Viktor Stein
Viktor Stein, * 9. Juli 1876 Pribram (Böhmen), † 28. April 1941 Sachsenhausen, Politiker.
Biografie
Viktor Stein studierte Philologie und Philosophie. Anfang der 1890er Jahre kam er nach Wien und schloss sich in Margareten dem Kreis um Viktor Adler an, für den er bei Wahlreden vor tschechischen Industriearbeitern in Wien als Dolmetscher agierte. Zur Zeit des so genannten Separatistenstreits (1910 bis 1912) profilierte er sich als kompromissloser Vertreter jenes Flügels der Gewerkschafter, der die multinationale Einheit der österreichischen Gewerkschaftsbewegung aufrechterhalten wollte. Dass er erfolglos blieb und die Spaltung nicht verhindern konnte, empfand er als schweren Rückschlag für die Arbeiterbewegung.
1917 begann er für die Metallarbeitergewerkschaft zu arbeiten und übernahm die Redaktion der Fachzeitschriften "Der Metallarbeiter" und "Der Industrieangestellte" sowie jene der Gewerkschaftspublikation "Arbeit und Wirtschaft". Journalistisch äußerst begabt und pädagogisch orientiert, trat er als Vortragender bei Bildungsveranstaltungen und als Lehrer an der Arbeiterhochschule hervor.
Stein kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 5. Bezirk und war von 1923 bis 1926 und von 1927 bis 1930 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Als Abgeordneter zum Nationalrat war er von 1926 bis 1927 und von 1930 bis 1934 tätig.
Stein wurde mehrfach aus politischen Gründen verhaftet. So wurde er vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime im Februar 1934 verhaftet und für mehrere Monate im Gefängnis festgehalten. Während des Nationalsozialismus wurde er 1938 wegen Hochverrats angeklagt und nach fünfzehnmonatiger Haft im Dezember 1939 freigesprochen, jedoch beim Verlassen des Landesgerichts von der Gestapo neuerlich verhaftet. Stein wurde zunächst in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert und am 27. Dezember 1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verlegt, wo er am 28. April 1940 verstarb.
Quellen
Literatur
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Datenbank Shoah-Opfer
- Forschungsstelle Nachkriegsjustiz: Gedenktafel Parlament (rechts vom Haupteingang) [Stand: 10.08.2016]
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995
- 100 Jahre Gewerkschaftsbewegung in Österreich [1893-1993]. Ausstellung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Hrsg. Wolfgang Maderthaner. Wien: Österreichischer Gewerkschaftsbund 1993, S. 28 f.
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963