweisbar.
Das erste Schulhaus am Rupertusplatz war an die Westseite der Pfarrkirche im alten Ortszentrum von Dornbach angebaut und bestand aus zwei Zimmern, von welchem das eine als Wohn- und das andere als Lehrzimmer benutzt wurde. Dieses Gebäude dürfte schon im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein, da in der Zeit zwischen 1780 und 1790 mehrere Zimmer abgebaut und ein erster Stock aufgesetzt worden waren. 1841 wurde der ältere Teil des inzwischen sehr maroden Gebäudes demoliert und ein Neubau geschaffen, welcher zu Beginn zwei Zimmer für Ober- und Unterlehrer sowie im ersten Stock zwei Lehrzimmer enthielt.
Im Jahr 1871 wurde ein weiteres Lehrzimmer angebaut. Der größte Zubau geschah jedoch im Jahr 1873, in welchem auch die Schulchronik beginnt. Das Gebäude wurde durch Baumeister Franz Glaser um einen Zubau von drei Fensterfronten verlängert, außerdem wurde ein zweiter Stock aufgesetzt. Ebenerdig lag nun die Oberlehrerwohnung, bestehend aus zwei Zimmern, Kabinett und Küche, die Kanzlei, zugleich Konferenzzimmer, ferner drei Lehrzimmer und die Schuldienerwohnung. Im ersten und zweiten Stock hingegen wurden je drei Lehrsäle und ein Lehrzimmer eingerichtet. Wegen der Bauarbeiten konnte der regelmäßige Unterricht in der Schule, welche anfangs noch eine Knaben- und Mädchenschule und später eine reine Volksschule für Mädchen wurde, erst am 9. November 1873 beginnen.
Beim Umbau 1873 wurden fünf Klassen eingerichtet. Im Schuljahr 1876/1877 waren in der ersten Klasse Mädchen und Knaben zusammen, es gab zwei zweite Klassen, die getrennt waren, die dritte war wieder gemeinsam und in den zwei vierten Klassen wurde getrennt unterrichtet. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler nahm im Laufe der nächsten Jahre weiter zu. Im Jahr 1885 gab es schon je fünf Klassen für Mädchen und Knaben. Bei der Ortsschulratssitzung am 28. September 1885 wurde deshalb der Bau einer neuen Schule beschlossen, die von 1885 bis 1886 errichtet wurde. Die bis dahin gemischte Volksschule wurde getrennt. Der bisherige Oberlehrer Karl Plaichinger, der sich für eine der beiden Leitungsstellen entscheiden konnte, blieb Leiter in der Mädchenvolksschule.
Der Beginn des Schuljahres 1891/1892 war für die Schule von großer Bedeutung, da mehrere Gemeinden und Gemeindeteile mit der Reichs- und Residenzhauptstadt Wien verbunden wurden (Stadterweiterung), so auch Dornbach und Neuwaldegg, die so Teil der Gemeinde Wien wurden und die Funktion des alleinstehenden Bezirksschulrats Hernals wurde eingestellt. Der 17. und 18. Gemeindebezirk wurden zu einem Schulinspektionsbezirk zusammengefasst.
Seit der Einrichtung der Anstalt gab es im Gebäude eine große Industrieschule, in welcher die Mädchen Stricken, Nähen, Flicken und Kochen lernten.[1] Zu Beginn des Schuljahres 1901/1902 waren an dieser Anstalt 296 Schülerinnen eingeschrieben, von denen 283 die katholische, fünf die evangelische und acht die mosaische Konfession besaßen. Das Lehrzimmer Nr. 7 wurde zweimal die Woche vom Dornbacher Kirchenmusikverein für Gesangsübungen mitbenützt.[2]
Erster Weltkrieg
Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Schule in die Knabenschule in der Knollgasse umgesiedelt, da dieses Schulgebäude für Einquartierungen der Eisenbahnsicherungsabteilung des Militärs benötigt worden war. Es wurde der halbtätige Unterricht eingeführt. Gegen Kriegsende wurden Kinder aus ganz Wien durch die Fürsorgeaktion „Kaiser-Karl-Wohlstandswerk: Kinder aufs Land“ zur Erholung hinaus aus der Stadt und in ländliche Gegenden gebracht, weshalb das Schuljahr 1918/1919 erst mit großer Verspätung begann.
Zwischenkriegszeit
Am 20. Oktober 1919 kam es zur Gründung des ersten Elternvereins an der Schule. Zu Beginn der 1920er Jahre ist dem Schulchronisten eine große Vorfreude auf die einsetzenden Änderungen der demokratischen Einheitsschule im „Roten Wien“ anzumerken.[3]
In der Zeit des Ständestaats wurden alljährlich die „Vaterländischen Wochen“ abgehalten – eine Veranstaltung, welche den Kindern Vaterlandsbewusstsein und Pflichtbewusstsein lehren sollte. Zu Beginn des Schuljahres 1935/1936 übernahm Oberlehrerin Charlotte Herrmann die Schulleitung, welche 39 Jahre zuvor selbst Schülerin der Anstalt gewesen war. Sie hält fest, dass sich der äußere Eindruck des Gebäudes wenig geändert habe, nur die angrenzende Kirche habe einen höheren Kirchturm gehabt. Im Erdgeschoß, wo vier Jahrzehnte zuvor Klassenräume eingerichtet worden waren, gab es nun einen sehr niedrigen Turnsaal. Elektrisches Licht gab es nur in einem Raum, in allen anderen gab es noch Gasbeleuchtung. Generell wird der starke Wunsch nach einer Sanierung eines inzwischen eher maroden und zum damaligen Zeitpunkt fast 100-jährigen Gebäudes zum Ausdruck gebracht.[4]
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Pferdetransportkolonne Nr. 1/521 und 522 auf unbestimmte Zeit im Schulhaus einquartiert. Im Oktober 1939 konnte das Gebäude jedoch schon wieder bezogen werden. Wegen der rückläufigen Schülerinnenzahlen wurde die Anstalt auf Veranlassung des Herrn Schulrates Leithner mit Ende des Schuljahres 1941/1942 aufgelassen und vorübergehend mit der Knabenvolksschule in der Knollgasse 6 unter eine Leitung gestellt. Zu Beginn des Schuljahres 1940/1941 gab es lediglich noch 108 Schülerinnen, die auf vier Klassenzüge aufgeteilt wurden.[5] Die heute noch existierende Schule in der Knollgasse dürfte also die Nachfolgeschule der Schule am Rupertusplatz geworden sein.[6]
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Rupertusplatz 1, B51 – Schulchronik: Bd. 1, 1873-1922.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Rupertusplatz 1, B51 – Schulchronik: Bd. 1, 1873-1922.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Rupertusplatz 1, B51 – Schulchronik: Bd. 1, 1873-1922.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Rupertusplatz 1, B51 – Schulchronik: Bd. 2, 1922-1937.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 – Standesausweise: öffentliche Schulen: Jahre 1940-1941.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Rupertusplatz 1, B51 – Schulchronik: Bd. 2, 1937-1942.